TESTS

Monster Hunter World

Macht Monster jagen immer noch Spass? Wie macht sich Capcoms neuestes Wilderei-Spiel im Test?

Marco Mühlen · 13. Februar 2018

Sanft strahlt die Sonne durch die hohen Bäume und wirft Schatten, in denen saftige Früchte gut gedeihen können. Mit meinem Team streife ich durch die Pfade im dichten Wald, immer den Spuren eines Pukei-Pukeis folgend, bewaffnet und gut mit Gegengiften ausgerüstet. Die Jagd wurde gut vorbereitet und koordiniert greifen wir das gesuchte Monster an, als es plötzlich aus dem Voice-Chat ertönt: „Äh Leute… wir bekommen Besuch“. Ein Anjanath nähert sich uns im Lauf und hastig stoben wir auseinander, auf der Suche nach dem nächsten Gebüsch, um uns vor diesem Monster zu verstecken. Für den Anjanath sind wir noch nicht gut genug gerüstet und so bleibt uns nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie die beiden Monster sich bekämpfen und abzuwarten.

So kann eine Jagd einen durchaus ins Schwitzen bringen. In Monster Hunter World befinden wir uns in einer offenen Welt, wo man sich auf einige Überraschungen gefasst machen muss. Das spannende Action-Spiel von Capcom um das Jagen von Monstern bietet aber noch viel mehr.

Der Einstieg

Zunächst einmal müssen wir uns einen Charakter erstellen. Aus zahlreichen Einstellungen können wir ein hübsches Gesicht für einen Mann oder eine Frau bauen, inklusive der Frisur, Make-Up und noch viel mehr. Da kann es schon einmal eine lange Zeit dauern, bis man sich einen Charakter erstellt hat. Allerdings gibt es auch voreingestellte Gesichter, die das ganze ein wenig vereinfachen.

Im Editor bauen wir uns einen Charakter, egal ob Mann oder Frau.

Die zweite Figur, die wir uns erstellen, ist ein Palico. Diese Wesen sehen aus wie Katzen und sind wahnsinnig hilfreiche Begleiter auf der Jagd. Die süßen Begleiter gibt es schon lange in der Monster Hunter-Welt und sind mit ihren Gadgets im Kampf oder auch bei der Heilung eine große Hilfe.

Und dann geht es schon los mit der Geschichte: Hier sind wir Jäger der fünften Flotte und geraten auf hoher See auf ein gigantisches Monster, auf dessen Rücken ein Vulkan ist. Im Sturm fallen wir vom Schiff und müssen zusammen mit einer jungen Dame versuchen, auf dem Körper dieses Monsters unsere Haut zu retten.

In einer wunderschön aussehenden Cut-Scene schaffen wir es dann auf eine Insel und stellen fest, dass wir gar nicht so weit von unserem Zielort entfernt sind: Astera.

Doch um dorthin zu gelangen, müssen wir uns ohne Waffen durch einen Dschungel schlagen, der nicht unbewohnt ist. Dank der Tipps der Begleiterin lernt man so direkt, wie man sich zu verstecken hat und übersteht den Wald soweit unversehrt.

Nach einer holprigen Tour kommen wir dann in der Stadt an und lernen dort erst einmal alles kennen. Hier ist der Markt, hier der Schmied, hier die Kantine… Das sind sehr viele Informationen auf einmal und können einen durchaus erst einmal regelrecht mit Wissen erschlagen. Aber man wird später noch einmal etwas genauer an die einzelnen Stationen herangeführt.

Die Kantine ist eine der wichtigen Stationen in der Stadt.

Jetzt müssen wir uns erst einmal eine Waffe aussuchen. Es gibt 14 verschiedene Waffen zur Auswahl, die es zu meistern gilt und die im Trainingslager jederzeit ausprobiert werden können. Hat man sich entschieden, geht es direkt weiter, aber keine Sorge vor der „falschen Wahl“ – die Waffen sind jederzeit,selbst während einer Jagd, wechselbar.

Als Neuling im Monster Hunter-Universum, wird man im neuestem Ableger Monster Hunter World gut an der Hand geführt. Alles wird erklärt, wobei einige mehr oder weniger wichtige Dinge, dann doch noch irgendwie unterschlagen werden oder einfach in der Masse untergehen. Da ist man dann beim Online-Spielen manchmal ein wenig überrascht und fragt „Das kann man machen?“ oder „Wie hast du das jetzt gemacht?“ in die Jagdgruppe.

