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Preview – Dauntless

Monster Hunter ist Schnee von gestern – jetzt werden Behemoths in Dauntless gejagt!

Sebastian Fox · 4. September 2017

Am 1. September hat die Closed Beta von Dauntless begonnen – der perfekte Moment also, einen Blick auf das Spiel im Stile von Monster Hunter zu legen. Dazu habe ich mich das ganze Wochenende durch Behemoths – die Monster der Shattered Isles – gekämpft um hier einen vernünftige erste Einschätzung geben zu können.

Dauntless? Noch nie gehört.

Dauntless wird von PhoenixLabs entwickelt, einem recht jungen Entwicklerstudio, welches sich aus einigen Veteranen der Spielebranche zusammensetzt, darunter zum Beispiel Ben Carriere, der bereits an den Dragon Age – Spielen und der Mass Effect – Reihe gearbeitet hatte oder auch Jesse Houston von Riot, ein Entwickler von League of Legends. Das Spiel soll im Herbst diesen Jahres veröffentlicht werden und die Entwickler wollen so nah wie möglich mit den „Gründern“, ergo Spielern, durch (bisher wirklich beachtete!) Kritik das Spiel weiter entwickeln, um den Spaß aus deren Sicht zu optimieren.

Dauntless selbst muss sich leider den Vergleich mit Monster Hunter gefallen lassen, da man auch hier in einer Gruppe von Jägern, im Spiel Slayer getauft, auf die Jagd nach Behemoths geht. Die Population der Behemoths bedroht die Shattered Isles, eine Welt voller schwebender Inseln und den Lebensraum der Menschen, die sich nach Ramsgate, der – zumindest momentan – letzten Stadt der Menschheit zurückgezogen haben. Quests erzählen euch die Geschichte um die Slayer und Ramsgate weiter. Ihr selbst startet eure Karriere als Rekrut und müsst euch eure Sporen erst verdienen. Aber birgt das ganze Gerüst genug Potenzial, um als eigenständige Marke zu funktionieren?

Die Luftschiffe lassen sich nicht selber fliegen, bringen euch aber zur Jagd und zurück.

Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen…

Ihr beginnt eure Slayer-Karriere mit der Erstellung eures Alter-Egos, entweder über den einfachen Weg indem ihr einfach zwei eurer Vorfahren wählt oder etwas komplexer durch den Charaktereditor, in dem ihr durch viele viele Regler euren Recken erstellen könnt – hier wird den Sims alle Ehre gemacht. Danach werdet ihr alleine auf einer fliegenden Insel abgesetzt – mit einem Druck auf Tab könnt ihr euch die Steuerung und die Angriffskombinationen eures Schwertes anschauen und danach heißt es erst mal den sogenannten Gnasher finden. Auch wenn die Behemoths teilweise riesig sind, müsst ihr diese erst auf der schwebenden Insel finden, um ihnen den garaus zu machen. Am Wegesrand findet ihr an jeder Ecke sammelbare Ressourcen wie Erze, Pflanzen, Früchte und Pilze. Kleinere Monster sucht ihr vergeblich, diese würden aber auch die Balance der Kämpfe zerstören. Zu viel Zeit sollte man sich nicht beim Suchen lassen, denn das Luftschiff, das euch bei den Inseln absetzt, hat immer nur eine begrenzte Menge an Treibstoff – ihr habt also ein Zeitlimit. Nach etwa 2 – 3 Minuten Ressourcen sammeln und erkunden findet man dann auch den Gnasher, der sich als überdimensionaler Biber mit fiesen Saltoattacken und Schweifschlägen zeigt.

Euer erstes Jagdziel und der erste Behemoth, den ihr im Spiel kennen lernt.

Im Kampf selbst muss der frische Slayer erst mal herausfinden, welche Attacke sich wie ankündigt, wohin man ausweichen muss und wann sich Öffnungen für den eigenen Angriff bieten. Jeder Schlag, jedes Ausweichen, jeder Sprint – alles kostet Ausdauer, ist die leer wird ausweichen ziemlich unmöglich. Am Anfang ist das alles noch ziemlich einfach. Aber die Lernkurve steigt. Und das nicht gerade langsam. Im Verlauf des Kampfes bekommt mein kleiner Jäger so einiges auf die Mütze, schlussendlich schafft er es jedoch, dem Gnasher nicht nur seinen Schweif zu entfernen, wodurch der Gnasher eine geringere Angriffreichweite bekommt, sondern auch den Behemoth ums Eck zu bringen. Nach erfolgter Jagd findet er noch einen Ethercore und eine Auflistung aller Materialien und Ressourcen, die ich während der Suche und des Kampfes gefunden habe. Die Ethercores werden – wie ich nach den folgenden Jagden feststelle – nach jedem Erfolg vergeben. Ebenso erfreulich: Abgeschlagene bzw. schwer verletzte Körperteile der Behemoths bringen euch andere Ressourcen.

