TESTS

Until Dawn (PS5)

Ein grafisches Upgrade mit Schattenseiten

Lucas Rau · 25. Oktober 2024

Mit dem Remake von Until Dawn bringt Sony einen modernen Klassiker des interaktiven Horror-Genres in die neue Konsolengeneration. Die Geschichte bleibt weitestgehend unverändert: Acht Teenager treffen sich in einer abgelegenen Berghütte in den kanadischen Blackwood Pines, um ein gemeinsames Wochenende zu verbringen – was, ganz im Stil klassischer Teenie-Slasher, natürlich schnell in einem Albtraum mündet. Für Kenner des Originals bietet die Handlung kaum Überraschungen, abgesehen von einem neu hinzugefügten Ende sowie einer Post-Credits-Szene, die auf ein mögliches Sequel hindeutet.

Die größte inhaltliche Veränderung betrifft den Prolog, der nun deutlich erweitert wurde. Er liefert etwas mehr Details über die Ereignisse, die den Rest der Handlung in Gang setzen, bringt sonst aber wenig neues. Ein weiteres neue Ende sowie die zusätzliche Szene nach dem Abspann fügen dem Remake dennoch spielenswerte Aspekte hinzu, insbesondere im Hinblick auf die Gerüchte über ein Sequel, das sich angeblich bei Firesprite in Entwicklung befindet.

Auch technisch hat sich einiges getan: Das Spiel läuft nun auf der Unreal Engine 5, was sich vor allem in den detaillierten Charaktermodellen, den realistischeren Texturen und stimmungsvollen Lichteffekten widerspiegelt. Die Gesichter der Figuren sind ein echter Hingucker – zumindest auf den ersten Blick. Denn bei genauerem Hinsehen fallen schwache Mundbewegungen und mitunter steife oder emotionslose Gesichtsausdrücke auf. Besonders auffällig ist dies bei der Figur Dr. Hill, gespielt von Peter Stormare. Ein Effekt, der sich durch mehrere Titel von Supermassive Games zieht und hier trotz neuem Entwicklerstudio (Ballistic Moon) weiterhin vorhanden ist.

© PlayStation

Ein weiteres technisches Manko betrifft die Framerate: Diese ist auf 30 FPS beschränkt, was im Vergleich zur PS4-Version, die auf der PS5 mit 60 FPS läuft, enttäuscht. Zwar ist dies durch die filmische Inszinierung und den wenig actionreichen Spielverlauf kaum störend, doch bleibt die Begrenzung ein deutlicher Rückschritt für ein modernes Remake. Wenigstens die Option zum Umschalten zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde hätte es geben sollen. Immerhin wurden mit Patch 1.05 viele anfängliche Probleme wie Frame-Pacing oder Bugs behoben.

Positiv hervorzuheben sind von technischer Seite aber die erweiterten Optionen und Accessibility-Features. Quick-Time-Events lassen sich nun individuell konfigurieren – etwa durch automatische Erfolge, unterschiedliche Tastenbelegungen oder anpassbare Anzeigegrößen. Zusätzlich gibt es einen Screen Reader, der Texte vorliest, was das Spiel inklusiver gestaltet.

© PlayStation

Ebenfalls überarbeitet wurden die Totems – ein zentrales Spielelement, das Prophezeiungen über mögliche zukünftige Ereignisse im Spiel enthält. Neben den bekannten Kategorien Death, Danger, Loss, Guidance und Fortune ist nun auch „Hunger“ als neue Kategorie hinzugekommen. Insgesamt gibt es nun somit 36 sammelbare Totems, die statt im Original direkt eine Sequenz abspielen erst auf eine bestimmte Seite gedreht werden müssen, was sich umständlicher und weniger intuitiv anfühlt.

Eine markante Veränderung betrifft die Kameraperspektive: Statt der festen Kameraeinstellungen des Originals nutzt das Remake überwiegend eine Third-Person-Over-the-Shoulder-Perspektive. Während dies vorab für Kritik sorgte, sind die Änderung im Spiel selbst gelungen – auch wenn dadurch etwas von der filmischen Inszenierung verloren geht. Außerdem bleiben ein einigen bestimmten Momenten feste Kamerawinkel erhalten.

© PlayStation

Deutlich negativer ist hingegen die fehlende Schnelllauf-Funktion. Die Charaktere bewegen sich langsam, wirken teils schwerfällig und reagieren nicht immer präzise auf Eingaben. Vor allem in ruhigeren Abschnitten ist das behäbige Gehen der Charakte etwas ernüchternd.

Der wohl gravierendste Kritikpunkt betrifft den Preis: 69,99 € für ein Remake, das inhaltlich größtenteils dem Original entspricht, ist aus heutiger Sicht schwer zu rechtfertigen – besonders, da es keine Upgrade-Option für Besitzer:innen der ersten Version gibt. Zum Vergleich: Die PS4-Version läuft auf der PS5 mit höherer Framerate und kostet lediglich 19,99 €. Die wenigen Neuerungen – ein überarbeiteter Prolog, ein zusätzliches Ende und eine neue Post-Credits-Szene – rechtfertigen den Preisunterschied nicht. Zumal Letzteres problemlos online nachzusehen ist.

Fazit

Das Until Dawn Remake ist optisch beeindruckend, bietet kleine inhaltliche Ergänzungen und sinnvolle Komfortoptionen – doch unter dem Strich bleibt es hinter den Erwartungen zurück. Technische Rückschritte, fehlende Features und vor allem die fragwürdige Preisgestaltung verhindern eine klare Empfehlung. Wer das Original besitzt, sollte sich gut überlegen, ob der visuelle Zugewinn allein den hohen Preis wert ist. Das schwache Marketing, das den Release fast unbemerkt geschehen ließ, unterstreicht zusätzlich den Eindruck eines unausgereiften oder wenig priorisierten Projekts seitens Sony.