Der Weg ist das Ziel

Die meiste Zeit verbringt man nach der Jagd eigentlich beim Schmied. Dieser sorgt für immer neuere und bessere Ausrüstung für den Jäger, sofern man die nötigen Materialien mitbringt – das typische Monster Hunter-Prinzip.

Wir können die Waffen und auch die Rüstungen mit Rüstungskugeln immer weiter upgraden oder einfach eine komplett neue Rüstung herstellen. Dabei gibt es für Kopf, Brust, Hüfte, Beine und Arme jeweils eigene Rüstungsteile, die auch untereinander kombinierbar sind.

Auch für unseren pelzigen Freund können wir eine neue Rüstung anfertigen.

Mit dem, was wir zu Beginn hatten, kommen wir nicht weit, daher geht es direkt damit los, zu schauen, welche Rüstung uns als nächstes schützen soll. Im Grunde muss man vor einer Jagd stets seine Rüstung noch einmal verbessern. Dafür werden aber Materialien benötigt, meistens sogar Teile, die keine große Drop-Rate haben. Dies bedeutet, dass man auch mal ein Monster mehr als einmal jagen geht, um genügend Rohstoffe für die nächste Rüstung zu sammeln. Genau das fasst auch den Kern von Monster Hunter zusammen: Man erlegt immer stärker werdende Monster, um neue Rüstungen zu craften und noch stärkere Monster besiegen zu können, etc.

Das gleiche gilt auch für die Waffen. Diese können teilweise nicht nur verbessert, sondern sogar umgebaut werden. Je nachdem, welchen Typ Waffe man benutzt, kann man unzählige Verzweigungen nachgehen, um zum Beispiel spezielle Munition oder Phiolen bei Schusswaffen benutzen zu können oder allgemein einen Elementeschaden zu bekommen.

Die Möglichkeiten von Upgrades und Modifikationen scheinen fast endlos zu sein, bilden aber auch das Herzstück des Spiels. Man möchte seine Ausrüstung immer weiter perfektionieren.

Ob Bogen oder Schwert, jeder findet seine Lieblingswaffe.

Gibt es Offline genug zu tun?

Viele Komponenten sind auf das Jagen im Online-Modus ausgelegt, aber man kann das Spiel auch komplett offline genießen. Dafür gibt es den Story-Modus, der die Geschichte um ein riesigen Drachenältesten erzählt und so auch die anderen großen Monster eines nach den anderen vorstellt. Zudem gibt es viele Nebenquests, die einem auch in der Hauptstory weiterhelfen, in dem sie zum Beispiel für weitere Upgrades sorgen.

Wenn man alleine unterwegs ist, kann man schon etwas länger für das ein oder andere Monster benötigen. Hierzu kommt dann noch ein Zeitlimit von etwa 50 Minuten. Hat man das gesuchte Monster bis dahin nicht erlegt oder gefangen, ist die Quest gescheitert und man darf von vorne anfangen. Gerade bei besonders starken Monstern kann das Zeitlimit durchaus knapp werden. Da hat man beim großen Monster schon unzählige Treffer erzielt, aber die aktuelle Waffe ist noch zu schwach, um mehr Schaden zu verursachen und schon ist die Zeit abgelaufen.

Während der Jagd kann man auch unverhofft auf weitere Monster treffen.

Man kann aber jederzeit während der Jagd ein SOS-Signal abgeben, um Online-Jäger einzuladen, die sich an der Jagd beteiligen. Das ist besonders hilfreich, wenn es mal brenzlig wird. Zudem helfen die anderen Jäger einem gerne. Lohnen tut es sich für alle, denn die Rohstoffe des erlegten Monsters sind für alle gleichermaßen vorhanden. Man kann sich also nicht gegenseitig etwas wegnehmen – wobei es nicht bedeutet, dass alle exakt die gleichen Materialien erhalten. Gerade bei seltenen Stücken kann das frustrierend sein, wenn ein anderes Teammate stets die Platte erhält, die man selber braucht.

