TESTS

Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name

Wer ist eigentlich dieser Joryu?

Lucas Rau · 1. Dezember 2023

Sieht man von etwaigen Remakes ab, ist es bereits über 5 ½ Jahre – geht man vom japanischen Release aus sogar 7 ½ Jahre – her, seit wir in Yakuza 6: The Song of Life das letzte Mal in die Füße von Kazuma Kiryu schlüpfen durften. Nun soll das am 9. November 2023, für die gängigen Konsolen wie PlayStation 4 & 5, Xbox One & Series S | X sowie PC, veröffentlichte Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name die Brücke zwischen Yakuza 6, Yakuza: Like a Dragon (Teil 7) und Like a Dragon: Infinite Wealth (Teil 8) schließen.

Die Geschichte setzt einige Zeit nach den Geschehnissen von Yakuza 6: The Song of Life ein. Ihr schlüpft in die Haut von Kiryu, der am Ende des sechsten Teils seinen Tod vortäuschen musste, um seine Liebsten – im Waisenhaus Sunflower – zu schützen. Dafür ging er einen Deal mit den Daidoji ein – einer mächtigen Geheimfaktion verschiedenster japanischer Politiker:innen, die die Ökonomie und Politik in Japan steuert. Als Joryu ist er nun in Sotenbori, Osaka, unterwegs und muss für die Daidoji als Geheimagent immer wieder kleinere Aufträge übernehmen. Wie soll es aber auch anders sein geht aber einiges schief und Kiryu wird erneut in die Machenschaften der Yakuza verwickelt. Mehr soll zur Geschichte gar nicht gesagt sein, lebt die Yakuza-Reihe doch von ihrer spannenden, mit Wendungen gespickten, Gangsterdramatik.

Neben der Hauptstory ist ein großes Feature der Yakuza-Titel natürlich das Kampfsystem. Während Like a Dragon 7 vom altbewährten Brawler-Gameplay zum rundenbasierten RPG-Kampfsystem wechselte, ist bei Gaiden wieder Echtzeitprügeln angesagt. Dafür bietet das Spiel zwei verschiedene und unterschiedliche Kampfstile. Einerseits den Yakuza-Stil, für den Kiryu bekannt ist, der die geläufigen Heat-Actions bietet und für den 1 gegen 1 Kampf aufgrund der Stärke zu bevorzugen ist. Neu hingegen ist der Agenten-Stil der Daidoji. Er basiert mehr auf Martial Arts Techniken und ist bei Gegnergruppen besser. Überdies hat Kiryu mit diesem Kampfstil auch Zugriff auf verschiedene Gadgets: Spider, Hornet, Firefly und Serpent.

Das Firefly Gadget ist eine Minibombe in Form einer Zigarette. Entfalten kann es seine geringe Wirkung maximal bei Gruppen. Einzelne Gegner weichen schnell aus, leider ist der Explosionsradius ebenso recht gering. Ein etwas nützlicheres Gadget sind die Serpent-Schuhe. Mit diesen bekommt Kiryu einen Raketenboost und kann Gegner umwerfen. Nützlich ist dies vor allem bei Gruppen, um Gegner zu isolieren und leichten Schaden zu verursachen. Des Weiteren kommt ihr recht zu Beginn des zweiten Kapitels auch in den Besitz der Hornet-Dronen. Diese sind wie – der Name suggeriert es passenderweise – ein Schwarm Hornissen, die die Gegner nach Knopfdruck automatisch attackieren. Sie bringen also zusätzliche Schaden, während Kiryu weiterhin bewegbar bleibt. Das letzte, beste und bereits am Anfang freigeschaltete Gadget ist die Spider-Wire. Eine Art Drahtseil, mit dem Gegner angezogen aber auch in alle Richtungen geschleudert werden können. Außerdem kann es nach einem Upgrade auch mehrere Gegner treffen, was es umso nützlicher macht. Neben der Spider können natürlich auch alle anderen Gadgets – sobald die Anforderungen erfüllt wurden – aufgewertet werden.

