TESTS

Heave Ho

Minimalistischer Freundschaftszerstörer

Jan Markus Mäuer · 7. Oktober 2019

“Freundschaftszerstörer” klingt dramatisch, aber ich denke die meisten wissen was ich meine: Die Art von Koop-Spiel die harmlos erscheint, aber es, wie zum Beispiel ein New Super Mario Bros. U schockierend einfach macht sich gegenseitig absichtlich oder unabsichtlich zu betrügen oder ein Keep Talking and Nobody Explodes das so viel kooperation erfordert das besonders ungeduldige Naturen schnell wütend werden und Dinge sagen die sie bereuen….ahem.

Heave Ho hat Potenzial für beides, und viel davon. Bis zu vier Spieler steuern ein komisches blobbiges Ding mit nudeligen Armen, die mit einem Analogstick bewegt werden und Händen, die sich via der Schultertasten überall festhalten können. Ziel ist es, in diversen Stages das Ende zu erreichen.
(Nebenbei bemerkt: Auf der diesjährigen Gamescom trafen wir die Entwickler von Le Cartel persönlich und ursprünglich hätte man die Arme der Charaktere individuell mit zwei Sticks bewegen können, aber zu Gunsten der Joycons des Nintendo Switch entschied man sich dafür das ganze auf einen Stick zu reduzieren.)

So hangelt man sich alleine oder zusammen von Plattform zu Plattform in diversen Stages, zusammengesetzt aus einer Handvoll Levels, mit unterschiedlichen Themen und passenden “Gimmicks”, zum Beispiel ein Dschungel Level mit Lianen an denen man herumschwingt oder Höhlenlevel mit eingeschränkter Sicht.

Das ganze ist unterstrichen von simpler aber liebevoller Grafik, die die Levels übersichtlich lässt aber dennoch einen eigenen Charme zulässt, vorallem in der Vielzahl von Möglichkeiten, seine Spielfigur zu kostümieren.

Und….das ist so ziemlich alles. Und im Solo Spiel ein bisschen langweilig. Hat man die Steuerung erstmal raus (ein “Assistance Mode” macht es einfacher in jeder Situation Überblick zu behalten wo links und rechts ist) ist das Spiel bis zu den späteren Stages und den extra-schweren Varianten der Stages ziemlich einfach und bietet nicht viel mehr als die Jagd nach Bestzeiten.
Aber obwohl die Option da ist, ist das Spiel klar für mehrere Spieler gedacht und da sieht die Situation schon anders aus. Je nach Spielerzahl verändern sich die Stages auf eine clevere Weise in dem Plattformen wegfallen oder das ganze Spielfeld auseinandergezerrt wird und oft kommt man dann alleine nicht mehr weiter und es braucht Teamwork, um sich Hand in Hand voran zu hangeln….oder sich gewagt durch die Gegend zu schleudern. Und so ist das Spiel auf einmal um einiges herausfordernder, sehr viel schwieriger und macht um ein Vielfaches mehr Spaß.
Nicht zuletzt weil dann auch noch Minispiele dazukommen, die einige kleinere oder größere Herausforderungen beinhalten und optionale Münzen abseits der Ideallinie die schwerlich zum Ende transportiert werden müssen. Und wenn das Spiel merkt dass nicht jeder weiter kommt werden ein paar mehr oder weniger große Hilfsmittel zur Verfügung gestellt.
Kurzum: Alleine bekommt man nicht viel aus Heave Ho raus, aber je mehr Spieler, desto mehr Spaß macht das Spiel…auch wenn womöglich Freundschaften und Beziehungen auf die Probe gestellt werden.

Entsprechend ein bisschen Schade, dass das Spiel “nur” für die Idealplattform Switch und den PC erschienen ist. Vielleicht folgt das noch. (Auf der Gamescom wurde ebenfalls gesagt, das man noch über kompetitive Spielmodi sowie Online Multiplayer nachdenke. Bisher gibt es jedoch erstmal keine Garantien.