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Kennst du Tetris?

Solltet ihr diese Neuheit auf dem Videospielmarkt nicht kennen, tut ihr mir leid. Also wirklich, wirklich leid.

Mike Kordan · 5. Juli 2016

Nun gut, ich bezweifle, dass irgendjemand es tatsächlich fertig gebracht hat, bis jetzt noch nichts von Tetris gehört zu haben. Immerhin hat sich der Spieleklassiker seit dem Jahr 1984 weit über 100 Millionen mal verkauft, steht im Guinness-Buch der Rekorde als das Spiel, welches auf die meisten Systeme portiert wurde, und ist auch nichtvideospielbegeisterten Menschen dank Bettwäsche, Geschirr, Handyhülle und etlichem mehr durchaus bekannt. Doch worin begründet sich der enorme Erfolg der langsam fallenden Tetriminos?

Die sieben Tetriminos: I, J, L, O, S, T und Z.
Die sieben Tetriminos: I, J, L, O, S, T und Z.

Zunächst begann Tetris 1984 als ton- und farbloses Ein-Mann-Projekt. Doch schon in diesem Rohzustand konnte es die Mitarbeiter Alexei Paschitnows begeistern. Nach kurzer Zeit verbreitete es sich – mittlerweile in Farbe – in der Sowjetunion und schließlich in ganz Osteuropa rasant aus. Auch der westliche Markt wurde erschlossen, jedoch nicht ohne größere Streitereien um die Rechte an Tetris. Diese gingen soweit, dass sogar Gorbatschow mit in die Sache verwickelt wurde. Das kann nicht jedes Spiel von sich behaupten.

Dabei könnte das Spielprinzip nicht einfacher sein. Vom oberen Spielfeldrand fallen immer schneller kleine Blöcke – die sogenannten Tetriminos – hinunter. Durch geschicktes Positionieren und Drehen im 90°-Winkel müssen diese Steine so aneinandergereiht werden, dass am besten gleich mehrere horizontale Linien komplett gefüllt werden. Diese verschwinden dann und das Spiel geht weiter. Sollte man es nicht schnell genug schaffen, genügend Reihen zu zerstören, türmen sich die Blöcke langsam höher; beim Erreichen des oberen Randes ist das Spiel verloren.

Gleich werden vier Reihen gleichzeitig verschwinden. Dieser sogenannte Tetris war im Duellmodus stets gefürchtet.
Gleich werden vier Reihen gleichzeitig verschwinden. Dieser sogenannte Tetris war im Duellmodus stets gefürchtet.

Tja, das war dann auch schon das gesamte Spiel. Warum erkläre ich das Spielprinzip, obwohl Tetris und dessen Gameplay doch eigentlich jedem geläufig ist? Es geht natürlich um die gewisse Schönheit der Schlichtheit, welche ich bereits bei Antichamber als herausragend angesehen habe. Das Spielprinzip kann in weniger als zehn Sätzen völlig erklärt werden, und dennoch – oder gerade deswegen – übt es eine Faszination auf Groß und Klein aus. Nicht umsonst wird Tetris auch als Mutter aller Casual Games angesehen: Es ist leicht zu verstehen beziehungsweise zu spielen und kann sowohl in der Fünf-Minuten-Pause in der Schule, nach einem anstrengenden Arbeitstag zur Entspannung als auch während des Wartens auf die Deutsche Bahn – also durchaus auch über mehrere Stunden – gedaddelt werden.

Mittlerweile gibt es Neuauflagen des Spieleklassikers, welche mit 20 Spielmodi aufwarten. Doch an sich ist sich das Spiel stets selbst treu geblieben und sorgt noch heute für kurzweilige Unterhaltung – für mittlerweile bis zu acht Spieler gleichzeitig. War es noch zu Game Boy-Zeiten so, dass der Zweispielermodus via Link-Kabel ein wahrer Luxus war – die kleinen Bauklötze haben vermutlich die ein oder andere Freundschaft ins Wanken gebracht – so ist in der Nintendo 3DS-Version ein 8-Spieler-Online-Modus integriert. Ich habe um ehrlich zu sein keine Ahnung, wie das funktionieren soll, aber egal.

Graphisch gesehen hat sich Tetris über die gefühlt in die Hunderte gehenden Nachfolger kaum entwickelt. Etwas Farbe hier, ein kleiner 3D-Effekt dort, viel ist hier nicht passiert. Und das ist gut so. Wie sonst könnte das nostalgische Feeling aufkommen, wenn man an längst vergangene Zeiten denkt, als Game Boys noch mit Tetris ausgeliefert wurden?

Falls es etwas innerhalb des Tetris-Universums gibt, das bekannter ist als die namensgebenden Blöcke selbst, so ist es wohl die Musik der Game Boy-Edition. Bekannt als ‚Music A‘, wurde das auf einem russischen Lied basierende Stück mittlerweile so oft im Internet genutzt, dass es vermutlich die Bekanntheit des Spiels selbst nahezu übertrifft. Gebt einfach mal bei YouTube „Tetris Music A“ ein oder klickt auf den Link. Obwohl es die kreativen Namen ‚Music B‘ und ‚Music C‘ nicht vermuten lassen, sind auch diese Titel durchaus hörenswert. Schon nach einmaligem Hören dieser drei eingängigen Melodien bleiben sie einem ewig im Kopf und verursachen regelmäßig Ohrwürmer.

Nun, was bleibt noch zu sagen? Tetris hat es geschafft, trotz des einfachen Spielprinzips und minimaler graphischer Raffinesse ein Welterfolg zu werden, welcher schon des Öfteren unter die Top 3 der besten Spiele aller Zeiten gewählt wurde. Falls ihr nun die Titelmelodie im Kopf habt und sie nicht mehr los werdet, tut es mir leid. Ich für meinen Teil werde nun meinen Game Boy entstauben und mich für ein Weilchen in die Welt der Blöcke begeben.