Darkest Dungeon (Early Access)
Das Spiel besticht bereits auf den ersten Blick durch seinen ziemlich einzigartigen Zeichenstil der Charaktere und Hintergründe, welcher sich an mittelalterlichen Holzschnitten wie zum Beispiel denen von Dürer orientiert. Passend zum Namen ist alles ziemlich düster gehalten und orientiert sich an klassischen Werken von H.P. Lovecraft, zu dessen bekanntesten literarischen Schöpfungen das Wesen Cthulhu gehört. Eine […]
Das Spiel besticht bereits auf den ersten Blick durch seinen ziemlich einzigartigen Zeichenstil der Charaktere und Hintergründe, welcher sich an mittelalterlichen Holzschnitten wie zum Beispiel denen von Dürer orientiert. Passend zum Namen ist alles ziemlich düster gehalten und orientiert sich an klassischen Werken von H.P. Lovecraft, zu dessen bekanntesten literarischen Schöpfungen das Wesen Cthulhu gehört. Eine gehörige Portion Wahnsinn und Fremdartiges dürfen daher ebenso wenig fehlen wie schwarze Magie. Von der Atmosphäre her kommt Darkest Dungeon hier dem großen Vorbild sehr nahe, auch wenn es keine direkten Zitate gibt. Die Geschichte wird in sehr hübschen Cutscenes erzählt, die stilistisch ziemlich an die Rückblicke in The Witcher 2 erinnern. Sie werden dabei stets untermalt von der Stimme von Wayne June, der schon für einige Lovecraft-Hörbüchern seine Stimme geliehen hat. Ähnlich wie bei Titeln von Supergiant Games (Bastion, Transistor) begleitet euch hier der Erzähler auch außerhalb von Zwischensequenzen und macht in Kombination mit dem stimmungsvollen Soundtrack das Ganze zu einem schaurigen Vergnügen. Untertitel oder gar andere Sprachen sind aktuell nicht enthalten, aber mit einer Lokalisierung ist beim tatsächlichen Release zu rechnen.
Das Spiel beginnt mit der Reise zum sogenannten Hamlet, einem Dorf, in dem seltsame Dinge vor sich gehen. Der Erzähler weiß zu berichten, dass durch Gier und Dekadenz der Bewohner ein schlummerndes Grauen tief unter der Erde geweckt wurde und man zieht aus, um es in die Dimension zu verbannen, aus denen es gekommen. Die meiste Zeit des Spiels verbringt man dabei in Dungeons und anderen düsteren Orten. Man hat die Möglichkeit, zu jeder Erkundungstour bis zu vier Partymitglieder mitzunehmen und vorher noch Proviant mitzunehmen, um nicht zu verhungern oder an Gift zu sterben. Zur Auswahl stehen im Moment 9 verschiedene Charakterklassen, vom Alchemisten über Paladin bis hin zu Schurken, die man auf über 6000 verschiedene Weisen kombinieren kann. In zufallsgenerierten Leveln gibt es jeweils mehrere Räume, die mit Korridoren verbunden sind und nacheinander erkunden werden können, um die verschiedenen Einsätze abzuschließen. Typische Missionsziele sind z.B. das Besiegen von Bossen oder die Erkundung der Karte.
Trifft man auf Monster oder Banditen, so wechselt das Spiel in einen ziemlich klassisch gehaltenen Kampfbildschirm, in dem man zwischen vier verschiedenen Fähigkeiten und einem Positionswechsel wählen kann. Das Ganze ist rundenbasiert, geht aber ziemlich schnell von der Hand und bietet die Möglichkeit zu einem flotten Schlagabtausch mit den Gegnern. Im Kampf gilt natürlich die alte Regel: wer einmal tot ist, der bleibt auch tot. Doch wenn die Lebenspunkte auf 0 fallen, ist noch nicht alles verloren. Man kann einen Charakter, der sich im Todeskampf befindet, noch heilen. Ein weiterer Treffer endet in diesem Zustand aber absolut tödlich. Ein Charaktertod und einige andere Aktionen im Spiel, wie z.B. Dunkelheit oder kritische Verwundungen, treiben den Stress der Partymitglieder in die Höhe. Dieses Stresslevel zu senken ist kein leichtes Unterfangen und wenn der Wert sein Maximum erreicht, dann löst dies entweder Heldentum oder, sehr viel häufiger, Wahnsinn aus, welches den Charakter positiv bzw. negativ beeinflusst. So kann es zum Beispiel passieren, dass man gegnerischen Angriffen nicht mehr ausweichen kann.
Die Kämpfe bei Darkest Dungeon sind sicherlich nicht einfach und als würde der Stress der Party nicht schon rasant genug in die Höhe schnellen, hält das Spiel noch weitere Gemeinheiten bereit. Werden die eigenen Recken überrascht, so wird ihre Positionierung durcheinander gewürfelt und man muss sich häufig erst einmal neu formieren, weil plötzlich die Fernkämpfer an vorderster Front stehen und nicht effektiv angreifen können. Das Spiel erlaubt meistens nämlich nur Angriffe von bestimmten Positionen auf bestimmte Gegnerpositionen, universell ausführbare Attacken sind eher eine Seltenheit.
