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Rab Cat Arts

Dass berühmte Entwickler wie Blizzard, Epic, Microsoft Studios und viele mehr alle Grafiken ihrer In-Game-Charaktere, -Waffen oder -Fahrzeuge in jedweder Hinsicht selbst erstellen, ist ein unter Gamern weit verbreiteter Irrglaube. Wie es in der Praxis unter anderem auch anders laufen kann, wurde uns auf der Gamescom erläutert.

Charles-Christopher Huppert · 24. September 2019

Das Wiener Unternehmen Rabcat ist in gewisser Weise dafür verantwortlich, dass unter anderem die in regelmäßigen Abständen erscheinenden Skins für Overwatch-Charaktere oder die detailreichen Landschaften in Forza Horizon 4 so gut aussehen, wie sie uns in den Spielen schlussendlich präsentiert werden. Zwar ist das Unternehmen selbst nicht oder zumindest nur in Ausnahmefällen an der Erstellung der Designs beteiligt, doch ihre für die auch großen Publisher elementar wichtige Aufgabe liegt darin, das vom Auftraggeber (zum Beispiel Blizzard) gewünschte Design in ein fertiges und der jeweiligen Engine angepasstes 3D-Modell umzuwandeln.

Unter ihren Kunden finden sich zahlreiche der namhaftesten Herausgeber und deren Videospiele wieder: Eben genannte Grafiken werden zum Beispiel für Fortnite (Publisher: Epic – bisher ungefähr 10 Skins) und wie geschrieben für Overwatch (Publisher: Blizzard – 50 bis 60 Skins bisher) erstellt. Andere Kunden sind Toys for Bob mit der Reignited Trilogie von Spyro oder auch Riot Games sowie Microsoft Studios.

Das aus etwa 50 Leuten bestehende Team ist jedoch nicht nur auf die Modellierung von Charakterskins und Autos spezialisiert, sondern lässt zum Teil auch ganze Landschaften, Umgebungen und gar Schlösser zum Leben erwecken. So wurden beispielsweise zwischen 2015 und 2016 für das sehr erfolgreiche Castle Builder II neben Königreichen und Spieler-Avataren ganze 75 Schlösser und weitere Modelle, wie Interface-Designs sowie über 300 Charakter-Konzepte erstellt. Die acht Mitarbeiter von Rabcat Game Art, die an der Erstellung der Grafik beteiligt waren, benötigten in der Summe insgesamt 120 Arbeitsmonate, um dieses Projekt fertigzustellen.

Der Vorgang läuft hierbei in etwa wie folgt ab:

Die Vorgaben, wie ein Skin oder Design genau auszusehen hat, kommen direkt vom Publisher als sogenannte „Concept Art“. Das Team von Rabcat setzt die Vorlage dann in 3D um. Die Engine für die 3D-Modelle wird Rabcat zur Verfügung gestellt, damit die fertigen Modelle direkt in der benötigten Engine und fertig modelliert an den Publisher zurückgeleitet werden können und schlussendlich von diesem nur noch ins Spiel implementiert werden. Das Team selbst wendet sich bei ihrer Arbeit nicht an Dritte, sondern erstellt alle Projekte innerhalb der eigenen Reihen.

Doch auch in früheren Phasen der Entwicklung eines Videospiels können Publisher oder Entwickler an das Wiener Unternehmen herantreten. So wird unter anderem auch die Erstellung von 2D-Projekten angeboten, wie die von Concept Arts sowie Mood Boards, welche die grundlegende Atmosphäre, den Stil und die Stimmung eines Spiels darstellen sollen. Auch das Kreieren von Storyboards, also die visuelle Darstellung einer Aneinanderreihung von Szenen und verschiedenen Kameraausschnitten, um optisch zu überprüfen, wie eine Geschichte auf den Rezipienten wirken wird, gehört zu den Aufgaben von Rabcat.

Dass solche Projekte ein breitgefächertes Portfolio diverser Kompetenzen erfordern, dürfte auf der Hand liegen. Der Grund hierfür ist im Speziellen aber der Umstand, dass die Modellierung komplexer Charakter-Skins oder gar detailierter Vehikel, wie die eines filigran gestalteten Traktors, zu den schwersten Aufgaben in dieser Branche zählen. An einzelnen Aufgaben (zum Bespiel die Erstellung des gewünschten Charakter-Skins eines Overwatch-Heldens) arbeitet das Team vom erhaltenen Konzept bis zum fertigen 3D-Modell durchschnittlich eineinhalb Monate – abhängig von der Komplexität des Modells. Dass der Klient sein ursprünglich gewünschtes Design während oder nach Fertigung des abgeschlossenen Modells noch einmal umgestaltet, ist dabei nicht ausgeschlossen.

Dass ihr hier bisher nur von großen Publishern gelesen habt, ist kein Zufall. Denn solch eine künstlerisch wertvolle Arbeit hat selbstverständlich seinen Preis. Und dieser ist für viele Indie-Entwickler schlichtweg nicht wirtschaftlich. Entsprechend sind die aktuell laufenden Hauptprojekte von Rabcat die Erstellung diverser Modelle für eher größere Entwicklerstudios wie Epics Fortnite oder Blizzards Overwatch.

Des Weiteren arbeiten die Artists von Rabcat auch an Online Slot Spielen. Diese sind meist für Tablets und Mobilgeräte zu haben, aber auch auf dem Dekstop-PC spielbar. Ähnlich wie bei den physischen Automaten in einem Spielcasino, gilt es in den Slot-Spielen mehrere gleiche Symbole nebeneinander zu haben. Je nach Wert der Symbole erhält der Spieler mehr Gewinne. Clou bei den Titeln von Rabcats ist, dass sie neben dem Gambling-Aspekt auch kleine Geschichten bieten.

Entwickelt und designt werden die Titel von Rabcat Gambling, einer eigens dafür vorgesehenen Abteilung, die einen großen Teil des Hauptstudios ausmacht. 14 dieser Spiele wurden bisher am internationalen Martk veröffentlicht, darunter beispielsweise Forsaken Kindgom™, Robin of Sherwood™, Moby Dick™ oder das bereits erwähnte Castle Builder 2, für welches die Firma über 75 Schlösser designt hat.

Wir danken Matthias Pokorny, Head of Department – Game Art, der seit 2007 bei der Firma arbeitet für das nette Interview.