Wie in Yakuza 0 werden Skills nun wieder mit Geld freigeschaltet. Ihr verdient sowohl durch das Abschließen verschiedener Aufgaben als auch im Kolosseum genug Yen, um recht zügig neue Fähigkeiten freizuschalten. Eine Hürde hierbei ist, dass gewissen Skills erst nach und nach, durch Fortschritt in der Geschichte, zu erstehen sind. Das Kolosseum bietet die vermeintlich beste Möglichkeit schnell viel Geld zu verdienen. Nach ein bisschen Storyfortschritt landet ihr recht schnell im Silber-Level und könnt euch dann bis Platin vorkämpfen. Der Fortschritt schaltet Neben Wettkämpfen und Spezialevents, bei denen der 1 gegen 1 Kampf im Fokus steht, gibt es auch die sogenannten Hell Rumbles. Diese warten mit mehreren Gegnern auf und sind überdies auch als Team-Variante verfügbar. Dabei helfen euch Kämpfer, die ihr vorher rekrutiert habt. Mit Geschenken oder durch Training lässt sich das Level der Verbündeten steigern, die somit stärker werden und für weiteren Fortschritt unabdingbar sind. Durch die vielen Verbündeten und Gegner haben die Kämpfe eine sehr chaotische Natur, machen aber dadurch auch umso mehr Spaß. In gewisser Weise erinnern sie an den Clan Creator aus Yakuza Kiwami 2, allerdings diesmal nicht aus der Vogelperspektive und ohne die Möglichkeit die Verbündeten direkt zu befehligen. Vorbesteller haben bekannte Charaktere wie Daigo Dojima, Taiga Saejima und Goro Majima erhalten. Auch andere, aus der Yakuza-Reihe bekannte Charaktere, lassen sich freischalten.

Neben den Fähigkeitenbäumen für Kiryus Kampfstile gibt es einen weiteren separaten Skillbaum, der neben Yen auch Akame-Punkte benötigt. Bei Akame handelt es sich um einen neuen Charakter im Yakuza-Universum, den ihr recht früh trefft. Sie hilft den Obdachlosen in Sotenbori und hat sich so ein Netzwerk aus Kontakten aufgebaut. Die Punkte können durch das Abschließen kleiner Aufträge über das Akame-Netzwerk gesammelt werden. Auf der Karte sind dabei die kleinen Anfragen immer per Symbol gekennzeichnet. Da es sich meistens um kürzere Kämpfe oder eine Liefermission handelt, gehen sie recht schnell von der Hand. Vor allem, wenn ihr euch bereits zu Spielbeginn mit vielen Items der Shops eindeckt. So habt ihr möglicherweise immer das gewünschte Item direkt dabei. Je mehr dieser Miniaufträge ihr erledigt, desto höher steigt ihr in Akames Netzwerk auf und schaltet Boni frei. Außerdem könnt ihr in investieren, um bessere Items zu erhalten oder mehr Punkte für die Aufträge zu erhalten. Letztlich können bei Akame auch hilfreiche Items und Equipment für Punkte gekauft werden.

Typisch für einen Titel der Yakuza-Reihe gibt es wieder etliche Nebenbeschäftigungen. Abseits der Substories, den Aufträgen des Akame Netzwerks oder Kolosseumskämpfen, könnt ihr Zeit in Pocket-Circuit-Rennen mit ferngesteuerten Miniautos verbringen, verschiedene Sega-Titel in den Arcade-Hallen testen, Spaß mit Hostessen im Kabarett-Klub haben – diesmal mit Live Action Szenen – aber auch kleinere Spiele wie Billard oder Karaoke, Darts & Golf als auch andere spielen.

Besonders hervorzuheben ist zuletzt, dass ihr eine Demo für Like a Dragon: Infinite Wealth freischaltet, sobald ihr das Spiel durchspielt. Dort könnt ihr euch in der neuen Location Honolulu rumtreiben und mit Ichiban Kasuga verschiedene Nebenaktivitäten angehen.

Fazit

Obwohl Like a Dragon Gaiden eigentlich nur eine Nebengeschichte ist, präsentiert es sich als vollwertiges Mitglied in der hervorragenden Yakuza-Reihe. Neben einer packenden, spannenden Geschichte bietet der Titel klassischen Yakuza-Wahnsinn. Für Komplettist:innen kommt sicher eine Spielzeit von über 20 Stunden zustand. Nach rund 10 Stunden bin ich noch immer in Kapitel 3 von 5, konnte aber bereits eine Menge Substories, Nebenspielereien und Kolosseums-Kämpfe absolvieren. Generell erweitern die etlichen Nebenaufgaben die Spielzeit, wenn man daran Interesse hat. Ein Wort der Warnung noch: Wenngleich RGG Studio über Twitter – oder X – damit wirbt, dass Like a Dragon Gaiden auch für Einsteiger ein guter Titel ist, muss ich hier widersprechen. Als jemand der alle Teile der Yakuza-Reihe gespielt hat, bis auf Yakuza: Like a Dragon – also Teil 7 – würde ich abraten Gaiden als erstes zu spielen. Es ist zwar weniger nötig bereits Teil 6 gespielt zu haben, da die Kernelemente zusammengefasst werden, allerdings werden wichtige Plotpunkte für Teil 7 bereits in Kapitel 2 und 3 gespoilert und verderben so gegebenenfalls den Spielspaß. Im japanischen bedeutet Gaiden übrigens so viel wie Nebengeschichte und ist somit als Beiwerk zu Teil 7 zu verstehen.