TESTS

Gravity Rush 2

Das Mädchen mit den Gravitationskräften ist wieder da! Was hat sich seit dem Vorgänger getan und kann der neueste Teil ebenso begeistern?

Marco Mühlen · 27. Januar 2017

Es geht abwärts. Zwei Minenarbeiter lassen sich mit Hilfe eines offenen Fahrstuhls herunter in dichten Nebel, um unten wertvolle Mineralien zu schürfen. Doch dort angekommen, tut sich ein heftiger Gravitationssturm auf. Alles fegt durch die Gegend und plötzlich sind alle in großer Gefahr.
So beginnt das neue Abenteuer von Kat in Gravity Rush 2 (in Japan Gravity Daze 2).

Kat is back!

Wir dürfen wieder Hand an Kat legen. Doch alles ist ein wenig anders. Daheim in Hekseville von einem Gravitationssturm erwischt und fortgetragen, strandete Kat bei den Leuten vom Banga-Dorf, einem Minerarbeiter-Volk.

Kat erlangt erst ihre Fähigkeiten wieder, als sie ihre Katze Dusty wiederfindet.

Lisa, die toughe Anführerin, versucht alles, damit es ihren Leuten gut geht, auch wenn dies nach außen nicht immer so aussieht. Gerade Kat bereitet ihr öfters Schwierigkeiten, da sie sich zu oft in waghalsige Abenteuer stürzt, die noch mehr Probleme erzeugen.
Und da Kat ihre Katze Dusty nicht mehr bei sich hat, fehlt ihr auch die Fähigkeit, die Gravitation zu beeinflussen.

Steuerung

Da wir am Anfang noch keine von Kats Fähigkeiten besitzen, müssen wir uns zunächst am Boden in klassischer Jump’n’Run-Manier durch gekonnte Sprünge fortbewegen.
Zum Glück dauert es nicht lange, bis wir Dusty und unsere Kräfte wiedergefunden haben. Und dann geht es wieder los und wir schweben über den Boden, lassen uns in jede nur erdenkliche Richtung fallen und hebeln mal wieder die Erdanziehungskraft auf.

Durch Manipulation der Gravitation fliegen wir durch die Wolken.

Wer zuvor noch nicht den ersten Teil von Gravity Rush gespielt hat, wird eine Weile brauchen, um sich an die Steuerung zu gewöhnen. Zum Glück gibt es aber am Anfang noch genügend Tutorials, die einem die Steuerung nahe bringen.
Ein Druck auf die rechte Schultertaste hebelt die Gravitation für Kat auf. Drückt man ein weiteres Mal darauf, fliegen wir in die Richtung, in die wir gerade schauen. Treffen wir dabei auf ein Objekt, so „klebt“ Kat dann an diesem, als wäre die Gravitation aktuell in der Fallrichtung.
Und mit einem Druck auf die linke Schultertaste schalten wir jeder Zeit wieder in den Normalzustand zurück.

Dabei ist der größte Gegner nicht zwangsläufig ein Monster, sondern oft einfach nur die Kamera. Zwar können wir mit einem Druck auf die R3-Taste stets die Kamera neu ausrichten lassen, allerdings geht gerade in sehr engen Umgebungen die Übersicht besonders schnell verloren.

Das große Herz der Gravitations-Königin

Ein ganz großer Pluspunkt geht ganz klar an das Charakter-Design. Kat ist so liebenswert naiv und kämpft wie selbstverständlich immer für Freiheit und Gerechtigkeit. Da ist es auch kein Wunder, dass ihre kindliche Naivität auch mal ausgenutzt wird.
Und da Kat sich immer auf die Seite der Schwächeren stellt, bekommt sie auch mal Schwierigkeiten, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.

Um für die Gerechtigkeit zu kämpfen muss man sich auch mal gegen die Polizei stellen.

So gibt es einen Abschnitt im Spiel, wo wir eine Lieferung einer großen Menge Benzin besorgen müssen. Und plötzlich müssen wir entscheiden, ob wir den Brennstoff zur Käuferin bringen, die das Benzin einfach nur zum Spaß verbrennt, oder dem armen Volk zur Verfügung stellen, die es viel nötiger hätten.

