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Test – New Tales From the Borderlands

Es geht zurück in die Grenzlanden. Diesmal aber in 3rd-Person Ansicht.

Lucas Rau · 29. November 2022

Nach über 8 Jahren erschien am 21. Oktober eine Fortführung des Adventure-Ablegers der Borderlands-Reihe. Im Gegensatz zum 2014 veröffentlichten und von Telltale Games entwickelten Tales from the Borderlands wurde das Sequel von Gearbox Studio Québec entwickelt und von 2k veröffentlicht.

Während der Titel die Episodenstruktur beibehält, wurden diesmal alle zu Release veröffentlicht. So wurde der zerstückelte Release der Episoden vermieden, die leider häufig in unregelmäßigen Abständen erschienen sind.

Veröffentlicht wurde der Titel auf PlayStation 4 & 5, Xbox One als auch Xbox Series S & X sowie Windows und Nintendo Switch

Die Geschichte spielt zeitlich ein Jahr nach Borderlands 3 und findet zum großen Teil auf dem Planenten Promethea statt. Diesmal schlüpft ihr in die Rolle von drei Protagonist:innen. Das sind Anu, eine pazifistische Wissenschaftlerin, die allerdings für den Waffenhersteller Atlas arbeitet und mit ihrem moralischen Kompass besser bei anderen Firmen aufgehoben wöre. Außerdem steuert ihr Fran, die, ausgestattet mit ihrem höchst provokanten, sexuellen Humor und einem Aggressionsproblem, einen Laden für Frozen Yogurt besitzt der aufgrund der Ereignisse von Borderlands 3 große Schäden aufweist. Der letzte im Trio ist Octavio, Anus Bruder. Der Nichtsnutz arbeitet in Frans Shop und versucht auf Promethea mit weniger legalen Mitteln den großen Coup zu landen, um der Armut zu entkommen.

Aufgrund äußerer Umstände kommen alle drei auf dem Planeten zusammen, der gerade von Tediore Streitkräften belagert wird. Die CEO des rivalisierenden Waffenherstellers hat es auf einen Vault-Schlüssel abgesehen, den Atlas CEO Rhys Strongfork, einer der spielbaren Charaktere aus dem Vorgänger, besitzen soll. Wie es eben so passiert landet der Schlüssel allerdings in den Händen des chaotischen Trios, die sich den Schatz des Vaults holen und dadurch zu Reichtum kommen wollen. So viel zur groben Geschichte des Spiels. Ich konnte bisher bis zum Ende von Episode 3 spielen, die letzten beiden Episoden konnte ich noch nicht beenden. Das Review ist daher zumindest von den Eindrücken der Story noch nicht final zu sehen. Eine engültige Einordnung wird daher im Podcast folgen.

Neben den Hauptfiguren gibt es noch einige Nebenfiguren, die mal besser, mal schlechter geschrieben sind. Besonders positiv sticht der Assassinen-Roboter L0U13 hervor. Dieser begleitet Octavio zu Beginn und kann anhand von Namen in seiner internen Datenbank prüfen, ob diese tot oder lebendig gesucht werden, woraus einige unterhaltsame Situationen entstehen. Die meisten anderen Charaktere wie der auf Sprengstoff versessene Radon oder Taco-Verkäufer Paco sind leider eher hit or miss.

Generell zünden auch viele der Gags nicht wirklich. Man merkt zwar, dass man ein Borderlands-Spiel in den Händen hält, allerdings wird der originelle Humor des Vorgängers leider nicht erreicht. Ebenso ist die Geschichte wenig originell, für Borderlands-Verhältnisse in Ordnung. Die Kreativität wie in Tales From the Borderlands oder Borderlands 2 wird sicher nicht erzielt. Überdies werden bestimmte Witze auch zu lange rausgezogen, was eher befremdlich wirkt. Mir kommt hier direkt eine Szene am Ende der zweiten Episode in den Sinn, die sicher über zehn Minuten ging und mich bereits nach kurzer Zeit gelangweilt hat. Vom Pacing her hat das Spiel generell ein paar Probleme. Kapitel drei war für mich recht zäh undd sticht daher negativ hervor.

Positiv hervorzuheben ist hingegen der sehr diverse Cast der Hauptfiguren. So spielt man mit Fran eine an den Rollstuhl – in dem Fall Schwebestuhl – gefesselte Frau sowie mit Anu und Octavio zwei Charaktere vermeintlich ostasiatischer Herkunft. Hervorragend ist außerdem auch die Synchronisation. Durch die Bank hinweg machen die englischen Sprecher:innen einen großartigen Job, auch bei den meisten Nebencharakteren.

Das Gameplay ist ähnlich wie in anderen Vertretern des Genres. Anu, Fran oder Octavio werden abwechselnd gesteuert. Ihr lauft umher, erkundet die Umgebung, löst simple Puzzle, sprecht mit NPCs und trefft natürlich Entscheidungen, die sich mit unterschiedlicher Relevanz auf die Geschichte auswirken. Ebenso gibt es auch wieder verschiedene Enden – fünf Stück, um genau zu sein – welche sich je nach den Beziehungen der Charaktere zueinander und der Moral im Team unterscheiden.

Daneben gibt es Minigames, die in unregelmäßigen Abständen auftauchen, wie das Vaultlanders-Spiel. Figuren, die ihr im Spiel finden könnt, kämpfen dabei gegeneinander. Diese haben unterschiedliche Stats und Fähigkeiten. Das hört sich vielleicht etwas spannend an, ist aber ein relativ simples Spiel, bei dem ihr hauptsächlich auf eine Taste hämmert und bei Angriffen des Gegners selten ein Quick-Time-Event bestehen müsst, um dem Angreifer auszuweichen. Gut gefallen hat mir die Simplizität der QTEs. Bei einer Falscheingabe ist das QTE nicht direkt vorbei, den bist die Zeit abgelaufen ist, ist es nämlich möglich so oft zu drücken, bis man es bestanden hat.

Fazit

New Tales from the Borderlands ist mit Sicherheit kein perfektes Spiel. In Teilen ist es leider nicht einmal wirklich gut. Viele der Gags sind zu langgezogen oder schlicht nicht witzig genug. Die Story hat leider einige Längen und ist wenig kreativ. Zudem sind die Interaktionen der drei Protagonist:innen leider hit or miss. Auch die Minispiele können wenig überzeugen, sind sie doch zu simpel. Wer ausgeklügelte Puzzles erwartet ist ebenso fehl am Platz. Allerdings läuft das Spiel hervorragend und sieht durch den schönen Stil super aus. Wenig überraschend funktioniert der typische Borderlands-Stil in der 3rd-Person-Sicht ebenso gut wie in der Ego-Perspektive bei den Shooter-Teilen. Das liegt natürlich am zeitlosen Stil des Borderlands Franchise und der gewohnten Optik. Die Vertonung ist klasse und auch wenn die Musik nicht an die des Vorgängers rankommt, sind die Tracks dennoch unterhaltsam. Die Fans des Vorgängers würde ich es bisher schon eingeschränkt empfehlen. Möglicherweise greift man bei einem Sale zu. Fans des Adventure-Genres würde ich andere Titel empfehlen.