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Filmkritik – Alita: Battle Angel

In Alita: Battle Angel kämpft sich ein Cyborg-Mädchen durch die harte Gesellschaft einer postapokalyptischen Welt. Kann der neue Film von James Cameron und Robert Rodriguez überzeugen?

Marco Mühlen · 7. März 2019

Vom Manga zum Film

Im Jahre 1991 erschaffte Yukito Kishiro mit dem Manga Battle Angel Alita (in Japan unter dem Titel GUNNM / 銃夢 bekannt) eine legendäre Comic-Reihe mit einer Heldin, die sich in der Cyberpunk-Welt gegen jeden noch so starken Gegner zur Wehr setzen konnte. Kein Wunder, denn die kleine Heldin Alita besteht zum größten Teil aus Metall – Alita ist ein Cyborg!

So kennen viele Fans Alita aus dem Manga.

Schon zwei Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes wurde 1993 schon eine erste Verfilmung des Stoffes in Angriff genommen in Form einer OVA (Original Video Animation). Dieser Anime kam in jeweils zwei knapp halbstündigen Episoden daher und erzählte die Geschichte um Alita noch einmal neu.

Nachdem die Reihe für eine Weile kurz ruhte, griff Yukito Kishiro noch einmal zum Stift und erschuf 2001 eine Fortsetzung mit Battle Angel Alita: Last Order. Dazu wurde das Ende des Original-Mangas einfach ignoriert und Kishiro schuf eine ganz neue Geschichte mit zahlreichen, neuen Figuren, aber wieder mit Alita im Mittelpunkt der Geschichte.

Und nun im Jahre 2019 erscheint mit Alita: Battle Angel eine Verfilmung des Stoffes aus Richtung Hollywood. Ist es möglich, dass die komplexe Cyberpunk-Geschichte in einem Kinofilm zu erfassen ist?

Willkommen in der Schrottstadt

Wir befinden uns in einer postapokalyptischen Zukunft. Nach einem großen Krieg ist die Welt zerstört und auch 300 Jahre später ist die Zerstörung noch allgegenwärtig. Die Menschheit ist in dieser Zeit in zwei Gruppen gespalten: Zum einem die Menschen, die hoch oben in der Himmelsstadt Zalem leben, zum anderen die verarmten Menschen, die darunter in Iron City, der sogenannten Schrottstadt hausen.

Auf dem großen Schrottplatz findet Ido den Kopf von Alita.

Inmitten dieser Welt, wo Kopfgeldjäger, Kampfroboter, schmierige Gauner und Gangster sich gegenseitig das Leben schwer machen, lebt der begabte Mechaniker Ido (gespielt von Christoph Waltz). Dieser findet auf dem großen Schrottplatz direkt unter Zalem neben zahlreichen Abfällen den Kopf von einem Cyborg-Mädchen (Rosa Salazar). Diesen nimmt er mit nach Hause und baut der nun auf den Namen „Alita“ getauften jungen Dame einen neuen Körper.

Allerdings hat Alita hat keinerlei Erinnerungen mehr an ihre Vergangenheit. Ido, der den verarmten Menschen in der Stadt durch kostenlose Reparaturen hilft, kümmert sich aber väterlich um die noch recht verwirrte Cyborg-Dame, welche Erinnerungen an seine eigene Tochter wachrufen.

In Ido hat Alita eine väterliche Figur gefunden.

Eines Tages lernt Alita den Straßenjungen Hugo (Keean Johnson) kennen, der sie in die verstaubte Welt von Iron City einführt und auch in den Sport „Motorball“. Alita ist sofort begeistert und verliebt sich recht schnell in den Jungen, der sie am Anfang noch vor der bösen Welt beschützen möchte.

Doch schon bald muss Hugo feststellen, dass Alita doch deutlich kräftiger, wendiger und kampferfahrener ist als er selbst. Es dauert auch nicht lange, bis Alita ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen muss, denn der mysteriöse Nova aus Zalem hat großes Interesse an ihr und hetzt dem jungen Cyborg-Mädchen allerlei Schergen auf den Hals.

