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Quantic Dream – Vorwürfe eines „toxischen“ Arbeitsplatzes, Sexismus & Homophobie

Französische Zeitungen und Webseiten präsentieren langwierige Vorwürfe gegen das Studio

Jan Markus Mäuer · 15. Januar 2018

Letztes Wochenende veröffentlichten gleich drei französische Publikationen Insider Berichte über unschöne Zustände im Französischen Entwicklerstudio Quantic Dream, den Machern von Heavy Rain, Fahrenheit, Beyond: Two Souls und dem kommenden Detroit: Become Human.

Nach den Aussagen von 15 momentanen und ehemaligen Mitarbeitern der Entwicklerschmiede sei das Studio ein „toxischer“ Arbeitsplatz mit unangemessener Kommunikation seitens des Managements, überwältigender Arbeitslast und fragwürdigen Vertragspraktiken. Laut „Le Monde“ beschwerten sich bereits im Frühjahr letzten Jahres fünf Mitarbeiter über erniedrigende Fotomontagen diverser Mitarbeiter, die seit 2013 innerhalb der Firma kursierten. Insgesamt sollen über 600 Bilder existieren, die unter anderem homophobe und/oder rassistische Beleidigungen gegenüber diverser Mitarbeiter darstellen inkl. Game Director David Cage. Dies seien jedoch laut den Beschwerden nur die Spitze des Eisberges in einer Reihe von bereits genannten Arbeitslasten, sexueller Belästigungen insbesondere bei Betriebsfeiern und gelegentlichen rassistischen Aussagen.

Potenzielles Indiz für Ärger hinter den Kulissen bei Quantic Dream könnten laut „Le Monde“ auch daher ersichtlich sein, das es besonders zwischen 2015 und 2016 sehr viele Personalwechsel gab, mit Begründungen wie „Depression“ und „Burnout“ bei den Kündigern.

Auch wurden intern bereits vor der Veröffentlichung des Trailers der Paris Games Week zum kommenden Spiel Detroit: Become Human, Anmerkungen über die in diesem Trailer gezeigten misogynistisch wirkenden Szenen gemacht, welche schließlich auch in der Öffentlichkeit kritisiert wurden. Diese seien jedoch von Cage, mit dem es „schwierig“ sei zu arbeiten, kategorisch abgelehnt worden. Cage sei ein „Autokrat“ und soll selbst oft unangemessene Aussagen und schmutzige Witze über weibliche Mitarbeiterinnen, Darstellerinnen und seine Frau gemacht haben.

Quantic Dream selber äußerte sich zu den Vorwürfen geschockt und lehnte diese kategorisch ab. Guillaume de Fondaumière, einer der Firmen-Chefs, ist laut eigener Aussage „wütend“ über die Aussagen und würde „sämtliche legalen Schritte nutzen, um seine Ehre zu verteidigen“. Auch David Cage lehnte die Vorwürfe ab und nannte sie „absurd“. Zu den Vorwürfen von rassistischen und homophoben Äußerungen verteidigte er mit seiner Zusammenarbeit mit Ellen Page (Beyond: Two Souls), die selbst homosexuell ist und für die Rechte der LGBT Community kämpft, sowie dem Schauspieler und Aktivisten Jesse Williams, der in den USA für zivile Rechte kämpft. An dieser Arbeit solle man seinen Charakter werten.

Es sollte jedoch erwähnt werden, dass Ellen Page, wenngleich schon seit langem aktive Feministin und Veganerin, sich selbst erst 2014 outete, ein Jahr nach Erscheinen von Beyond: Two Souls.