TESTS

Test – Persona 5 Strikers

Mit Persona 5 Strikers erscheint die vorerst wohl letzte Überraschung der Phantom Thieves.

Lucas Rau · 22. Februar 2021

Bereits vor einem Jahr, am 4. Februar 2020, veröffentlichte Atlus Persona 5 Strikers in Japan mit dem Titel Persona 5 Scramble: The Phantom Strikers. Mit anderem Namen aber gleicher Prämisse erscheint das Hack und Slash Rollenspiel nun am 23. Februar auch in westlichen Gefilden für die PlayStation 4, Nintendo Switch und den PC. Ist der Ableger eine würdige Fortsetzung oder nur Geldmacherei?

Die Geschichte von Persona 5 Strikers setzt wenige Monate nach dem Ende von Persona 5 an, bezieht allerdings nicht die Ereignisse von Persona 5 Royal mit ein. Joker kommt aufgrund der Sommerferien zurück nach Tokyo, um mit seinen Freunden auf einen Campingtrip zu gehen. Während des Einkaufens für den Trip treffen Ryuji und Joker auf das Model Alice Hiiragi, die Karten mit Freundschaftscodes zu einer App namens EMMA (einer Art Social Media App) verteilt. Wie soll es auch anders sein, werden Joker und Ryuji allerdings wieder in die kognitive Welt verfrachtet, als sie sich mit Alice verbinden wollen. So entspinnt sich eine Geschichte, die die Phanton Thieves auf einem Roadtrip an verschiedene Orte in Japan führt. Weshalb genau sei an dieser Stelle nicht verraten, die Geschichte gibt aber einiges her. Ob sie die Stärken beibehält, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich zum jetzigen Zeitpunkt nach rund 20 Stunden Spielzeit ungefähr bei der Hälfte bin.

Die größte Änderung findet sich direkt beim Kampfsystem: Statt rundenbasiertem Kampfsystem schnetzelt ihr euch nun in einer Art Action-Kampfsystem durch Gegnerhorden. In einer Gruppe mit 4 Charakteren, die man vor dem Eintritt in die Dungeons, dieses Mal Gefängnisse statt Paläste genannt, zusammenstellt, schnetzelt man sich durch die Gegnerhorden. An Checkpoints hat man aber die Möglichkeit, jederzeit seine Gruppe zu ändern. Sowohl während der Erkundung als auch während der Kämpfe kann außerdem jederzeit zwischen den vier ausgewählten Teammitgliedern gewechselt werden. Um Spoiler für Persona 5 zu vermeiden, werden die Charaktere im Folgenden mit ihren Phantom Thieves Namen benannt. Jeder von ihnen hat eine leichte und eine schwere Attacke. Während die leichten Attacken sehr ähnlich sind und sich lediglich durch die ausgerüstete Waffe des jeweiligen Charakters unterscheiden, sind die schweren Angriffe und Spezialfähigkeiten der einzelnen Teammitglieder abwechselnder. Während Panther beispielsweise mit einer Kombo die Peitsche mit Feuerschaden versehen kann, holt Queen bei starken Kombos das Motorrad raus und macht einen starken AoE-Angriff. Auch Mona kann sich in eine Bus-Form verwandeln und damit Gegner niederfahren und diese Fähigkeit ebenfalls in Kombos einbeziehen. Außerdem haben alle die Möglichkeit, auch ihre Fernkampfwaffen zu nutzen, um Gegner(gruppen) zu staggern.

Natürlich spielen auch die titelgebenden Personas beim Kampf noch immer eine große Rolle. Gegner haben bestimmte elementare Schwächen, die es mit den richtigen Fähigkeiten auszunutzen gilt. Während ihr kämpft und Combos mit leichten und schweren Angriffen macht, lässt sich per Tastendruck das Auswahlfenster der Personas und ihrer Fähigkeiten aktivieren. Während anfänglich noch unklar ist, welche Elemente gegen welche Gegner helfen, wird das nach dem Nutzen der Angriffe deutlich, da ihr im Auswahlmenü der Angriffe auch immer die Schwächen der jeweiligen Gegner angezeigt bekommt. Während im Hauptspiel anfangs meist nur Einzelattacken verfügbar sind, wirken die bekannten Fähigkeiten wie bspw. Agi, Bufu oder Garu und weitere diesmal in einem Radius, um die Charaktere herum und sind somit immer AoE-Angriffe. Die verstärkten Varianten der Attacken wirken dann in einem größeren Radius. Ebenso verhält es sich mit Buffs und Debuffs, wobei einige dieser Unterstützungsfähigkeiten lediglich Auswahl für ein Teammitglied verfügbar. Das Nutzen der Fähigkeiten und Buffen der eigenen Charaktere mithilfe des Quickmenüs geht mit dem fortschreitenden Spielverlauf immer einfacher von der Hand und ist bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad essenziell, um selbst einfache Kämpfe zu überstehen. Gesamt entsteht so ein sehr abwechslungsreiches Kampfsystem, das äußerst positiv hervorsticht.