Zurück in Ramsgate: In dem Ethercore, der erst durch einen Schrein geöffnet werden muss, findet ihr zusätzliche Behemoth-spezifische Beute. Aus den gefundenen Materialien lassen sich neue Waffen und Rüstungen herstellen, die Blaupausen dafür müsst ihr aber erst mal durch Quests der unterschiedlichen NPCs in Ramsgate verdienen. Diese lassen sich dann noch in unterschiedlichen Stufen upgraden, wodurch neue passive Fähigkeiten eurer Rüstungsteile freigeschaltet werden. Außerdem lassen sich alle Teile einzeln einfärben, was ein echter Hingucker ist, da kaum Slayer sich genau gleich einfärben. Zusätzlich könnt ihr noch eine Laterne basteln, die an eurem Gürtel baumelt und wenn eingeschaltet unterschiedliche Vorteile im Kampf bietet: Mal eine heilende Aura, dann wieder die Entfernung von Damage-Over-Time Effekten oder auch ein Schild für euch und eure Verbündeten – alles mit Cooldown, sonst wären diese Fähigkeiten zu stark.  Natürlich ist das nicht alles, was ihr in eurer Ausrüstung beziehungsweise Loadout für die Jagd einpacken könnt. Es wollen offensive und defensive Tränke gebraut, Unterstüzungssignale für Beistand vom Luftschiff erschaffen und Leuchtfackeln zur Signalisierung eures Standorts für euer Team eingepackt werden. Die Möglichkeiten sind endlos, wollen aber immer optimal an die Jagd angepasst sein.

So kann eine Gruppe von Slayern aussehen.

Apropos Damage-Over-Time Effekte: Diese stellen sich im Spiel wirklich interessant dar: Blutet ihr, müsst ihr stehen bleiben, da ihr bei Bewegung Schaden erleidet. Seit ihr paralysiert, kostet sogar normales Gehen Ausdauer. Eingefroren kann euch nur ein anderer Slayer befreien. Brennend müsst ihr rollen, um die Flammen zu löschen. So entwickelt sich eine Dynamik im Kampf, bei der auch eure Kameraden auf die Effekte, die euch belasten, reagieren müssen. Wirklich kreativ!

 

…der zweite Schlag dir Waidgerechtigkeit verleihen, …

Die Waffen spalten sich momentan in vier Kategorien, laut der Ingame Anzeige sind allerdings weitere Typen in Entwicklung: Schwert, Hammerschroftlinten (Ja, Hämmer mit eingebauten Schrotflinten), Äxte und Kettenklingen.  Alle spielen sich vollkommen unterschiedlich und funktionieren durch andere Attackenkombinationen – Äxte sind schwer, langsam, Schläge lassen sich aufladen und hauen dafür ordentlich zu, die Kettenklingen sausen dem Gegner um die Ohren und machen dafür ziemlich wenig Schaden.  Die Rüstungen zeigen ein ähnliches Bild, vor allem was die passiven Boni angeht. Leider sind diese aktuell nur beim Schmied selbst sichtbar, aber ich denke, das wird sich bis zum offiziellen Release noch ändern. Hier sei jedem das Wiki zu Dauntless ans Herz gelegt, da manchmal nicht ganz klar wird, welchen Bonus zum Beispiel ein „Quick (2)“ auf eurer Brustplatte bringt – nein, es beschleunigt nicht eure Schläge!

