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PUBG, Fortnite und Co. – Die Faszination Battle Royale

Seit den Erfolgen von PUBG und Fortnite sprießen Battle Royale-Klone aus dem Boden wie Unkraut. Wir stellen uns die Frage, was diese Art von Spielen ausmacht und wieso sie so große Erfolge feiern.

Lucas Rau · 2. Mai 2018

Seit einigen Monaten dominiert Playerunkown’s Battlegrounds, kurz PUBG, die Steam Charts. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurde das Spiel etwa 2,8 Millionen mal verkauft und kommt in den letzten 30 Tagen auf eine totale Spielzeit von über 800 Millionen Stunden. Im ersten Moment hört sich das vielleicht nicht überwältigend, allerdings wurde PUBG erst am 23. März 2017 als Early Access Version veröffentlicht. Zum Vergleich: Dota 2, seit Jahren einer der Top E-Sports-Titel schlechthin, wurde in den letzten 30 Tagen „nur“ um die 319 Millionen Stunden gespielt.

Doch PUBG ist nicht das einzige Spiel seines Genres. Ursprünglich als PvE-Koop-Shooter angedacht, veröffentlichte Epic Games am 25. Juli 2017 mit Battle Royale den gleichnamigen Modus für Fortnite. Unter der Spielerschaft tobt seither ein erbitterter Krieg, welches der beiden Spiele denn nun besser ist und wer bei wem abgeguckt hat. Aber woher kommt eigentlich diese Faszination der Battle Royale Spiele, wo haben diese ihren Ursprung und wer ist eigentlich dieser Playerunkown?

Der Name des Genres ist eine Hommage an den im Jahr 2000 veröffentlichten, dystopischen Film Battle Royale, in welchem eine Gruppe von Schülern gezwungen wird, auf einer Insel um Leben und Tod zu kämpfen. Das Spielprinzip ist dabei denkbar simpel. Eine definierte Anzahl an Spielern – im Falle von PUBG und Fortnite 100 Stück – springen über einem großen Gebiet bepackt mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug, suchen sich eine geeignete Landezone und müssen bis zum Ende überleben. Denn bei Battle Royale Spielen gewinnt ausschließlich der letzte Überlebende oder im Teammodus die letzten überlebenden Kameraden.

Taktik und Skill stehen dabei ebenso im Vordergrund wie Glück. Bereits vor dem Abspringen muss der Spieler sich überlegen, welcher Landeort der taktisch Beste sein könnte, um nicht direkt eliminiert zu werden. Spieler, die auf Nummer sicher gehen wollen, springen über den eher kleineren, wenig frequentierten Gebieten ab und suchen sich in aller Ruhe ihre Ausrüstung. Kampfeslustige hingegen werden sich in den hoch frequentierten Arealen wie Tilted Towers (Fortnite) oder der Schule (PUBG) wohlfühlen. Gerade im letzten Fall spielt Glück, aber auch Können, eine große Rolle. Die richtige Technik im freien Fall ist wichtig, um schnell auf dem Boden anzukommen. Ist man erst einmal gelandet, beginnt die gehetzte Suche nach einer Waffe, um die anrückenden Gegner bereits früh auszuschalten. Hier kommt natürlich die Komponente Glück ins Spiel. Rüstung, Items und eben auch Waffen sind zufällig in der großen Spielwelt verteilt.

Obwohl es aufgrund des Erfolges vielleicht den Anschein machen würde, war PUBG nicht das erste Spiel in diesem Genre. Angefangen hat es mit Mods für die Spiele Minecraft und ARMA 2. Bereits 2012 wurden in Minecraft Server erstellt, die mit dem Thema Hunger Games aufwarteten. Ähnlich wie in der Buch-/Filmreihe starten eine gewisse Anzahl von Spielern in der Mitte der Karte, umgeben von Kisten mit Waffen und Ressourcen und müssen, sobald es losgeht, versuchen so lange wie möglich zu Überleben. 2013 folgte dann der Battle Royale Mod für DayZ, welche wiederum ursprünglich eine Mod des taktischen Shooter ARMA 2 darstellte. Dieser wurde von Brendan Greene entwickelt, bekannt unter seinem Online-Alias „PlayerUnknown“. Bereits dort wurden Waffen per Zufall in der Spielwelt verteilt und nicht wie im Minecraft-Mod in Kisten am Anfang bereitgestellt. Auch für den Titel H1Z1: King of the Kill stand er beratend zu Seite. Diese Tätigkeiten ebneten schließlich den Weg für Playerunkown’s Battlegrounds, welches vom Studio Bluehole entwickelt wurde und bei welchem Greene als Creative Developer fungiert.