Die einzige Kritik, die sich das Kampfsystem allerdings gefallen lassen muss, hängt nicht mal mit selbigem zusammen. Durch die Vielfalt an Farben und Effekten ist es teils nicht einfach, im Kampf den Überblick zu behalten, was dazu führt, dass man es verpasst, auszuweichen. Selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ziehen manche gegnerischen Attacken bereits zwei Drittel der Lebensenergie ab, was solche Situationen umso ärgerlicher macht. Auch die Ausdauerpunkte, welche benötigt werden, um Persona-Attacken zu nutzen sind recht schnell leer, da die Fähigkeiten einige Punkte benötigen. Problematisch ist das vor allem dann, wenn man nicht genug Items gekauft hat, um wieder Stamina zu tanken, was anfangs der Fall ist. Denn wie in Persona 5 auch sind SP-Tränke sowohl beim Händler als auch an den Getränkeautomaten immer nur in limitierter Stückzahl zu kaufen. Letzteres fällt aber hauptsächlich bei Kämpfen ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad auf.

Eine weitere Sache, die mich persönlich stört, ist, dass es keine Social Links mehr gibt. Das heißt, dass ihr weniger Zeit mit den Charakteren im Duo verbringt, sondern zum Großteil in der großen Gruppe. Das verhindert natürlich ein bisschen die individuelle Charakterentwicklung und Beziehung zu Joker. Dennoch erfährt man auch so viel über das was die Charaktere in der Zeit zwischen den Handlungen der beiden Spiele gemacht haben. Im 1 zu 1 hätte dies aber vermutlich mehr Wirkung gezeigt. Allerdings ist dies aufgrund der kürzeren Dauer des Spiels vielleicht auch gut so und hätte sonst eher wie Spielzeitstreckung gewirkt. Statt nämlich ein ganzes Semester zu spielen, verringert P5S diese Zeit auf einen Monat Ferien zwischen August und September. Statt der Social Links findet sich das Bond-System, das die Beziehung der Gruppe zueinander darstellt. Dort levelt ihr automatisch im Spielverlauf und durch das Erfüllen von Aufträgen auf. Freigeschaltet werden dann neue passive Fähigkeiten, die mithilfe von Punkten verbessert werden können. Darunter fallen bspw. Erhöhungen der Stats, automatische Heilung nach Kämpfen, bessere Dropchancen für neue Masken (Personas) etc.

Eine Sache, die Persona 5 Strikers deutlich besser macht als Persona 5, ist das Pacing. Einen Vergleich zu Persona 5 Royal, bei dem gewisse Paläste wohl entschlackt sind, kann ich leider nicht anstellen, da ich dieses nicht gespielt habe. Im Gegensatz zu den Palästen aus P5 sind die Gefängnisse grundsätzlich anders. Man kann jederzeit zurück in die reale Welt, um beispielsweise Heilitems oder Ausrüstung zu kaufen, ohne dass der Kalender einen Tag vorspringt. Des Weiteren sind die Abschnitte nicht so lang und gezogen, wie es noch die Paläste im originalen P5 waren. Beim Navigieren durch die Dungeons sind die Gegnerhorden als Schatten dargestellt, die ihr entweder einfach angreifen oder überraschen könnt, indem ihr euch von hinten nähert oder an Ecken lauert. Im Kampf erscheinen dann etliche Gegner, die in Hack und Slash Manier besiegt werden müssen. Um zu schauen, wie schwer ein Kampf ist, könnt ihr die Shadows mithilfe des „dritten Auges“ scannen und anhand drei verschiedener Farben (blau – leicht, orange – mittel, rot – schwer) die Herausforderung erkennen.  Während des Erkundens lohnt es sich häufig auch, Mona in der Party zu haben, da die Bus-Form auch außerhalb des Kampfes eingesetzt werden kann und man sich somit schneller bewegen kann. In abgespeckter Form ist auch der Velvet Room wieder vorhanden, der sich ebenfalls inner- und außerhalb der Dungeons betreten lässt. Dort lassen sich gefangene Personas registrieren, damit sie jederzeit wieder zu beschwören sind, falls man sie für Fusionen benötigt. Die Auswahl der Personas ist allerdings nicht so ausufernd. Zudem wechselt oder fusioniert man nicht ständig neue Personas, sondern nutzt und levelt die Ergatterten für den Kampf.

Die wichtigste Frage, die sich letztlich stellt, ist, ob auch Spieler:innen, die Persona 5 (Royal) nicht gespielt haben, bei Persona 5 Strikers Fuß fassen können. Ich würde dies vermutlich mit einem Jein beantworten. Um die Geschichte zu verstehen, ist es nicht zwangsläufig nötig, den Vorgänger gespielt zu haben. Wer aber die Charaktere und somit auch deren Eigenheiten nicht kennt, wird sicher nicht die gleiche Bindung zu ihnen haben geschweige denn entwickeln. Während es also möglich ist, Persona 5 Strikers zu spielen, ohne den Vorgänger zu kennen, würde ich davon abraten. Umso verwundernder ist also, dass Strikers sowohl für den PC als auch die Nintendo Switch veröffentlicht wird, da beide Plattformen weder Zugriff auf Persona 5 noch Persona 5 Royal haben.