Während sich die Kämpfe gegen die Behemoths anfänglich noch recht simpel gestalten, kommen immer mehr Mechaniken dazu, die euch zwingen, besser in Kombination mit eurem bis zu vier Mann starken Slayer Team zu arbeiten. Im Kampf gegen einen Skaev, der wie der zuvor geschlagene Shrive – eine große Bäreneule – in weiß aussieht, dachte ich mir noch „Hey, den kenne ich doch, das Angriffsmuster sieht doch ziemlich ähnlich aus! Rauf da!“, wurde jedoch schnell eines besseren belehrt. Der Skaev lässt Minen fallen, die euch Einfrieren. Das reicht natürlich noch nicht. Er kann euch auch durch Eisatmen einfrieren. Oder Bluten lassen. Verdammt, schon liegt mein Slayer im Schnee und muss wieder von den Teamkameraden aufgehoben werden. In viel späteren Kämpfen gegen zu groß gewachsene Feuerziegen und Stachelschwein-Drachen zeigt sich dann die wahre Stärke von Dauntless. PhoenixLabs hat versucht eine Kombination aus den Raidbosskämpfen vieler bekannter MMOs und Monster Hunter zu schaffen – das ganze ohne nervige Trashmobs, dafür mit umso nervenzerreissenderen Bosskämpfen. Ein funktionierendes Team mit Absprache ist hier Pflicht. Kämpfe gegen zwei Behemoths gleichzeitig, Verdunkelung eurer Umgebung, Stacheln die als eine Art vom Behemoth abgetrennte Blitzschleuder fungieren – all das erwartet euch, wenn ihr euch durch die zugegebenermaßen zu lange dauernden Phase mit „Anfangs“-Behemoths schlachtet.

Ein „Embermane“ oder von mir liebevoll Feuerziege getauft.

… der dritte Schlag sei ein Gebot: Was du nicht kennst, schieße nicht tot.

Und alleine diese Kampf-Mechaniken reichen, um sich von der Konkurrenz in Glanz und Glorie abzuheben. Zugegeben, ihr sollt die Behemoths natürlich töten. Dennoch solltet ihr Dauntless nicht unbeachtet (und damit tot) lassen. Ja, es ist momentan noch in der Closed Beta – Phase. Ja, fast alle Items, viele Rüstungen und vor allem viele Waffen sind noch mit Platzhalter Grafiken versehen, die andere Items lediglich in anderer Farbe darstellen. Und ja, es gibt Bugs und davon nicht wenige – Behemoths die sich plötzlich seelenruhig verhauen lassen, Gegenstände können aus unerfindlichen Gründen nicht benutzt werden, der Chat auf den Inseln funktioniert manchmal nicht richtig. Auch das Rubberbanding im Social Hub Ramsgate nervt. Aber man merkt, wohin die Entwicklung gehen soll und das mit PhoenixLabs Macher am Werk sind, die auf die Kritik ihrer Community hören und reagieren. Man hat sich bis zu diesem Punkt hauptsächlich auf die Entwicklung des Kerns, der Kämpfe mit den Behemoths und einer wundervoll anzusehenden Umgebung konzentriert. Wie gut so etwas funktionieren kann, zeigt Dauntless ordentlicher als erwartet.

Willkommen in Ramsgate!

Auf technischer Seite war läuft unter Haube des Spiels die Unreal 4 Engine, gekleidet in eine Art Comic-Grafik, die mich aufgrund meiner Erfahrungen mit Star Wars – The Clone Wars und Star Wars – Rebels anfänglich abgeschreckt hat. Aber die Schatten Effekte, das Gras, das sich im Wind wiegt und die Animationen der Behemoths sind stimmig und Vollkommen in ihrem eigenen Charme. Die Stadt Ramsgate, in der viele Orte wie die Bar noch ohne Nutzen sind wirkt trotz statischer NPCs fröhlich und belebt. Am Sound gibt es auch nicht zu meckern: In Ramsgate hört man das Gemurmel der Menschen, auf den Inseln erklingt zwischen den idyllischen Bäumen die Geräusche von Vögeln, wehendem Gras und friedlichen Huftieren, melodische und ruhige Lieder wechseln sich mit treibenden Tracks aus Trommeldonner mitten im Kampf. Das Grundgerüst ist gegeben, die Entwickler sind spürbar mit Herz bei der Sache und der bisherige Inhalt macht unglaublichen Spaß – bitte bitte PhoenixLabs, bleibt auf eurem aktuellen Pfad!

Momentan läuft das Spiel nur auf dem PC, die Entwickler haben allerdings nicht ausgeschlossen, das Spiel irgendwann für die Konsolen zu portieren. Es ist möglich mit Gamepad oder mit Maus und Tastatur zu spielen, wobei sich das Gamepad in dem Menüs als recht fummelig erweist. An diejenigen, die sich bis zu dieser Stelle durch den Text gequält haben: Testet bei Möglichkeit das Spiel. Gebt Dauntless eine Chance, denn zumindest dies hat es verdient.

Zum Abschluss noch der Closed Beta Trailer, damit ihr auch was Bewegtes zum schauen habt: