TESTS

Fear Effect Sedna

Bereits 17 Jahre ist es her, dass Hana Tsu-Vachel ihr Unwesen getrieben hat. Zuletzt auf der PlayStation 1 im Titel Fear Effect 2: Retro Helix. 2016 wurde Fear Effect Sedna angekündigt, am 6. März 2018 endlich veröffentlicht. Aber kann der Titel mit den alten Spielen mithalten?

Lucas Rau · 29. März 2018

Direkt zu Beginn fällt auf, dass Entwickler Sushee das Gameplay und die Präsentation von Fear Effect einfach mal komplett umgeworfen hat. Zwar gibt es in den Cutscences noch immer Charakteremodelle im Cel-Shading Stil und 3D-Umgebungen, allerdings spielt sich der Titel nun in isometrischer Sicht.

Die Zwischensequenzen können mit netter Optik überzeugen. Leider einer der wenigen Pluspunkte des Spiels.

Ihr schlüpft in die Haut der Söldner Hana, Rain, Deke, Glas und Axel und kämpft oder schleicht euch in der isometrischen Sicht durch verschiedene Abschnitte des Spiels, welches im Jahre 2064 spielt. Mal alleine, mal im Team. Entwickler Sushee spendiert dem Titel dabei eine Art rundenbasiertes Kampfsystem, das leider nur halbwegs funktioniert. So kann beispielsweise per Touchpad (PlayStation 4) der taktische Modus angeschaltet werden, welcher die Zeit anhält und euch Aktionen planen lässt. Leider ist dieser nicht gut umgesetzt und funktioniert auch meist nicht wie er soll. Auch weil die Auseinandersetzungen eigentlich viel zu hektisch sind und dabei schon jedes taktische Element flöten geht. Das ist durchaus schade, denn sind die Möglichkeiten in der Theorie ja gegeben. So hat jeder der Charaktere verschiedene Fähigkeiten, wie Minen, eine Armbrust und weitere, die euch helfen können, Gegner taktisch auszuschalten. In der Realität sieht es aber so aus, dass ihr einfach eure Standardwaffe benutzt und R2 (oder welche Schusstaste auch immer) hämmert, um die Gegner zu besiegen. Viel Taktik ist da nicht vorhanden. Eine andere Option, die ihr in manchen Levels habt, ist das Schleichen. Doch auch hier versagt das Gameplay an jeder Stelle. Ihr könnt zwar schleichen und Gegner ausknocken, weitere adäquate Schleichfähigkeiten gibt es aber nicht. Werdet ihr gesehen, seid ihr meist in Sekundenschnelle tot, außer ihr heilt euch mit einem der unzähligen Medikits, die überall rumliegen.

In isometrischer Sicht kämpft ihr euch durch die Levels. Das Kampfsystem ist leider nur minimal taktisch.

Ein weiterer Aspekt des Gameplays sind die Rätsel. Jedes Level bietet Puzzles, die gelöst werden müssen, um im Spiel voran zu schreiten. Diese sind tatsächlich wirklich gut und teilweise ordentlich schwer. So müsst ihr beispielsweise einen Server hacken. Ihr habt drei Versuche, um die sechsstellige Kombination zu erraten. Die Lösung dazu findet ihr irgendwo im Level. An einer anderen Stelle musste man eine Bombe entschärfen. Auch hier war die Lösung versteckt. Poster in verschiedenen Farben an den Wänden im Level zeigen euch die Position der Drähte, welche schließlich durchgeschnitten wurden.Versagt ihr bei einem der Rätsel, heißt es meist schnell Game Over. Dies wäre eigentlich nicht sonderlich schlimm, wären da nicht die langen Ladezeiten und Sterbesequenzen der Charaktere. Beides zusammen dauert gut und gerne 15-20 Sekunden und stört unweigerlich den Spielfluss. Denn auch wenn ihr entdeckt werdet und sterbt – was äußerst häufig vorkommen wird – müsst ihr euch mit der langen Ladezeit und eventuell schlecht gesetzten Checkpoints auseinandersetzen. Da helfen die Kombination von schlechtem Gameplay und schwerem Spiel natürlich nicht wirklich. Schön wäre es natürlich gewesen, eine Quicksave/Quickload-Funktion zu haben, die beispielsweise in Dishonored 2 herausragend funktioniert. Vor allem, da der Titel in manchen Passagen schlicht wie Trial and Error wirkt.

Verschiedene Rätsel lockern das schlechte Gameplay auf, sind aber teilweise reines Trial and Error.

Viele Spiele können durch eine sauber erzählte und gut durchdachte Geschichte natürlich gerettet werden. Auch das ist bei Fear Effect Sedna nicht der Fall. Allerdings ist die Story so schlecht und auch nicht witzig, sodass man es vielleicht verzeihen könnte. Nein, sie ist einfach schlecht! Teilweise springt das Spiel zur nächsten Mission ohne jedwede Erklärung, weshalb. Es gibt nicht einmal eine Cutscene, die erklärt, warum man nun nicht mehr am vorigen Ort ist. Es fühlt sich manchmal schlichtweg an, als ob ein Abschnitt des Spiels einfach geschnitten wurde.

Negativ zeigen sich auch die Synchronsprecher. Entweder sind sie einfach schlecht oder komplett „over-the-top“. Zu keinem Zeitpunkt gab es einem Moment, an dem man sich sagen konnte, dass die Charaktere sich auch nur in irgendeiner Weise gut anhören. Des Weiteren zeigen sich auch Qualitätsunterschiede bei der Sprachwiedergabe. So waren in manchen Cutscenes Charaktere leiser als andere oder hatten ein leichtes Rauschen im Hintergrund. Mir ist ein Rätsel, wie das heutzutage noch der Fall sein kann.

Einen positiven Aspekt gibt es aber dann doch zu nennen. Der Soundtrack des Spiels ist hervorragend. Die musikalische Untermalung ist zu jeder Zeit top und spiegelt auch das SciFi-angehauchte Setting gut wieder. Daneben kann auch die Grafik überzeugen. Der Mix aus Cel-Shading und 3D-Hintergründen in den Cutscenes macht einiges her und auch im laufenden Spiel sieht es nicht schlecht aus.

Im offenen Gefecht heißt es schnell Game Over. Daran schließen sich zu lange Ladezeiten an.