TESTS

Dynasty Warriors 9

Einer gegen alle. Haben die gelben Turbane diesmal eine Chance?

Alexander Kavelidis · 2. März 2018

ANOTHER ONE.

Omega Force hat es wieder einmal getan. Mit Dynasty Warriors 9 betreten wir den nächsten  Schauplatz des Hack and Slash – Urgesteins. Das imposante Intro lässt schon erahnen, dass es wieder ordentlich Prügel hageln wird. Getestet wurde auf Playstation 4 Pro.

WORUM GEHT ES ?

Veteranen der Serie kennen die Geschichte rund um die Zeit der drei Reiche bereits. Wie in den vorangehenden, zahlreichen Spielen bleibt der Kerninhalt dabei nahezu unverändert. Ein kurzer Einblick.
Wir befinden uns in China im Jahre 184 n. Chr. unter Herrschaft der mächtigen Han – Dynastie. Zu Beginn wählt man also das Reich, welches man unterstützen möchte. Anschließend den General seines Vertrauens. Jeweils drei Reiche stehen Anfangs zur Verfügung. Danach stürzt man sich auch schon ins Getümmel.  Unter dem Banner der Han ziehen wir gegen die Gelben Turbane in die Schlacht. Hierbei handelt es sich um eine religiöse Glaubensgemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Han-Dynastie zu stürzen. Haben wir diese besiegt, entsteht auch schon der nächste Konflikt. Dong Zhuo, einst loyaler General der Han und des Kaisers, hatte seine eigenen Ambitionen. Von Machthunger zerfressen wurde er zu einer immer größer werdenden Bedrohung für die anderen Warlords. So kam es schließlich zu einem weiteren Bündnis, der sogenannten “Anti-Dong Zhuo-Koalitions-Armee“. Durch vereinte Kräfte konnte dieser dann besiegt werden. Dennoch gelang Dong Zhuo die Flucht vom Schlachtfeld. Wenig später wurde er von seinem eigenen Gefolgsmann, einem mächtigem General namens Lu Bu, ermordet.

Ermordete Dong Zhuo. Lu Bu.

Ab diesem Schlüsselereignis unterscheiden sich die kommenden, geschichtlichen Ereignisse der unterschiedlichen Reiche, beziehungsweise Kampagnen, voneinander. Hier beginnt sozusagen das Hauptspiel. Gleichzeitig schaltet man den “Free Mode“ frei, mit dem es Möglich ist, mit jedem Charakter, jede Storyline, zu spielen.

WAS IST NEU BEZIEHUNGSWEISE IST NEU IMMER BESSER?

Die wohl imposanteste Neuerung bietet auf dem ersten Blick wohl die, in den Trailern stark beworbene, Open World. Diese scheint Anfangs wirklich Eindruck zu schinden. Nach wenigen Stunden Spielzeit entwickelt sich diese leider zur lieblosen, unausgereiften und kargen Kulisse.

Festungen wie diese sieht man häufiger.

Im Grunde fühlt es sich wie ein besserer Ladebildschirm an. Ein kurzweiliger Zeitvertreib um zur nächsten Hauptmission zu galoppieren.

Zum vereinfachten Überblick verfügen wir über eine Gebietskarte, die alle strategisch wichtigen Truppenbewegungen aufzeigt.

Die Gebietskarte mit Truppenbewegung.

Wir sehen Schlösser, Trupplager, Kleinstädte sowie Dörfer. Auf dem Weg zu unserer Hauptmission, grasen wir also diverse Punkte ab. Man sammelt Rohstoffe zum Craften von Tränken und Waffen, nimmt Nebenquests an und erledigt diese, levelt und entwickelt so seinen Lieblingscharackter weiter. Zur Belohnung gibt es Schmiederezepte für Waffen und andere Gegenstände. Storytechnisch bleibt alles beim alten, nur das Gespräche und Erzählung in eigens animierte Unterhaltungen einfließen. Die Dialoge, sowohl in der Haupthandlung als auch in den Nebensträngen, wirken hölzern und emotionslos. Sehr schade, denn gerade Dialoge oder Interaktionen mit der Umwelt, lassen ein Open World Spiel erst lebendig wirken.

Generäle und Gefolgsmänner im Dialog

Die Nebenquests entpuppen sich leider als Einheitsbrei. Stumpfe Aufgaben, die sich immer wieder wiederholen: Erledige die Axtgang, rette das Dorf vor wilden Tieren, eliminiere den Strauchdieb. Hier muss man erwähnen, dass gerade diese Quests mit den Wildtieren so unsinnig sind , dass diese schon wieder über genug Witz verfügen um sie zu Feiern. Zum Beispiel: Als ich mich also auf den Weg gemacht habe , um ein Dorf vor einem Rudel wilder Bestien zu retten, stellt sich heraus, dass es sich bei diesen grausamen Kreaturen um friedliche Rehe handelt. Aber Auftrag ist Auftrag. Als nächstes gilt es ein paar gefährliche Biester in den umliegenden Wäldern aufzuspüren. Ich entdecke eine kleine Bärentruppe von circa 30 Braunbären. Typisches Rudelverhalten eben.
Ein weiteres Problem neben den stumpfsinnigen Inhalten der Nebenquests ist die Positionierung jener auf der Gebietskarte. Teilweise befinden sich bis zu fünf Ziele gleichzeitig an ein und demselben Fleck auf der Karte. Das trägt zwar zur schnellen Abhandlung bei, allerdings ist hier schon stark spürbar, dass nicht gerade viel Einfallsreichtum eingeflossen ist. Zudem kommt es gerade bei solchen Ballungsräumen zu heftigen Framerateeinbrüchen.

