TESTS

Ace Attorney Trilogy

Strafverteidiger Phoenix Wright wagt das erste Mal Einsprüche auf der aktuellen Konsolengeneration und dem Heimcomputer. Weiß der Stachelkopf dabei zu überzeugen?

Lucas Rau · 6. Mai 2019

Mit sechs Hauptteilen und weiteren fünf Spin-Offs, wie Ace Attorney Investigations oder The Great Ace Attorney, gibt es mittlerweile elf Teile der Anwaltsserie, nun auch auf dem PC, der PlayStation 4 und Xbox One.

Phoenix Wright: Ace Attorney erschien ursprünglich für den Game Boy Advance, wurde später für den Nintendo DS umgesetzt und ferner mit neuen Texturen als Trilogie auch auf den Nintendo 3DS portiert. Die neu erschienene Version orientiert sich dabei an der 2014 erschienenen Trilogie-Fassung für den 3DS. Allerdings sind die Texturen nun vollständig in HD. Es ist also im Prinzip ein nicht so stark überarbeiteter Port. Aber diese Portierung ist hervorragend gelungen. Während man auf dem DS/3DS noch auf dem Touchscreen die Gerichtsakte oder die Personenprofile öffnen konnte und im oberen Bildschirm das Geschehen stattfand, ist dies bei den Portierungen natürlich nicht mehr der Fall. Alles findet nun auf einem Bildschirm statt, ist aber gut umgesetzt.

Wo sich Capcom allerdings hätte etwas mehr anstrengen können, ist beim restlichen Inhalt. In der Trilogie sind – wie es der Name schon sagt – drei Teile enthalten. Dabei handelt es sich um die ersten drei Teile der Serie, Phoenix Wright: Ace Attorney, Ace Attorney – Justice for All und Ace Attorney – Trials and Tribulations. Mehr werdet ihr allerdings nicht vorfinden. Weder eine freispielbare Galerie mit Artworks oder Konzeptzeichnungen noch alternative Kostüme, die man beispielsweise bei Ace Attorney – Dual Destinies finden konnte.

Das Gameplay ist sehr simpel gehalten. Während der Untersuchungs-Segmente findet ihr euch auf Standbildern, ähnlich einem Point&Click-Adventure und müsst auf den Bildern Hinweise suchen oder mit Charakteren reden. Vergessen oder Scheitern könnt ihr nicht wirklich, da das Spiel erst weiter läuft, sobald ihr alles gefunden habt. Dies macht es im Gesamten zwar recht einfach, aber dennoch nicht weniger spannend. Der zweite Spielabschnitt sind die Gerichtsverfahren, die das Herzstück des Spiels bilden. Als Strafverteidiger Phoenix Wright liegt es an euch, eure Klienten in einem wirren Rechtssystem, welches so gar nichts mit der Realität zu tun hat, zu verteidigen. In Japan (in der westlichen Lokalisation Los Angeles) der Zukunft heißt die Devise vor Gericht nicht „Unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist“, sondern eher „Schuldig, bis die Unschuld bewiesen ist“.

Erfinder Shu Takumi hat sich dabei am japanischen Rechtssystem der 2000er orientiert. Strafverteidiger genossen damals nur wenig ansehen und verloren einen Großteil ihrer Fälle. Aus diesem Grund steuert ihr in Phoenix Wright einen jungen und unerfahrenen Anwalt, den ihr auf seinen ersten Fällen begleitet und der trotz vieler Hürden und Steine im Weg gegen das ungerechte System kämpft, um seine schuldlosen Klienten zu verteidigen. Dafür stehen euch vor Gericht die Beweise als Waffen zur Verfügung.

In Kreuzverhören ist es eure Aufgabe Zeugen und deren Aussagen zu hinterfragen, neues Wissen zum Fall zu erlangen, Schwachstellen in den Verhören zu finden und schließlich mit Beweisen Widersprüche darlegen, um somit ein „nicht schuldig“ Verdikt für eure Klienten zu erlangen. Präsentiert ihr zu oft falsche Beweise ist es möglich einen Game Over Bildschirm zu bekommen. Dieser ist aber wenig tragisch, da ihr jederzeit speichern könnt und somit keine wirklichen Konsequenzen zu fürchten habt. Im zweiten Teil kommt noch eine weitere Spielmechanik, die „Psyche-Locks“ hinzu, welche weiteres Rätseln erfordern.

Besonderes Augenmerk liegt aber natürlich auf der Geschichte und den skurrilen Charakteren. Beides konnte mich auch beim zweiten Durchspielen wieder gänzlich überzeugen. Die clever geschriebene Handlung mit den unzähligen Irrungen und Wirrungen fesselt einfach ungemein und wartet mit einem Plot auf, der sich im Hintergrund über alle drei Teile spinnt. Natürlich sind auch einige alleinstehende, spannende Fälle vorhanden, die teils mit wiederkehrenden Charakteren auch spielübergreifend glänzen können.

Der Soundtrack ist nach wie vor herausragend. Die Stücke sind eingänglich und passen zum Spielgeschehen. Während der Kreuzverhöre pusht die Melodie den Spieler, sodass man gar nicht aufhören möchte, die Widersprüche zu finden. Aber auch die ruhigen Passagen oder Charakter-Themes wurden von Masakazu Sugimori (Teil 1 und 2) und Noriyuki Iwadare (Teil 3) exzellent umgesetzt. Im Moment kann der Titel sowohl in englisch als auch japanisch gespielt werden, neben einer französischen, koreanischen und chinesischen Fassung wird auch eine deutsche Lokalisation schließlich im August diesen Jahres per Patch nachgereicht. Leider bietet der Port keine Möglichkeit einen Text-Log aufzurufen, wie es die späteren 3DS-Titel getan haben. Klickt man einmal zu schnell kann man schnell Textpassagen verpassen. Hier wäre etwas Mühe seitens Capcom nett gewesen.