Vom großen Erfolg von PUBG beeindruckt, zog dann auch Epic nach. Ursprünglich eigentlich als Koop-Survivaltitel angedacht, veröffentlichten Epic Games und People Can Fly (Painkiller, Gears of War) schließlich am 25. Juli 2017 den Battle Royale Modus für Fortnite. Im Gegensatz zu PUBG setzten die Entwickler auf eine farbenfrohe Gestaltung, mit einem mehr oder weniger arcadigem Gameplay, mit zusätzlichen Sandbox Elementen. So ist es bei Fortnite unabdingbar, dass man sich der Baufunktion bedient, um vor Feinden geschützt zu sein. Während des Spiels könnt ihr mit eurer Spitzhacke Gebäude und Bäume zerlegen, um dadurch Ressourcen für den Bau von Objekten zu bekommen. Die erstellbaren Objekte können kombiniert und verändert werden, sodass etliche Bauten möglich sind. Seien es kleine Hütten aus Holz oder größere Festungen aus Stein und Metall.

Fortnite Battle Royale schlug ein wie eine Bombe. Nicht nur bei den Spielern, sondern schnell auch bei den klassischen Medien und dem Mainstream. Doch der Erfolg lässt sich nicht auf einen Grund herunterbrechen, denn das Spiel verbindet dabei einfach zu viele aktuelle Trends in der Spieleindustrie: Das „Battle-Royale-Spielprinzip“ selbst, der free-to-play Aspekt, die „fairen“ Mikrotransaktionen, Crossplattform-Gaming und ein „easy to learn, hard to master“-Gameplay, welches es für Spieler jeden Alters und Geschlechts zugänglich macht, aber auch für Coregamer genug Tiefe und Platz zum verbessern bietet.

Man kann eigentlich von einem Glückstreffer für Epic Games sprechen, denn das eigentliche Fortnite, welches schon seit sechs Jahren in Entwicklung ist, hätte sicherlich nie den gleichen Hype und Erfolg erzielt wie der Battle Royale Modus. Somit waren sie zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Spiel am richtigen Ort. Doch nur dank ihrem großartigem Verhältnis zur Community und ständiger Berücksichtigung des Feedbacks haben sie ihr Spiel zu dem Welthit gemacht, der es nun ist. (CJThomsen)

Seit Ende 2017 wurde auch Fortnite ähnlich lange gespielt wie PUBG und konnte 2018 sowohl in Sachen Spielerzahl, als auch Einnahmen, letzteres sogar überholen. Dies ist aufgrund der Tatsache, dass Fortnite F2P ist, PUBG hingegen nicht, ein weiteres Indiz, wie erfolgreich der Titel und die enthaltenen Mikrotransaktionen sind. Zudem sind mittlerweile die beiden großen Vertreter des Genres auch auf den mobilen Endgeräten anzutreffen, beide natürlich free-to-play, aber mit optionalen ingame-Käufen.

Was macht es denn nun so faszinierend? Die Antwort dazu wird womöglich für jeden etwas anderes sein. Der eine wird den Nervenkitzel, jederzeit Jäger und Gejagter zu sein, bevorzugen. Andere wiederum spielen ausschließlich im Squad-Modus, um die taktischen Möglichkeiten des Teamplays auszuschöpfen, während wieder andere im Solo versuchen, über 99 andere Spieler zu triumphieren, um am Ende als Sieger dazustehen. Je nach Geschick und Glück variieren die Runden zwischen fünf Minuten bis hin zu mehr als einer halben Stunde.

Doch selbst wenn man verliert ist der Frust darüber nur von kurzer Dauer. Durch die enorme Spieleranzahl dauert das Matchmaking lediglich Sekunden, somit ist man schnell wieder auf der Karte und versucht sein Glück erneut. PUBG verzeiht hier deutlich weniger als Fortnite. Aufgrund der Nähe zu ARMA gibt sich das Spiel fassbar realistischer. Spieler sterben nach nur wenigen Schüssen, die Durchschlagskraft der Kugeln wird je nach Distanz niedriger, jedes kleinste Geräusch kann eure Position verraten. Heißt also Taktik ist wichtig. Fortnite hingegen ist deutlich großzügiger, was natürlich auch am unterschiedlichen Gameplay liegt. Zumal das Bauen eine wichtige Rolle spielt, ohne die man im Endgame eigentlich keine Chance mehr hat.

Was auch die Motivation ist, eins steht fest. PUBG, Fortnite und Konsorten machen Spaß und zwar eine Menge. Das Spielprinzip war und ist in dieser Form noch immer neu und eine gelungene Abwechslung zum sonst klassischen Multiplayer-Shooter. Nicht umsonst gibt es nun auch Gerüchte, dass Call of Duty Black Ops 4 ohne Einzelspielerkampagne, dafür aber mit Battle Royale Modus aufwarten wird. Wenn selbst der Platzhirsch im Multiplayer-Bereich ein Stück vom Kuchen haben will, spricht das für den Erfolg des Genres.

Quellen: steamcharts; pcgamer; gamespot; zeit; pubg.gamepedia

Ein großes Dankeschön geht an Mathias, zu finden auf Twitch unter CJThomsen, der mit Fachwissen zu Fortnite mit Rat und Tat zur Seite stand.