Neue Fähigkeiten

Im Verlaufe der Geschichte gelangt Kat an geheimnisvolle Orte, die an bestimmten Stellen mit einer großen Steintafel eine Aufgabe stellen. Erfüllt Kat diese Aufgaben, kann sie an mystischen Altären neue Fähigkeiten erhalten.
Und dann ist sie in der Lage, ihre Form leicht zu verändern, so dass sie zum Beispiel plötzlich federleicht ist und haushoch springen kann, ohne ihre Gravitationsfähigkeiten einzusetzen. Zudem ist sie so noch bedeutend schneller als sie es ohnehin schon ist.

Kat kann nun zwischen mehreren Gravity-Stilen wechseln.

Und als ob das noch nicht genug ist, kann sie während der Kämpfe und dem Minenschürfen noch verschiedene Talismane einsammeln. Mit Hilfe dieser kann sie dann gewisse Attribute stärken oder Fähigkeiten ausdauernder gestalten.
Zum Beispiel lassen sich so die Lebensenergie erhöhen oder die Durchschlagskraft ihrer Tritte verbessern.
Es gibt dabei drei Formen von Talismanen, von denen wir jeweils immer nur einen gleichzeitig tragen können. Im späteren Verlauf des Spieles sind wir dann auch in der Lage, Fähigkeiten von Talismanen zu verschmelzen, die Form zu ändern oder fünf Talismane gegen einen neuen einzutauschen.

Wie im Vorgänger können wir auch unsere Standardfähigkeiten durch das Einsammeln von Kristallen wieder verbessern.
Und wer befürchtete, jetzt mit den Fähigkeiten wieder von vorne anfangen zu müssen, der kann zum Teil aufatmen. Viele von den hart erkämpften Leistungssteigerungen im Vorgänger hat man von Anfang an. So können wir schon jetzt sehr lange in der Luft bleiben und auch die Erholungsphase nach verbrauchter Gravitationskraft ist erfreulich kurz, so dass wir diese Kräfte nicht näher ausbauen müssen.

Verschiedene Talismane können Kats Fähigkeiten verbessern.

Mit Hilfe ihrer neuen Kräfte steht ihr im Kampf gegen die Nevi und menschlichen Plagen nichts mehr im Wege.

Metal Kat Solid

Eine spielerische Neuerung sind die Stealth-Einsätze von Kat. In diesen müssen wir uns im Feindgebiet voran bewegen und den Wachen gezielt aus dem Weg gehen. Sollte uns doch einer mal sehen, so haben wir die Möglichkeit, diese Wache noch schnell zu überwältigen, bevor diese Alarm gibt.
Und in einer zusätzlichen Anzeige wird uns der derzeitige Alarm-Status angezeigt, so dass wir wissen, ob wir gerade entdeckt wurden oder nicht.

Das ganze erinnert zum Teil an die Metal Gear Solid-Reihe, kann aber bei weitem nicht mit diesen Titeln mithalten. Zwar können wir uns kurz nach dem Entdecken verstecken und wir hören von der Wache das bekannte „Das habe ich mir wohl nur eingebildet“, aber meistens endet das ganze eher in einem Trial&Error.

Diverse Dinge kennt man noch aus dem Vorgänger.

Doch diese Passagen sind meist kurz und sind nur selten vertreten. Auch wenn diese Abschnitte spielerisch nicht so glanzvoll gelungen sind, lockern sie doch das harsche vorpreschen an die Gegner ein wenig auf.

Und es bleibt nicht nur beim Schleichen. Die Entwickler haben sich einiges einfallen lassen, um das Spielerlebnis zwischendurch aufzulockern. Da suchen wir zum Beispiel mit Hilfe eines Peilsenders in der Stadt nach gestohlenem Gut, wo wir anhand von einem Signal die Richtung erfahren, oder wir müssen uns in einem Zweikampf am Boden gegen einen Rivalen in klassischer Beat ‚em up-Manier wehren.
Vieles funktioniert dabei natürlich nicht ganz so gut, wobei gerade letzteres massiv unter der Kamera zu leiden hat. Die Abwechslungen sind jedoch durchaus gelungen und sorgen für frischen Wind zwischen den Missionen.

Es gibt viel zu tun

Neben der Hauptstory haben wir natürlich auch noch die Möglichkeiten, allerlei Nebenmissionen zu erfüllen. Und davon gibt es wirklich viele.
Die meisten der Nebenquests sind in eine sehr interessante Erzählung eingebettet, die zum Teil sogar mal mehr begeistern können als die Hauptstory. Mal müssen wir einfach nur Menschen oder Dinge transportieren, ein anderes Mal gilt es Sachen zu finden oder zu fangen.

