TESTS

Shadow Point

Beschattungsspiel

Jan Markus Mäuer · 27. Juni 2019

(Verfügbar für PC und Oculus Quest. Getestet auf Oculus Quest)

Virtual Reality mag eine etablierte Größe sein, aber es ist weiterhin eine Nische, die sich auch im Spielekatalog bemerkbar macht. Soll heißen, die meisten Spiele, besonders die VR Exklusiven, sind eher kurze Affairen mit vergleichsweise wenig komplexen Gameplayelementen. Mit dem Launch des mobilen “VR Gameboy” Oculus Quest war es auch nicht groß anders, zumindest zum größten Teil. Aber eine Handvoll von Titeln existiert selbst auf dieser jungen Plattform, die eine etwas längere und tiefere Erfahrung bieten.

Dazu gehört auch Shadow Point, ein Puzzle Adventure von Coatsink, quasi die Experten was mobile VR Spiele angeht mit Titeln wie die Esper Reihe, Augmented Empire oder They Suspect Nothing für Plattformen wie Gear VR und Oculus Go.  Da macht es nur Sinn, dass sie beim Launch der Oculus Quest direkt dabei sind, und tatsächlich einen der besten Quest Titel liefern, auch wenn die Schwächen des Spiels seltsamerweise ebenfalls stark auf die Eigenheiten von Virtual Reality bezogen sind.

In Shadow Point übernimmt man die Rolle von Alex auf seiner Reise zum fiktionalen “Shadow Point” Observatorium in Schottland. Vor vielen Jahren verschwand dort nach einem Erdbeben die junge Lorna McCabe. Doch durch die geheimen Notizen eines Forschers namens Edgar Mansfield erfuhr Alex, das Lorna am Leben ist und sich auf Shadow Point befindet….mehr oder weniger. Denn das Observatorium öffnet Portale in eine mysteriöse Parallelwelt, in der Raum und Zeit nach anderen Regeln laufen.

Die Geschichte des Spiels ist unbeschwert, aber dennoch spannend und nicht ohne emotionale Elemente, die an die besseren Folgen der aktuellen Doctor Who Serie erinnert. Es ist mehr oder weniger eine “One Woman Show” für Lorna, die gelegentlich für kurze Dialoge mit dem Spieler auftaucht, aber es ist ein recht überzeugend dargestellter und symphatischer Charakter. Nebenbei hilft der legendäre Sir Patrick Stewart als Edgar Mansfield, der einiges an Exposition und seine eigene kleine Geschichte hat, jedoch auf Tonaufnamen in einer vergleichsweise kleinen Rolle begrenzt ist.

Im Spiel selber betritt man mit dem Observatorium als Hub-World diverse Portale in die Parallelwelt, wo man in diversen, in kleinere Bereiche aufgeteilten Räumen Puzzle lösen muss, um in den nächsten Raum zu kommen und die Geschichte voranzubringen.

In allen Puzzeln muss man mit Hilfe von der Umgebung und Objekten Schattensilhouetten nachbilden (nicht unähnlich zu diversen Resident Evil Puzzles) um weiterzukommen.

Das klingt zunächst sehr einschränkend, doch ähnlich wie das exzellente Spiel The Witness nutzt Shadow Point eine simple, einheitliche Grundmechanik und baut mit zusätzlichen Regeln und Variationen darauf aus, so dass das Spiel trotzdem immer wieder neue Überraschungen bieten kann die, mithilfe der vollen Roomscale Bewegungsfreiheit von Oculus Rift und Quest, ziemlich abgefahrene Situationen schafft.

Auch als eines der längeren Quest Spiele ist Shadow Point immernoch recht kurz, aber bietet eine ganze Handvoll optionaler Puzzles, die durchaus um einiges schwerer sind als die die man zum durchspielen lösen muss, was einige zusätzliche Stunden hinzuaddieren kann.

Und auch wenn die Grafik des Spiels bestenfalls nur sehr sporadisch beeindrucken kann, ist der stilisierte Look des Spiels sehr stimmig und plastisch in VR. Doch hier ergibt sich gleichzeitig ein Problem mit dem Spiel. Die Umgebungen sind gefüllt mit kleinen Details und Objekten, die die Umgebung lebendiger machen, aber schnell merkt man dass das Spiel doch ziemlich statisch ist. In anderen Spielen wäre das keine große Sache und faktisch ist es nichts was das Spiel an sich aktiv verschlechtert. Aber in einem Virtual Reality Spiel das auf Interaktion mit der Umgebung basiert liegt eine gewisse Erwartung zugrunde, das die Welt auch wirklich zum Anfassen ist. Stattdessen kann man nur das in die Hand nehmen, was einem vorgegeben wird. Es ist ein sehr VR spezifisches Problem, das die Welt künstlicher erscheinen lässt als es sollte.

Ähnliches kann man über gelegentliche Performance Probleme mit Oculus Quest sagen. Sie treten nur in größeren Umgebungen auf und durch das relaxte Puzzle Gameplay dieses nur indirekt stört, aber eine instabile Framerate stört umso mehr in Virtual Reality, wo ruckeln aktiv den Komfort des Spiels stört.

Zugegeben, beide Probleme könnten an Einschränkungen der vergleichsweise schwachen Oculus Quest Hardware liegen und das Ergebnis von notwendigen Kompromissen sein. Aber es bleiben sehr auffällige Störfaktoren, die andere Quest Titel besser managen konnten.