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Danganronpa V3: Killing Harmony

NIS America und Spike Chunsoft sind erneut zusammengekommen und bringen euch einen weiteren Ableger der Mörder-Mystery-Reihe.

Lucas Rau · 15. Oktober 2017

Mit Danganronpa V3: Killing Harmony startet die beliebte Reihe rund um den sadistischen Bär Monokuma nunmehr in die dritte Runde. Die Geschichte der Hope‘s Peak Academy wurde erzählt, nun betretet ihr die neue Welt der Ultimate Academy for Gifted Juveniles. Euer Protagonist ist dieses Mal Kaede Akamatsu, die ultimative Pianistin. Im Gegensatz zu Hajime und Naegi ist sie deutlich aufgeschlossener und optimistischer. Neben ihr finden sich 15 weitere Schüler, die in einem jeweiligen Gebiet absolute Nummer eins sind, sogenannte Ultimates. So gibt es neben der ultimativen Pianisten Kaede beispielsweise die ultimative Cosplayerin, den ultimativen Detektiv oder das ultimative Dienstmädchen. Alle haben einzigartige Talente und verrückte Persönlichkeiten.

Wieder eimal steht ein Mörderspiel im Battle Royale Stil an. Dazu werden die 16 Jugendlichen vom sadistischen Bären Monokuma — und seinen fünf kleinen Sprösslingen, den Monokubs — in einer Schule eingesperrt. Monokuma eröffnet den Schülern schließlich, dass sie die Schule nur wieder verlassen können, wenn sie einen ihrer Kameraden ermorden und ungeschoren davonkommen. Zwar will zu Beginn niemand wirklich darauf eingehen, der gewiefte Bär weiß aber genau welche Anregungen er den Schülern geben muss, damit sie letztlich doch mit dem Morden beginnen. Habt ihr einen der Vorgängerteile gespielt werdet ihr euch also direkt wieder zu Hause fühlen.

Die Charaktere sind wieder einmal ein großer Aspekt des Spiels

Das Gameplay des Titels lässt sich grob in drei Abschnitte teilen. Zum einen das tägliche Leben in der Schule, zweitens die Ermittlungen nach einem Mord und letztlich die Prozesse im Gerichtssaal. Während dem normalen Leben könnt ihr die sogenannten Free Time-Segmente nutzen, um die Schule und Umgebung zu erkunden oder auch mit den anderen Charakteren treffen. Sammelwahnsinnige kommen nun auch in den Genuss die Schule nach versteckten Monokuma-Teddys abzusuchen. Wirklich lohnend ist es nicht, spassig allemal. Das Rumwandern in der Schule wird nach längerer Zeit trotzdem etwas eintönig. Zudem wird man sehr oft – gerade anfangs – an der Hand geführt und kann nicht eigens erkunden. Deutlich interessanter ist hingegen die Möglichkeit Zeit mit den anderen Charakteren zu verbringen. In den kleinen Sequenzen findet ihr viel über das Wesen der einzelnen Personen heraus. Ihr sammelt dabei Freundschaftsfragmente, schaltet Skills für die Class Trials frei und wachst enger zusammen. Bereits in den Vorgängern war dies eine der großen Stärken, ähnlich ist es auch in V3. Die Charaktere sind das Herzstück der Reihe. Zwar besitzt der Cast in seiner Gesamtheit leider nicht die Stärke der anderen Teile, dennoch gibt es einige äußerst positive, erinnerungswürdige Ausnahmen. Man merkt wie viel Lieben und Ideen in machen Schülern verpackt wurden. Andere wiederum können ihrem Cliché-Verhalten leider nicht entkommen. Dennoch gleicht keiner dem anderen und anfangs sehr eindimensional wirkende Charaktere zeigen nach längerer Spieldauer noch andere Züge ihres Wesens. Umso stärker ist die emotionale Wirkung, wenn schließlich einer der liebgewonnen Charaktere ermordet wird oder gar der Täter ist. So schafft es auch Danganronpa V3 wieder, euch die Verzweiflung nach Hause zu bringen.

Erkundet die Schule, findet versteckte Collectibles und knüpft neue Bande

Sobald drei Charaktere eine Leiche gefunden haben, wird eine Nachricht gespielt die auf den Mord hinweist. Dann geht es im Ermittlungsmodus darum, Hinweise und Beweise zu finden, um im Folgenden Prozess den Geschwärzten dingfest zu machen. Wird der Täter schließlich entlarvt, richtet ihn Monokuma auf gewohnt brutal-komische Weise hin. Schaffen es die Unschuldigen hingegen nicht den korrekten Täter auszumachen, werden statt ihm sie hingerichtet und der Täter, darf die Schule verlassen.

In den Gerichtsprozessen dreht es sich natürlich wieder um die Morde. Logik und Geschichlichkeit gehen hierfür Hand in Hand. Dafür gibt es nun neue Minispiele — wie einen Minesweeper-Klon und eine Art Rennspiel — sowie erstmalig die Funktion des Lügens. Die Prozesse an sich sind gelungen, mitreißend und hinterlassen am Ende meist ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Die brutalen Exekutionen – ein Markenzeichen des Franchise – der Täter sind nichts für schwache Nerven.

Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Die Class Trials sind voll mit irren Wendungen und Enthüllungen

Schwächer fällt dagegen die gesamte Geschichte aus. Nach wie vor gibt sie sich mit vielen Wendungen, allerdings können diese weniger gut überzeugen. Dennoch ist die Geschichte nicht schlecht und bleibt spannend bis zum Schluss. Ob das Ende und die großen Enthüllungen allerdings jedermanns Sache sind, bleibt dahingestellt. Eins ist klar. Fans wird es zum Nachdenken und Diskutieren anregen, mich konnte es leider nicht komplett überzeugen.

Des Weiteren wirkt das Spiel stellenweise sehr gestreckt. Während vor allem das originale Danganronpa noch sehr gradlinig war, wird hier alles bis auf äußerste gereizt. Selbst der Prolog dauert gut zwei Stunden, die späteren Kapitel bewegen sich im 6-8 Stunden Bereich. Zwar ist es für Visual Novels normal, eine lange Spielzeit zu bieten, allerdings sticht es bei V3 einfach zu deutlich hervor, sodass sich irgendwann ein Leerlauf beim Spieler einstellt.

Neue Minispiele hauchen dem Titel Frische ein

Hervorragend hingegen sind Stil und Musik. Wie in den vorigen Teilen auch sind die Charaktermodelle und Gegenstände in einer 2D-Optik gerendert, wohingegen die Umgebung eine normale 3D-Grafik aufweist. Die Figuren stechen dadurch deutlich hervor. Dieser Charme machte bereits Teil 1 und 2 aus. Auch das Design der Charaktere ist bemerkenswert. Schwächeln manche zwar etwas in ihrer Darstellung, können sie zumindest mit ihrem Stil punkten.

Masafumi Takada, der auch in allen anderen Teilen komponiert hat, setzt seine Stärken gekonnt ein und gibt euch richtig was auf die Ohren. Neue Stücke und altbekannte Werke in neuer Interpretation sind über alle Zweifel erhaben. Auch die Synchronsprecher machen einen ausgezeichneten Job und bringen die verrückten Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere gut zur Geltung. Aufgrund einer Erkrankung und ihrem Rücktritt als Synchronsprecherin mimt Nobuyo Oyama nicht mehr Monokuma. Es fällt zwar gerade zu Beginn noch deutlich auf, nach längerer Spieldauer kann aber auch die neue Stimme überzeugen.