Dann gibt es noch die Schatzjagd. Immer mal wieder bekommen wir eine Meldung, dass ein neuer Schatz versteckt wurde und mit einem Hinweisbild können wir uns auf die Suche danach machen.

Man trifft immer wieder mal auf NPCs, die einem Nebenaufgaben oder Informationen bieten.

Zudem gibt es noch dutzende Extra-Missionen wie zum Beispiel das Fotografieren von verschiedenen Menschen. Oder Challenges, die uns immer wieder aufs neue fordern.

Es gibt dann auch stets immer einen Bonus, falls die Aufgaben erledigt wurden.
Wer also keine Lust hat, der Story zu folgen, dürfte auch so in einem der Städte zu genüge zu tun haben.

Technik

Auch technisch weiß Gravity Rush 2 zu begeistern. Wenn wir das erste Mal in Jirga Para Lhao ankommen und wir die herrlich bunte und belebte Stadt erleben, merkt man, dass die Entwickler hier mehr Möglichkeiten hatten, ihre Vision mit Leben zu füllen.
Es gibt zahlreiche Menschen, die überall herumlaufen und uns auch mit Nebenaufgaben beschäftigen können. Zusätzlich gibt es noch eine kleine Tierwelt, die vor allen mit vielen Vögeln glänzt. Und die fliegenden Fahrzeuge darf man natürlich auch nicht vergessen, die ebenfalls recht zahlreich vertreten sind, wir aber leider nicht selber steuern dürfen.

Die Welt um Kat ist riesig und es gibt viel zu entdecken.

Das Spielgeschehen läuft nahezu immer flüssig. Nur an einigen wenige Stellen mit vielen Gegnern und zahlreichen Bewegungen und Effekten im Raum gerät das Spiel auch mal ins Taumeln. Dies ist zum Glück nur in einigen wenigen Fällen aufgetreten.

Durch den schön gestalteten Himmel, in dem wir uns in den fliegenden Städten sehr häufig bewegen, werden die anderen Stadtteile nur durch Silhouetten dargestellt und erst, wenn wir näher kommen, können wir die einzelnen Gebäude und Fahrzeuge ausmachen. Auf diese Weise werden Pop-Ups vermieden und wir bekommen das Gefühl einer wirklich stimmigen Welt.

Die Texturen sind dem Stil nach ebenfalls im Comic-Look gehalten. Ab und zu gibt es abrupte Textur-Pop-Ups, wenn wir uns einem Gebäude mal unvorhergesehen nähern, aber das ist auch eher selten der Fall.

Ein Gravity Rush in der Instagram-Zeit

Die Welt von Gravity Rush 2 ist schön und stimmig. Je nach Stadtteil haben wir unterschiedliche Beleuchtungseffekte und andere Farben. Dabei glänzt das Spiel besonders im Art-Design.

Kat ist im Zeitalter der sozialen Medien angekommen. Bitte lächeln!

Kat und ihre Welt ist im Cellshading-Look gehalten und wird in den Zwischensequenzen – wie im Vorgänger auch – durch Comic-Strips weitererzählt. Durch die Farben und dem Stil wirkt das Spiel, als würden wir einen richtigen Comic nachspielen, den wir gerade lesen.

So ist es auch kein Wunder, dass bei dem neuen Teil nun auch ein Photo-Modus integriert wurde. Jetzt können wir die schönen Sehenswürdigkeiten aller Gegenden ablichten und die Ergebnisse mit anderen teilen. Ganz modern auch als Selfie-Modus, bei dem Kat winken, klatschen und mehr darf. Fast so, als würde Social Media auch in Gravity Rush 2 existieren.

Wush, Boom, Tock

Die Sound-Kulisse ist für das Spiel sehr passend. Wenn wir Enten jagen, hören wir sie in der Nähe quaken und können dem Geräusch in der entsprechenden Richtung folgen. Auch das Sound-Feedback zu unseren Aktionen ist immer sehr passend und trägt zum Teil auch zum comichaften Stil bei.

Für die Sprache hat man sich was besonderes überlegt: Schon wie im Vorgänger sprechen alle Figuren eine fiktive Sprache, die wie eine Mischung aus Französisch, Japanisch und Englisch klingt.
Da braucht man dann vermutlich auch nicht erwähnen, dass es keine Lokalisierung der Sprachausgabe gibt. Man kommt demnach um das Lesen von Untertiteln und den Textblasen in den Comic-Abschnitten nicht herum.

Die Fantasiesprache ist auch in einer fiktiven Schrift auf Schildern oder Steintafeln zu sehen.