TESTS

Half-Life: Alyx

Im Gasttest von Mathias Ratzer, aka TheOwlman, bekommt ihr einen Eindruck zum VR-Knaller Half-Life: Alyx, getestet auf der Valve Index.

Team · 3. April 2020

Fast 13 (!) Jahre nachdem Valve der Computerspielwelt einen der großen Cliffhanger der Videospiel-Geschichte in Half-Life 2: Episode 2 hinterlassen hat, melden sie sich nun endlich mit einem neuen Titel in der viel gelobten Half-Life Serie zurück. Und das exklusiv in VR.

Ende November letzten Jahres verkündete Valve auf einem extra dafür neu angelegten Twitter Account worum es sich bei dem Flagship VR-Title handelt, welcher zusammen mit dem hauseigenen Virtual Reality Headset Valve Index im Frühjahr 2019 angekündigt wurde. In einem kurzen Trailer wurden Szenen aus Half-Life: Alyx gezeigt, einem Prequel zu Half-Life 2 und, wie der Name vermuten lässt spielt man darin Alyx Vance, die Sidekick aus Half-Life 2 und nicht den brecheisenschwingenden Physiker Gordon Freeman.

Story

Auch wenn Half-Life: Alyx fünf Jahre vor den Geschehnissen aus Half-Life 2 spielt, sollte man den Teil definitiv vorher gespielt haben. Falls nicht, verrät das Spiel als aller erstes die Enden des Hauptspiels und von Episode 2. Alyx lebt in City 17, einer von wenigen Städten, die nach der Invasion der außerirdischen Combine noch bewohnbar ist und ist Teil des Widerstands. Die Geschichte beginnt mit einer Übertragung von Alyx‘ Vater Eli Vance, welcher von einem erfolgreich gestohlenem Combine-Generator berichtet. Die Protagonistin macht sich nun auf den Weg zurück zu ihrem Vater, dort angekommen werden allerdings beide festgenommen. Russel, ein quirliger Techniker, der in diesem Spiel seinen ersten Auftritt feiert, gelingt es, Alyx zu befreien. Zusammen mit einer Pistole und den Russels-Gravitationshandschuhen, die wie zwei schwache Gravity Guns aus Half-Life 2 funktionieren, macht sie sich auf den Weg, ihren Vater zu befreien und das Geheimnis des über der Quarantänezone schwebenden Vaults zu lösen. Dabei gilt es bekannte aber auch neue Gegnertypen zu beseitigen und mal mehr mal weniger anspruchsvolle Rätsel zu lösen.

Gameplay

Um die Zweifler direkt zu befriedigen: Ja, man kann laufen, man muss sich nicht teleportieren. Insgesamt gibt es vier verschiedene Fortbewegungsarten: Der klassische Teleport, eine Art Dash und das kontinuierliche Laufen entweder in Blickrichtung oder dorthin, wo die Hand zeigt. Diese sind aber sogar kombinierbar. Wählt man im Menü die kontinuierliche Fortbewegung, so kann man sich trotzdem jederzeit auch mit dem anderen Joystick teleportieren, wenn man denn möchte. Heißt im Klartext, dass für jeden eine Fortbewegungsmöglichkeit dabei ist und man es jederzeit im Menü ändern kann. Hinzukommt die Möglichkeit, sich mit dem Joystick schnell um einen verstellbaren Winkel um die eigene Achse zu drehen. Weitere Komfortoptionen erlauben das automatische Klettern von Leitern und das Verhindern, dass die Barnacle einen nach oben ziehen, da beides leicht zu Motion Sickness führen kann.

Hat man sich für eine Methode zur Fortbewegung entschieden merkt man schnell, dass der Fokus bei Half-Life: Alyx nicht primär auf dem Niedermähen großer Gegnermassen, sondern vielmehr auf gut platzierten intensiven Feuergefechten mit wenigen, aber starken Gegnern liegt. Zwischendurch ist man dann auf der Suche nach Medizin, Munition und Polymer. Mit letzterem kann man seine Waffen zum Beispiel um Visiere oder größere Magazine erweitern und seinem eigenen Spielstil anpassen. Vorausgesetzt man hat genug von den kleinen, oft gut versteckten, Scheiben gesammelt. Allerdings gibt es insgesamt auch nur drei Waffen, die Pistole vom Anfang, eine kleine Schrotflinte und eine Maschinenpistole der Combine. Nahkampfwaffen gibt es nicht, nur Granaten und Explosionsfässer können noch gegen die Widersacher eingesetzt werden. Durch diesen verschobenen Fokus des Spiels durchquert man insgesamt viel weniger Räume als in den anderen Spielen, verbringt aber in diesen deutlich mehr Zeit, da VR einfach viel mehr zum genaueren Erkunden einlädt.

Technik

Und diese Welt will man auch erkunden. Stellt man die Grafikeinstellungen nur auf Mittel, sehen manche Hintergründe aus wie Fotos. Auf Ultra wirken auch die Zombies und Headcrabs plötzlich unangenehm realistisch. Zwar gibt es auch hier selten Mal nachladende Texturen oder kleinere Ruckler, aber trotzdem ist Half-Life: Alyx ist mit großem Abstand das schönste VR-Spiel auf dem Markt zurzeit. Einzig bei den Explosionseffekten besteht meiner Meinung nach noch Verbesserungsbedarf.

Ein weiteres Highlight ist der Soundtrack. Schon immer ein Markenzeichen der Half-Life Reihe enttäuscht auch der neueste Ableger nicht. Wenn Alyx und Russel mal nicht ihre durchweg unterhaltsamen Dialoge von sich geben, schwillt die Musik an und verleiht den größeren Kämpfen epischen Charakter. Auch sonst ist die Soundkulisse super immersiv und niemals störend.

Warum VR?

Half-Life: Alyx ist komplett um das VR Erlebnis herum aufgebaut. Jede einzelne Gameplay Entscheidung wurde in Hinsicht auf die Virtuelle Realität getroffen. Spielt man es ohne Brille, aber vor allem ohne die Controller, verliert das Spiel seinen kompletten Zauber. Wenn man mit den Handschuhen eine vom Feind geworfene Granate aus der Luft greift und diese zurück auf ihn wirft, dann erzeugt das ein Gefühl, welches niemals durch einen Knopfdruck auf einer Tastatur reproduziert werden kann. Diese Immersion potenziert den Terror in den dunklen Horrorpassagen und das Adrenalin in den Kämpfen. Und das hat noch kein anderes Spiel in VR geschafft.

Ein gesamtes Let’s Play könnt ihr auf dem YouTube-Kanal von TheOwlman schauen.