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Filmkritik – Captain Marvel

Im Marvel Cinematic Universe gab es nun schon zahlreiche Heldinnen und Helden, nun ist mit Captain Marvel ein weiteres Exemplar von einer Comic-Superheldin auf der großen Leinwand erschienen.

Marco Mühlen · 17. März 2019

Worum geht es?

Wir begleiten in Captain Marvel die Kriegerin Vers (Brie Larson), die all ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit verloren hat. Sie ist bei der hochentwickelten Alien-Rasse Kree ausgebildet worden, die der „obersten Intelligenz“ dienen und für die Sicherheit im All sorgen. Schon zu Beginn erfahren wir, dass sie mit ihren Händen ein paar Superkräfte besitzt, die ihren Kree-Kollegen nicht zur Verfügung stehen.

Vers ist hier noch eine stolze Kriegerin der Kree.

Bei einem Einsatz wird das Team von Vers in einen Hinterhalt gelockt von der Formwandler-Rasse Skrull, die es schaffen, Vers zu entführen. Auch haben sie die Fähigkeit, die Erinnerungen im Kopf von Vers wachzurufen. Das machen die Skrulls, da sie eine wichtige Information aus der Vergangenheit der Kriegerin suchen.

Mit Hilfe ihrer Photonenstrahlen kann sich Vers aber befreien und flüchtet auf den nahegelegenen Planeten C-53, der Erde. Doch auch die Skrulls gelangen auf diesen Planeten, die sich gleich wieder auf die Suche nach Vers machen und sich dank ihrer Formwandlungen besser an die Erde der 90er Jahre anpassen können als Vers. Doch ihr scheint dieser Planet doch irgendwie seltsam vertraut.

Willkommen in den 90ern.

Popcorn-Kino

Ryan Fleck und Anna Boden schaffen es zu Beginn des Films, uns als Zuschauer ebenso verwirrt zu lassen wie unsere Heldin Vers. Der Film startet mit einem ihrer Albträume und sie erwacht danach in ihrem Apartment auf dem Planeten Kree. Später bei der Gefangennahme durch die Skrulls, erleben wir Erinnerungen von Vers, die sie nicht zuordnen kann, so wie wir dann als Kino-Besucher dann auch. Das ist eine clevere Methode uns in die Hauptfigur und ihrem gedanklichen Durcheinander hineinzuversetzen.

Die Erzählung ist rasant und man bedient sich an zahlreichen Elementen aus unterschiedlichen Gernes. Während man zu Beginn noch reine Science Fiction mit Raumschiffen und Aliens genießt, geht es auf der Erde zusammen mit Samuel L. Jacksons Character Nick Fury in eine Art Buddy-Cop-Movie über, wobei das wieder in einen Vergangenheits-Mystery-Plot mündet, der teilweise auch aus Akte-X stammen könnte.

Dies ist eine sympathische, bunte Mischung, die dem Film in munteres Popcorn-Kino verwandelt und gut unterhalten kann. Dabei kommt natürlich Marvel-typisch auch der Humor nicht zu kurz.

Wenn Vers ihre Photonenstrahlen einsetzt, gibt es ein kleines Effektgewitter.

Zu bemängeln wäre allerdings die quasi nicht vorhandene Charakter-Entwicklung unserer Heldin. Hier wurde versucht durch ein paar Rückblenden in die Kindheit einen emotionalen Reifeprozess zu zeigen, doch fällt der durch die viel zu kurzen Clips nicht sonderlich ins Gewicht.

Optische Begeisterung

Auch technisch macht der Film eine ordentliche Figur. Während wir durch die Genres hüpfen, passt sich der Film ebenfalls stilistisch an, so dass wir während der Verfolgungsjagden und frechen Unterhaltungen von Vers mit Nick Fury sich der Film eher erdigen Farben und der eher typisch 90er Jahre Optik bedient, erleben wir zu Beginn noch im Weltraum eher einen düsteren, aber feineren optischen Ton, der vor allem durch die Kree-Uniform-Farbe grün besticht.

Gegen Ende geht der Film dann eher in die typischere Marvel-Palette über und lässt uns wieder in die cineastische Comic-Welt abdriften. Hier verliert der Film auch wieder mehr von seiner eigenen Identität, auch weil das Kräfteverhältnis drastisch umschwenkt. Hier hat man noch etwas an Potential verschenkt, gerade weil das Ende den meisten Besuchern am ehesten im Gedächtnis bleiben wird.

Als Nick Fury ist Samuel L. Jackson wieder in der Blüte seines Lebens.

Besonders imposant ist die Verjüngung von Samuel L. Jackson. Hier zeigt die moderne Computer-Technik, dass man so etwas auch sehr realistisch umsetzen kann, ohne dass es befremdlich wirkt. Man merkt es kaum, dass hier getrickst wurde.

Musiktechnisch haben die Leute hinter den Kulissen wieder ein gutes Gespür gehabt. Die ausgewählten Songs treffen gut die Tonalität der jeweiligen Szene und sorgen auch im Hintergrund für die passende Stimmung. Selbst der gesungene Song von Nick Fury löst neben dem Schmunzeln auch eine angenehme Nostalgie aus.

Captain Marvel hat eine strahlende Persönlichkeit.

Fazit

Als Stand-Alone-Heldenfilm funktioniert Captain Marvel ziemlich gut. Auch Einsteiger in das Marvel-Universum dürften keinerlei Probleme haben, den Film zu verstehen. Natürlich werden vorraussichtlich nur Kenner des Marvel Cinematic Universe die ganzen Anspielungen verstehen.

Wer nichts gegen Superhelden-Filme hat und auf einen bunten Film mit 90er Jahre-Flair Lust hat, kann sich bedenkenlos diesen actionreichen Streifen anschauen. Man bekommt hier eine ganz solide Superhelden-Origins-Story präsentiert, die nicht wirklich was falsch macht. Marvel-Fans werden sich sowieso den Film nicht entgehen lassen.