Natürlich ist es auch möglich, selbst Gegner zu überraschen und es gilt, je heller desto besser Chancen dafür. Licht ist nämlich neben Verstand und Lebenspunkten die dritte Ressource des Spiels und wie beim erstgenannten gilt hier gilt ebenfalls: bei 0 ist noch lange nicht Schluss, jedoch steigert dies den Stress und damit das Risiko eines Nervenzusammenbruchs ungemein. Außerdem sinken die Chancen darauf, Fallen zu entdecken und Gegner zu überraschen. Man sollte daher stets genug Fackeln dabei haben, wenn man es sich selbst nicht noch schwerer machen möchte. Man kann das Dungeon vor Ende einer Mission zwar jederzeit verlassen, das hat allerdings kleine Nachteile in Form von erhöhtem Stress und einer weniger üppigen Belohnung. Bei umfangreicheren Missionen gibt es die Möglichkeit, am Lagerfeuer zu rasten und hierbei durch verschiedenste Charakterskills neue Kraft zu schöpfen. Da alle Items außer Ausrüstung jedoch als Proviant gilt, verschwindet ein Überschuss am Ende jedes Abenteuers. So muss man sich zum Beispiel fragen, ob man tatsächlich 20 Fackeln mitnimmt, oder ob 8 nicht auch genug sind.
Haben es die eigenen Partymitglieder von ihrem Abenteuer zurück geschafft, landen sie wieder im Dorf, in dem sich ihre Lebenpunkte, nicht jedoch ihren angesammelten Stress, regenerieren. Die Gebäude in der Stadt werden nach und nach freigeschaltet und bieten die Möglichkeit zum Verbessern der eigenen Ränge und zum Heben der Moral. Jedes neue Gebäude, welches man erhält, will erstmal aufgewertet werden. Hierzu benutzt man Erbstücke, von denen es vier unterschiedliche Sorten gibt die man allesamt auf den Abenteuern sammeln kann. Für teurere Upgrades muss man schon einiges an Spielzeit aufbringen, aber dafür sind die Vorteile permanent für den jeweiligen Spielstand, ein Feature das es so beispielsweise auch bei Rogue Legacy gegeben hat.
Um Stress seiner Recken effektiv abzubauen, hat man in den meisten Fällen mehrere Möglichkeiten, vom Saufgelage über Glücksspiel bis zur Selbstgeißelung. Die Charaktere stehen dann allerdings für die nächste Mission nicht zur Verfügung und ein wenig Gold kostet es auch. In manchen Fällen kann es allerdings sein, dass ein Rekrut durch seine negativen Eigenschaften in der Wahl des Stressabbaus eingeschränkt wird. Diese Eigenschaften, positiv und negativ, zeigen sich im Laufe des Spielverlaufes und geben den ansonsten recht generischen Charakteren eine Persönlichkeit. Manche Abenteurer werden zum Beispiel mutiger oder treffen besser, andere werden lichtscheu wenn es zu hell im Dungeon ist. Negative Eigenschaften lassen sich glücklicherweise im Sanatorium gegen eine Gebühr entfernen, sodass jeder Charakter von seinen Lastern befreit werden kann. Weitere Gebäude sind die Gilde, Waffenschmied und der Artefakthändler, bei denen man neue Skills erlernen oder aufleveln, bzw. sich neu ausrüsten kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, neue Mitstreiter unterschiedlichster Klassen und Spezialisierungen zu rekrutieren, falls die Stammgruppe sich erholen muss oder auf dem Friedhof gelandet ist. Letzteres kann ziemlich leicht passieren und man sollte schon ein dickes Fell mitbringen. Da man aber ständig voranschreitet, motiviert es sehr dazu, weiterzuspielen.
Abschließend lässt sich sagen: Darkest Dungeon im Early Access rockt! Die Atmosphäre ist sehr stimmig, es kann mit einigen neuen Ideen aufwarten und es hat genau die richtige Mischung aus Glück und Taktik, die den Reiz von guten Roguelikes ausmachen. Man wird zwar den Friedhof schneller füllen, als einem lieb ist, aber beim nächsten Versuch läuft es dann meist erfolgreicher. Die Contentmenge, die das Spiel mit sich bringt, ist bereits ziemlich amtlich. Für Konsolenspieler ist anzumerken, dass der Titel nach dem Early Access auch für Sonys Playstation 4 und Playstation Vita erscheinen wird. Wer also gerne das Spiel auf einer Konsole genießen möchte, sollte noch abwarten. Einen konkreten Releasezeitraum haben die Entwickler noch nicht genannt und es wird sich zeigen, wie viel sie aus der sehr guten Basis noch machen. Aktuell sind wir jedenfalls zuversichtlich und freuen uns schon auf die Vollversion! Wenn euch das Spiel interessiert findet ihr es aktuell für 19,99€ auf Steam. Der Preis ist zwar im Vergleich zu zahlreichen anderen Roguelike/ Survival-Titeln relativ hoch ist, aber er ist in unseren Augen gemessen am Wiederspielwert durchaus gerechtfertigt.