Wer mehr Zeit für das Jagen benötigt, kann auch in den Expeditionsmodus gehen. Dabei kann man in bereits besuchte Gebiete zurückkehren und frei erkunden – ganz ohne Zeitlimit. Allerdings bedeutet das nicht, dass man für das Jagen der großen Monster ewig Zeit hat, denn diese können auch einfach aus dem Gebiet abhauen, ohne das man die Chance hat, sie zu erlegen. Scheinbar kann man bis zu vier große Monster gleichzeitig antreffen, wobei die Anzahl und Art des Monsters sich während der Expedition verändern kann.

Als Jäger lernt man schnell, dass man alles immer einsammeln sollte. Früchte, Kräuter, Insekten und vieles mehr. Diese werden besonders hilfreich von unseren Leuchtkäfern hervorgehoben, die uns stetig begleiten und unsere Navigation erleichtern. Sie zeigen auch Fußspuren an, die es als Jäger stets zu untersuchen gilt.
Jede Information über ein bestimmtes Tier levelt unser Wissen darüber auf. Je höher unser Wissenslevel ist, desto leichter können wir nachher das Monster aufspüren. So können wir zum Beispiel später direkt auf der Karte sehen, wo sich das gesuchte Monster aufhält und sogar, wie sein Status ist.

Aus den gesammelten Materialien lassen sich auch unterwegs neue Tränke oder Pulver zusammen mixen, doch Obacht: der Platz im Inventar, als auch die Anzahl der Items ist begrenzt.

Wer nach langen Sessions mal kurz zur Toilette muss, sollte sich darauf gefasst machen, dass es keine Pause-Taste gibt. Wie in einem reinem Online-Spiel kann man das Spiel nicht pausieren. Daher muss man sich vor einer Quest überlegen, ob nicht nur die Spielfigur bereit ist, sondern auch der Spieler selbst. Natürlich kann man sich aber auch ,gegebenenfalls, ins Lager zurückziehen um vor Monstern sicher zu sein. Vor dem Zeitlimit findet man aber auch dort keinen Schutz.

Und Online?

Wenn man bei Monster Hunter World ins Internet abtaucht, entfalten sich noch größere Möglichkeiten. Treffpunkt für eine gemeinsame Jagd mit Freunden ist die Versammlungsstätte ganz oben in Astera. Dort kann man sich miteinander betrinken, gegeneinander Armdrücken oder eine gemeinsame Quest für die Monsterjagd aussuchen, um im Team auf Monster-Jagd zu gehen.

Man trifft sich gemeinsam in der Versammlungsstätte.

An den Quest-Tresen sucht der Anführer eine Quest aus. Wichtig ist hierbei, dass die Quest auch für den niedrigsten Rang in der Gruppe zur Verfügung steht, da er ansonsten nicht daran teilnehmen kann! Anschließend treten alle anderen dem Anführer in der Quest bei, treffen ihre Vorbereitungen, essen etwas und schon geht es los.

Wer gemeinsam unterwegs ist, profitiert von den Erfahrungen von allen Mitspielern. So haben einige vielleicht schon mehr Fährten gelesen für ein bestimmtest Monster, so dass dieses leichter gefunden werden kann. Auch ergänzt man sich mit unterschiedlichen Waffen, da einige im Nah- andere im Fernkampf besser sind. Oder man tauscht Items aus, die man benötigt.

Wenn ein Spieler bei einer bestimmten Haupt-Quest gerade Probleme hat, so kann er sich ebenfalls ein Team zusammenstellen, mit denen er dann gemeinsam das Problem angeht. Dann geht der Kampf auch viel leichter von der Hand. Auch haben andere Spiele eventuell nützlichere Fähigkeiten für ein bestimmtes Monster, wie zum Beispiel Vergiften. So geht ein Kampf dann wirklich schnell und macht zudem auch noch Spaß. Aber Vorsicht: Manche Waffen wie zum Beispiel das Langschwert können die Combos der Mitspieler unterbrechen, wenn diese im Schlagbereich stehen.

Technisch auf der Höhe der Zeit

Optisch ist Monster Hunter World schon ziemlich überzeugend. Im Vergleich zu den vergangenen Monster Hunter-Titeln hat Capcom einiges aufgeholt.

Die unterschiedlichen Gebiete glänzen mit verschiedenen Szenarien wie zum Beispiel einer Wüstengegend oder einem dschungelartigen Wald. Gerade die Bäume und Pflanzen sind wirklich klasse umgesetzt. Die Flora und Fauna von Monster Hunter World ist so lebendig und glaubwürdig dargestellt, dass es sogar Spaß macht, sich durch Matsch zu robben oder in gleißende Wüstensonne zu marschieren. Zudem bieten die Gegenden viel zu entdecken, sowie verschlungene Wege, die einen entweder hoch hinaus oder tief hinab zu versteckten Ecken führen.

