TESTS

Erica

Der Release von Erica ist zwar schon eine Weile her, allerdings wollen wir euch unser Review zum interaktiven Film nicht vorenthalten.

Lucas Rau · 16. Oktober 2019

Im Rahmen der Gamescom Opening Night wurde der 2017 angekündigte Titel von Entwickler Flavourworks mit einem neuen Trailer erneut vorgestellt und gleichzeitig im PlayStation Store für die PlayStation 4 veröffentlicht.

Bei Erica handelt es sich um einen psychologischen Thriller, der sich um die junge, titelgebende Erica dreht. Diese wird zu Beginn des Spiels in einen Mordfall verwickelt und muss sich im Laufe des Spiels mit Geschehnissen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert sehen. Da das Spiel mit der Geschichte überzeugen möchte, sollen weitere Plotpunkte hier nicht verraten werden.

Ähnlich wie Hidden Agenda (unser Test) von Supermassive Games versteht sich Erica weniger als Spiel, mehr jedoch als interaktiver Film. Im Gegensatz zu Hidden Agenda, ist Erica aber gänzlich mit echten Schauspielern, statt digitalen Abbildern, besetzt und gedreht. Das heißt, dass sich das Gameplay, falls man es so nennen kann, lediglich auf Interaktionen beschränkt. Außerdem bietet es sich an den Titel mit mehreren Freunden und Freundinnen zu zocken.

Während der Film läuft gibt es immer wieder Stellen an denen Entscheidungen getroffen werden müssen. Möchte man als Erica lieber den unheimlichen Kindern mit Maske nach oder den Abstellraum untersuchen. Solche und etliche weitere Entscheidungen können entweder mit Gamepad oder Smartphone getroffen werden. Auf dem Display des Mobilfunkgerätes oder dem Touchpad des DualShock 4 wischt ihr mit eurem Finger, um die im Spiel aufblitzenden Entscheidungen zu wählen. Die Companion App ist in allen gängigen Stores der Mobilfunkgeräte zu finden und ist auch die präferierte Methode das Spiel zu bedienen, da ein Display von Smartphones in der Regel deutlich präziser ist als das Touchpad des DualShock 4. Aufgrund der simplen Steuerung ist Erica auch für Menschen, die mit Videospielen wenig vertraut sind, sehr einfach zu bedienen.

Protagonistin Erica wird von Schauspielerin Holly Earl gemimt, die ihre Rolle außerordentlich gut macht. Auch die unterstützenden Figuren können allesamt überzeugen. Vorbei ist glücklicherweise die Zeit der 90er Jahre, als in Full-Motion Videospielen mit krassem Overacting gespielt wurde.

Ein paar Dinge gibt es Erica aber auch auszusetzen. Die Geschichte ist zwar spannend und gut erzählt, endet allerdings recht abrupt. Zumindest in den zwei Enden, die ich sehen konnte. Außerdem fehlt ein einführender erster Akt, der uns Erica und ihre Persönlichkeit etwas näherbringt. Nach einer Rückblende wird Erica schnell in einen Mordfall verwickelt, was direkt in den zweiten Akt führt. Zwar wird Erica dort ausreichend charakterisiert, dennoch würde das Spiel von mehr Exposition zu Beginn profitieren. Desweiteren besitzt der Titel weder Spielstände, eine Flowchart oder eine andere Möglichkeit an Entscheidungspunkte zu springen.  An sich ist das natürlich nicht schlecht. So sind getroffene Entscheidungen nicht mehr zu ändern und man muss mit dem Leben, was man wählt. Andererseits muss man sich so jedes Mal durch rund 90 bis 120 Minuten spielen, um eine weitere Variation des Endes zu sehen. Da nach einem Durchgang weit nicht alle Geheimnisse enthüllt sind und es mehrere Enden gibt, streckt das die Spielzeit natürlich, sofern man alle Enden erleben möchte.