In Iron City droht an jeder Ecke Gefahr.

Die Geschichte verläuft im Grunde genauso, wie im Manga auch, so dass man sich hier sehr eng an die Vorlage gehalten hat. Hier und da hat man sich natürlich ein paar Freiheiten genommen und Veränderungen an der Erzählstruktur genommen, so dass die Geschichte erhalten blieb, aber in einem Film rund abgeschlossen werden konnte.

Fantastische Adaption

Die Geschichte rund um die junge Alita mit ihrer undurchsichtigen Vergangenheit und der Cyberpunk-Welt, in der sie mit Ido und Hugo lebt, wurde durch die Kinoadaption vom Manga wirklich perfekt eingefangen. Die verstaubte Stadt mit den zahlreichen Maschinen, Robotern und Cyborgs ist so umgesetzt, wie man es im Manga schon erahnen konnte.

An Detailreichtum braucht sich der Film ebenfalls nicht hinter der Vorlage verstecken. Die ganzen Details, die hier im Computer erzeugt wurden, erreichen auch die Detailliebe, die Yukito Kishiro im Manga schon mit dem Stift zeigte. Zusammen mit den ganzen Licht-Effekten ist mit Alita: Battle Angel eine der besten Manga-Umsetzungen gelungen, die im Kino bisher zu sehen waren.

Natürlich muss man im Rahmen des Films auch über die Augen sprechen, welche bei der Figur Alita so wie im Manga als auch im Kinofilm recht groß sind. Dies mag einige stören, aber schließlich ist Alitas Körper bis auf ihr Gehirn vollständig künstlich, so dass sie im Gesicht (vor allem die Augen) sich von anderen Menschen unterscheidet.

Große Anime-Augen passen zur der Figur Alita schon am besten.

Für diesen Film lohnt es sich auch mal wieder die 3D-Brille herauszuholen, da die coolen Kampf-Szenen sehr gute räumliche Abläufe haben – Gerade bei den vielen Sprüngen von der Titel-Heldin Alita. Da hat man fast schon das Gefühl, ein Videospiel zu sehen.

Ein Wunsch-Projekt

Seit 1998 wollte James Cameron den Stoff schon verfilmen, doch kamen ihm dabei andere Projekte immer wieder in die Quere. Aufgrund seines großen Interesses an dem Manga hatte er die Geschichte zunächst nicht in fremde Hände geben wollen, aber mit Robert Rodriguez hat Cameron dann einen fähigen Regisseur gewinnen können, der seine Visionen sehr getreu umsetzen konnte.

Und Rodriguez hat einen sehr guten Job gemacht, so dass dieses Wunsch-Projekt von James Cameron den besonderen Schliff erhalten hat, den es auch verdient. Visuell als auch erzählerisch kann der Streifen vollends begeistern.

Cineastisch wurde der Film wirklich gut umgesetzt.

Fazit

Alita: Battle Angel ist ein sehr empfehlenswerter Film, gerade für Fans von Cyberpunk oder „dreckiger“ Science-Fiction. Aufgrund der eingeschränkten Dauer des Filmes ist natürlich nicht der gesamte Stoff der Manga-Vorlage zu erreichen, dennoch hat James Cameron hier zusammen mit Robert Rodriguez den Anfang der Manga-Reihe in einen runden Film verwandelt.

Natürlich fehlt damit der philosphische Anspruch, der sich auch in den Büchern erst später besonders hart niederschlägt, aber mit der kleinen Liebesgeschichte wird ein anderer interessanter Punkt deutlicher angesprochen: Können Cyborgs wirklich jemanden lieben?

Man kann nur hoffen, dass die interessante Geschichte vom Manga weiter in filmischer Form fortgesetzt wird, denn Alita: Battle Angel ist wirklich gelungen und bietet aufgrund der Vorlage enormes Potential für eine Fortsetzung.