Der Welt von Monster Hunter World ist wirklich beeindruckend.

Im Spiel selbst trifft man auf viele alte bekannte Monster aus den vorherigen Teilen, die an der Grafik angepasst und noch überzeugender umgesetzt worden sind. Sie haben alle nun scharfe Texturen und die Animationen lassen den Jäger erahnen, was das Monster gerade macht und in welchem Zustand es sich gerade befindet. Das sieht also nicht nur gut aus, sondern ist auch für das gute Erkennen der nächsten Aktionen wichtig. Zum Beispiel gehen die Pflanzenfresser nun auch in Verteidigungshaltung, wenn ein großes Monster auftaucht. Praktisch, denn so rennen sie einen wenigstens nicht mehr um, wenn man sich gerade auf den neuen Gegner konzentriert – Spieler der alten Teile wissen sicher, was gemeint ist.

Über die Geschwindigkeit kann man nicht meckern. Das Spiel geht nur sehr selten mal in die Knie, was die Performance betrifft. Es läuft flüssig und sauber.

Das Wetter und die Tageszeit verändert sich dynamisch im Spiel.

Grundsätzlich ist das Spiel eine echte Augenweide. Gerade die Lichteffekte im Zusammenspiel mit wechselnden Wetterbedingungenen sorgen für eine passende Atmosphäre. Der Wechsel von Tag auf Nacht ist auch optisch gut gemacht und sorgt für unterschiedliche Stimmungen während der Jagd. Die Texturen der Umgebung sind traumhaft und bieten eine solide Grundlage, um sich in die Welt zu verlieben.

Auch die Film-artigen Zwischensequenzen können sich sehen lassen und sehen Top aus. Gerade bei den Story-relevanten Quests und denen, in denen ein Monster neu auftaucht, gibt es eine kurze Filmszene. Dies gab es schon in den vorherigen Monster Hunter-Teilen, doch mit der neuen Grafik ist es umso schöner, sich diese Filmchen anzusehen.

Auch in den Zwischensequenzen kann das Spiel überzeugen.

Der einzige Makel: Es gibt ein paar längere Ladezeiten, gerade beim Starten einer Quest, doch wenn man einmal auf dem Feld ist, gibt es keine Unterbrechungen mehr.

Sprache und Sound

Auch in Bezug auf Lokalisierung hat es sich Capcom nicht nehmen lassen, die Sprach-Ausgabe anzupassen. Schön ist es, dass man im Spiel, frei entscheiden kann,welche Sprache man gerne hätte und ob nun mit oder ohne Untertitel, die man ebenfalls frei in der Sprache auswählen kann. Dies geschieht unabhängig davon, auf welcher Systemsprache die Konsole gerade eingestellt ist.

Dabei fällt die Sprache „Monster Hunter Language“ besonders auf. Dies ist eine künstliche Sprache, ähnlich wie Simlish bei den Sims. Zwar kann diese durchaus zur Atmosphäre beitragen, kann aber genauso gut ein wenig nervig sein. Zum Glück kann man hier auf die anderen Sprachen ausweichen.

Auch sonst ist das Spiel soundtechnisch wirklich gelungen. Gerade, wenn ein großes Monster wie der Anjanath in der Nähe ist und herumbrüllt, da bekommt man schon ein Gefühl für die Größe des Monsters, ohne es schon überhaupt gesehen zu haben.

Das Spiel lässt einem bei der Sprache die Wahl.

Umfang

Im Grunde ist Monster Hunter World ein Umfangmonster. Es gibt so viele Rüstungen und Waffen, die man sich erstellen kann und auch die Quests sind sehr zahlreich. Aber Gerade im Zusammenspiel mit der Online-Komponente kann man wirklich sehr viele Stunden in das Spiel stecken.

Zudem wird das Spiel regelmäßig mit Events versorgt, so dass auch erfahrene Monsterjäger immer neues zu tun bekommen. Auch besondere Quests wie die Zusammenarbeit mit Horizon Zero Dawn oder Street Fighter, wo man sich spezifische Kostüme erspielen kann, sind eine willkommene Abwechslung.