Viele Aufgaben auf einem Haufen.

Ähnlich verhält es sich mit dem sogenannten „Strategie-System“. Durch das Einnehmen von wichtigen Stützpunkten oder das Eliminieren feindlicher Generäle, wird der Weg zum erfolgreichen Abschluss der Hauptmission deutlich erleichtert. Trotzdem fehlt es hier leider auch an Vielfalt. Im Grunde gilt es immer nur den jeweiligen Befehlshaber auszuschalten. Kurzum, egal auf was man gerade einprügelt, es fühlt sich alles gleich an.
Kommt es allerdings zu einer Belagerung und man ist kurz davor eine Festung zu stürmen, kommt kurzzeitig Stimmung auf. Rammböcke, Belagerungstürme und andere Belagerungsgeräte sorgen für etwas Atmosphäre, das Gefühl Teil einer großen Schlacht zu sein, sucht man hier allerdings vergeblich. Die eigenen KI Kollegen haben irgendwann die Lust am Kampf verloren und lungern anschließend nur noch vor den Toren der feindlichen Burg umher.

Rammbock und Belagerungsturm dürfen nicht fehlen.

Mit dem neuen Greifhakenwerkzeug verschafft man sich zudem auch, ohne Belagerung, Zugang zu höher gelegenen Positionen. Hindernisse sind so schnell überwunden und der gegnerische Feldherr unterworfen. Erledigt man diesen, flüchten dessen Gefolgsmänner sofort. Mission abgeschlossen.
Das Ganze ist natürlich nur mit den kämpferischen Fähigkeiten unserer Generäle möglich. Beim Kampfsystem gibt es nach langer Zeit nun auch ein paar Neuerungen. Während in den Vorgängern Tasten für leichte, mittlere und schwere Musouangriffe zur Verfügung standen, fällt der mittlere Angriff indirekt weg. Stattdessen können wir dem Feind jetzt anstürmen beziehungsweise nachsetzen. Unsere Kombos werden mithilfe der Schultertasten umgesetzt. Hier wird auch direkt angezeigt, was welcher Angriff für Folgen beim Opfer hat. Außerdem ist es möglich, einige Angriffe zu kontern oder bereits geschwächte Feinde mit einem mächtigen Hieb direkt auszuschalten. Das Kampfsystem fühlt sich also nicht nur schön aufpoliert an, es wurde auch gut umgesetzt. Nach kurzer Eingewöhnungsphase entwickelt sich ein regelrechter Kampfflow, mit diesem man Heerscharen von Fußvolk einfach vom Antlitz der virtuellen Welt fegt.

WAS HAT SICH BEI TON UND BILD GETAN?

Wer Dynasty Warriors kennt und schätzt hat dies wohl in gewisser Weise dem Soundtrack zu verdanken. Tausende Gegner aus dem Weg zu räumen ist spaßig und mit der richtigen Hintergrundmusik wird es sogar zum Genuss. Auch in Dynasty Warriors 9 umschmeicheln fette, rockige Gitarrenriffs das Gehör. Leider sind die Übergänge im Kampf etwas schlecht gesetzt. Sind Gegnergruppen zu weit auseinander setzt die standardmäßige ruhige Tonuntermalung ein und es fetzt erst wieder beim ersten Schlag auf feindliche Individuen. Bei einer großen Feindanzahl kann das auf Dauer fast schon nervig sein. Hier hätte ein durchgehender, gebietsgebundener Soundtrack ,wie in den altbekannten Titeln, wohl besser funktioniert.

Diesen Wachturm nutzt man natürlich um neue Karteninformationen zu erhalten.

Visuell hat sich eher weniger getan. Einzig und allein die Charaktermodelle der Generäle wurden einer Schönheitsbehandlung unterzogen. Die Spielwelt wirkt trist und leer, wie man es von den Vorgängern eben gewohnt ist. Hier und da hat sich dennoch ein wenig Detailverliebtheit eingeschlichen. Der dynamische Tag und Nachtzyklus sieht super aus. Lodernde Fackeln am Straßenrand und ein schön inszenierter Sternenhimmel lassen die Spielwelt Nachts fast schöner wirken als sie Tagsüber tatsächlich ist.

Der Sonne entgegen.