TESTS

Aven Colony

Survival-Aufbaustrategie auf den Weg zu neuen Ufern

Jan Markus Mäuer · 18. August 2017

Auf dem PC sind Survival Spiele schon so lange das neue heiße Ding das man es nicht mehr “neu” nennen könnte. Diverse Genres sind angereichert mit der Bedrohung von einem quälenden, langsamen Tod wenn man sich nicht um Grundbedürfnisse wie Nahrung und Wasserversorgung kümmert. Angefangen mit First Person Spielen wie ARK oder (wenn man ganz weit zurückgeht) Minecraft, tauchten auch immer mehr RPGs, Strategie und Aufbauspiele mit Survival Elementen auf, um bekanntes Gameplay spannender zu machen. Der Konsole ist der Trend natürlich auch nicht entgangen, auch wenn eben genannte Aufbauspiele weiterhin ein vernachlässigtes Genre außerhalb der Welt der Heimcomputer sind. Genau deshalb ist Aven Colony vielleicht etwas übersehen worden in der Flut anderer ähnlicher PC Titel. Auf PlayStation 4 und Xbox wiederum sieht die Sache etwas anders aus.

In Mothership Entertainment’s Debüttitel dreht sich alles um den Planeten Aven Prime, insbesondere ein Kolonieschiff. Und als Gouverneur der ersten Stadt bzw. Städte in der neuen Welt hat man als Spieler die ehrenvolle Aufgabe, sich gegen fremde Flora und Fauna zu behaupten.

Alles in allem ist man zumeist mit Städtebau beschäftigt. Von dem Landungsschiff aus baut man Minen, Außenposten, Farmen und Stromversorgung auf, verbindet diese in einem Tunnelsystem (Aven Prime ist Erdähnlich, die Atmosphäre jedoch nicht ganz Erdähnlich genug) und legt idealerweise das Fundament für eine sich selbst versorgende Kolonie bevor die anfänglich zur Verfügung gestellten Vorräte ausgehen. Hier kommt der Survival Aspekt besonders zu tragen, denn als außerirdische Stadt muss man sich eben nicht nur um Strom und Wasser kümmern, sondern eben auch darum Materialien zu verarbeiten und z.B. die Luft in der versiegelten Atmosphäre atembar zu lassen. Von außen derweil drohen Blitzeinschläge, tödliche Hagelstürme und etwas ausserirdischere Gefahren wie Alien-Sporen Schaden an der Kolonie zu verursachen. Und findet man sich in den Wüsten Biomen von Aven Prime wieder, darf natürlich auch ein Dune-esquer gigantischer Sandwurm nicht fehlen.

Der permanenteste und gefährlichste Gegenspieler ist jedoch der rasante Jahreszeitenwechsel. Oft und regelmäßig bricht der Winter ein, und er ist besonders brutal. Die meisten Stromversorgungsmethoden arbeiten auf halber Kraft, Farmen fallen ganz aus und selbst die hoffentlich in Vorahnung gebauten Gewächshaus-Komplexe leiden unter der Finsternis. Ausfälle sind quasi unvermeidlich und so werden im schlimmsten Falle die angenehmeren Jahreszeiten ein Wettrennen die Lagerhäuser genug zu füllen um den nächsten Winter zu überstehen. Als Gouverneur kann man sich auch mit Verordnungen behelfen, die die Bewohner zur stärkeren Rationierung und anderen Sparmaßnahmen zu zwingen. Aber das macht die Bürger natürlich nicht sehr glücklich und früher oder später stehen freie Wahlen in der Kolonie an, die ein schnelles Karriere-Ende bedeuten können.

Läuft alles jedoch gut, kann man den Lebensstandard der Kolonie anheben mit Annehmlichkeiten wie Einkaufszentren, exotischen Lebensmitteln, Alien Wunderdrogen und Parkanlagen. Hier jedoch zeigt Aven Colony eine erste Schwäche. Zwischen dem ständigen Aufrechterhalten der Grundversorgung, den Einschränkungen was man wie Bauen kann und das etwas generische Sci-Fi Design der Gebäude bietet das Spiel wenige Optionen, sich wirklich auszuleben und seine Kolonie zu individualisieren. Vielleicht macht man etwas mehr Profit durch Erzabbau, Handel oder Luxusgütern, aber im Endeffekt ist man auf die meisten selektierbaren Gebäude angewiesen und jede Kolonie sieht früher oder später ziemlich gleich aus. Ebenfalls mangelt es im Survival Part ein wenig an Persönlichkeit. Zwar kann das Spiel durchaus panisch werden und bietet ein paar ausgefallene Katastrophen die man managen muss, vergleicht man es jedoch mit etwas wie Rimworld, wo die Komplexität der ineinandergreifenden Systeme ihre eigenen Geschichten erzählt, überwiegend von Dingen die in einem totalen, aber oft unerwarteten Fiasko enden. Im Endeffekt ist die Hauptaufgabe im Spiel Statusbalken aufrecht zu erhalten: Man macht aus dem Minus ein Plus, bekommt neue Kolonisten, größere Aufwände oder eben unerwartete Zwischenfälle, und arbeitet dann wieder auf das Plus zurück zu kommen.

Es klingt jedoch ein wenig harscher, als es gemeint ist. Das, was das Spiel macht, schafft es gut, besonders eben auf der PlayStation 4. Die Steuerung ist nicht die allerbeste (weil es keine Maus ist), jedoch gut genug aufgeteilt um das Spiel nicht unnötig umständlicher zu machen. Einzig der Bau der Tunnel, die quasi als Straßen dienen, kann dank kompletter Abhängigkeit von Drag und Drop Systemen frustrieren. Der Aufbau der Kolonien ist recht intuitiv, mit verständlichen Dynamiken zwischen den Systemen und, zumindest im Kampagnenmodus, helfen optionale Aufgaben dabei den Rhythmus vom Bauen, Verbinden und Upgraden zu etablieren. Allgemein hilft der Kampagnenmodus dem relaxten, wenngleich etwas monotonen, Spielfluss. Während sich der Sandbox Modus dank recht rigider Struktur und wenig Chancen auf Individualität etwas sinnlos anfühlt, schafft die Kampagne ist mit vagen, aber nicht uninteressanten Storybits und den mit sinnvoller Schwierigkeitskurve gestalteten Levels länger zu motivieren. Achja, und dank Unreal 4 Engine ist das ganze auch ansehnlich, mit nahezu absurden Zoom-Möglichkeiten und gelungenen Lighting-effekten.