TESTS

Call of Cthulhu

Cyanide Studios Call of Cthulhu erscheint zeitlich perfekt für Halloween-Freunde. Doch könnt ihr euch dabei auch so richtig gruseln?

Lucas Rau · 30. Oktober 2018

Call of Cthulhu dreht sich um den privaten Ermittler Edward Pierce. Einige Jahre nach dem ersten Weltkrieg will sich der noch immer traumatisierte Veteran ein neues Leben als Schnüffler aufbauen. Jener wird von Stephen Webster beauftragt dem mysteriösen Tod seiner Tochter, der Malerin Sarah Hawkins, nachzugehen. Diese lebte mit ihrem Mann Charles und Sohn Simon auf der fiktiven Insel Darkwater und ist zusammen mit der Familie in ihrem Haus verbrannt. Ein seltsames Bild, welches Sarah kurz vor ihrem Tod gemalt hat, ist der ausschlaggebende Punkt für Pierce auf die Insel zu fahren.

Dort angekommen, erkundet ihr schließlich in 14 Kapiteln und rund acht Stunden Spielzeit die verschiedenen Orte der Hafenstadt, darunter die Hawkins-Villa, ein Institut, die Höhlensysteme der Stadt und weiteres. Aufgrund der Kapitelstruktur ist das Spiel äußerst linear, verlasst ihr einmal einen Ort, könnt ihr also auch nicht mehr zurück. Eine offene Welt zum Erkunden hätte dem Spiel wohl deutlich besser getan. Jedes Kapitel bietet einige Hinweise, etliche optional, die euch der Lösung des Mysteriums um die Hawkins-Familie näherbringen. Diese können jederzeit wieder über das Menü abgerufen werden, sind allerdings in den wenigsten Fällen wirklich lösungsrelevant, sondern geben dem Spiel eher mehr Lore und Hintergrundgeschichte. Während der Kapitel könnt ihr zudem teilweise andere Wege nehmen, um zum Ziel zu kommen. Entweder knackt ihr ein Schloss oder klaut den Schlüssel. Allerdings hat das keinen wirklichen Einfluss auf das Spiel, ist also eher oberflächlich. Vielleicht hat Cyanide Studios versucht dem Spieler hier etwas mehr Freiheit zu geben, um nicht ganz in die Schublade des Walking-Simulators zu verfallen.

Obwohl der Titel hauptsächlich ein Walking-Simulator ist, könnt ihr den Protagonisten dennoch in verschiedenen Fähigkeiten verbessern. Ein verbesserter Stärkewert hilft beispielsweise dabei Gespräche auf die harte Tour zu lösen, wohingegen Punkte in Eloquenz aus Edward Pierce einen Überredungskünstler machen. Um die jeweiligen Optionen dann in den Dialogen zu nutzen, muss der Wert dementsprechend hoch sein. Des Weiteren gibt es mit Medizin und Okkultismus zwei Werte, die nicht manuell gesteigert werden können, sondern nur durch bestimmte Funde in der Spielwelt. Daneben zeigt das Spiel im Menü auch Pierces Geisteszustand an. Traumatisch oder nicht erklärbare Ereignisse können diesen beeinflussen und ihn dem Abgrund näherbringen, aber gleichzeitig auch neue Dialogmöglichkeiten öffnen, die das Rätsel der Insel enthüllen. Zudem hat dies wohl auch Auswirkungen auf das Gameplay und die Auffassung der Umgebung, wie genau ist allerdings unklar.

Technisch hätte das Spiel wohl auch auf der letzten Konsolengeneration erscheinen können. Die Graphik ist verwaschen, die Animationen sind schlecht, steif und hakelig. Lediglich die düstere, überzeugende Atmosphäre hilft dabei nicht ganz zu verzweifeln. Die Synchronisation schwankt zwischen überzeugend bis zu lächerlich. Fernab davon ist auch die Audioqualität nicht immer perfekt. Oftmals wirkt es so, als ob die Stimmen mit schlechten Mikrofonen aufgenommen wurden. Gleiches gilt zum Glück nicht für das Sounddesign. Die gesamte musikalische Untermalung ist passend unheimlich und gibt dem Spieler zu keiner Zeit ein Gefühl von Sicherheit. Die Horror-Psycho-Stimmung wird somit optimal herausgearbeitet.

Der Ablauf im Spiel ist nahezu immer gleich. Sobald die Kapitel starten erkundet ihr die ersten Bereiche, sprecht mit Charakteren, bis ihr schließlich über den Rekonstruktionsmodus die Geschehnisse verstehen müsst. In diesem Modus müsst ihr somit die vergangenen Ereignisse nachstellen. Im Klartext heißt das jedes mögliche Objekt anklicken und sehen, was passiert. Fehler könnt ihr dabei keine machen. Das Spiel wird also nach einigen Kapiteln sehr repetitiv.

Zum Glück kann die spannende Geschichte dies etwas wett machen. Call of Cthulhu wird vom Entwickler als narratives Horror-Rollenspiel beschrieben. Den Rollenspiel-Teil kann man zwar nicht wirklich erkennen, aber als narrativer Horror-Titel kann es durchaus überzeugen. Wobei es sich weniger um gruseligen Horror, als um psychologischen Horror handelt. Aber genau das passt zum Spiel und dem Cthulhu-Mythos, der nebenei exzellent in Szene gesetzt wird. Dem Spieler ist zu jederzeit unwohl, man hinterfragt alles und jeden und kann sich nie sicher sein, welche Entscheidung denn gerade die richtige ist. Das Geheimnis der Insel, ihrer Bewohner und der Hawkins-Familie aufzudecken ist schließlich das Kernstück des Spiels. Letztlich kulminieren eure Entscheidungen in vier verschiedenen Enden, von denen drei Stück sehr plump wohl jederzeit ausgewählt werden können. Das vierte ist hinter einem Skillcheck versteckt, für den ein hoher Wert benötigt wird. Da der letzte Autosave kurz vor dem Ende ist, könnt ihr euch problemlos auch alle Enden anschauen. Ein New Game + oder eine Kapitelauswahl bietet der Titel leider nicht. Hoffentlich wird dies in einem späteren Patch nachgeliefert. Eventuell hätte man ähnlich wie bei Detroit mit einer Art Flowchart arbeiten können, die die Entscheidungen während der Dialoge zeigt. Wahrscheinlich wäre dies aber zu umständlich geworden.

Call of Cthulhu erscheint am 30. Oktober für PC, PlayStation 4 und Xbox One.