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428 Shibuya Scramble

Ein etwas anderes Videospiel, eine etwas andere Visual Novel, eine etwas andere Geschichte. 428 Shibuya Scramble ist nicht nur für Genre-Interessierte ein relevanter und zeitloser Titel, sondern auch für alle Gamer, die ein wenig tiefer in die japanische Kultur eintauchen möchten.

Charles-Christopher Huppert · 30. April 2019

Bereits in den 90er Jahren wurde unsereiner durch Bücher mit Entscheidungsmöglichkeiten nicht nur unterhalten, sondern auch fasziniert. Es war für viele eine Verstärkung der Immersion, wenn man sich aktiv mit der Gestaltung der weiteren Geschichte befassen musste und nicht ausschließlich die bereits feststehende Story-Entwicklung akzeptierte.

Dennoch setzte sich diese Faszination des Mitgestaltens der Geschichte und der Charaktere so wirklich erst im digitalen Zeitalter durch, nämlich als das Videospiel-Genre der Visual Novels entstand. Prägend für dieses Genre der interaktiven Bücher sind unter anderem die Ace Attorney-Reihe (Capcom) oder die Professor Layton-Spiele (Nintendo). 428 Shibuya Scramble ist in vielerlei Hinsicht anders als die genannten großen Genre-Veteranen. Nichtsdestoweniger ist es auf alle Fälle einen Blick wert!

Für ein Videospiel überhaupt auffällig ist schon mal die Tatsache, das 428 Shibuya Scramble weder im Anime-Look gehalten ist und die Hintergründe auch sonst nicht animiert wurden. Das Spiel besteht nahezu ausschließlich aus echten Fotos und echten Schauspielern. Diese werden als stehende Bilder hinter den Textboxen dargestellt. Dabei gibt es jedoch keinerlei Vertonung der Texte – weder auf Deutsch noch auf Englisch oder Japanisch. Neben musikalischer Untermalung besteht der akustische Anteil des Spiels lediglich aus zum jeweiligen Hintergrundbild passenden Umgebungsgeräuschen, wie zum Beispiel Straßenlärm.

Das Setting des Spiels ist in Japan. Schon zu Beginn findet sich der Spieler auf der weltberühmten Shibuya-Kreuzung in Tokio wieder und muss sich mit einer Lösegeld-Übergabe beschäftigen. Im weiteren Verlaufe der Story, welche nicht nur Spannung, sondern auch typisch japanischen Humor mit sich bringt, schlüpft man in die Rolle verschiedener Charaktere. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, welche nicht nur die Protagonisten betreffen, sondern auch unabhängig von diesen Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte haben können. Eben so, wie wir das aus den eingangs erwähnten Büchern kennen. Bemerkenswert ist insbesondere, dass man voneinander auf den ersten Blick getrennte Geschichten spielt. Wie diese ineinandergreifen offenbart sich erst nach und nach.

Wer sich mit der japanischen Kultur nicht auskennt, sich für diese aber interessiert, wird mit 428 Shibuya Scramble durchaus Spaß haben können. Denn obgleich natürlich viele Wörter und Eigenheiten aus dem Land der aufgehenden Sonne für Westeuropäer neu sein dürften, wird man mit diesen nicht allein gelassen. Regelmäßig werden potenziell unbekannte Wörter im Text markiert und in Extra-Boxen ausführlich erläutert.

Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass die Texte ausschließlich auf Englisch und Japanisch verfügbar sind. Im Übrigen handelt es sich hierbei um keinen wirklich brandneuen Titel: Bereits im Jahre 2008 wurde es vom Entwickler Chunsoft fertiggestellt und von Publisher SEGA veröffentlicht. Man entschied sich nun dafür, ganze zehn Jahre später 428 Shibuya Scramble erneut für PlayStation 4 sowie für den PC zu veröffentlichen. Damit ist es nun auf PlayStation 4, PlayStation 3, PlayStation Portable, Android, iOS, Wii und auf Microsoft Windows verfügbar. Wir testeten die PlayStation 4-Version.