TESTS

Star Ocean: Integrity and Faithlessness

Square Enix und tri-Ace präsentieren den neuesten Teil der Star Ocean-Reihe. Kann der neueste Ableger noch überzeugen oder sind die Zeiten für diese Art Rollenspiel schon vorbei?

Marco Mühlen · 12. Juli 2016

Sieben Jahre ist es schon her, seit der letzte Teil der Star Ocean-Reihe erschienen ist. Allerdings spielt Star Ocean: Integrity and Faithlessness nicht sieben Jahre später, sondern reiht sich zeitlich noch vor dem dritten, aber nach dem zweiten Teil ein.

Story

Fidel Camuze ist ein junger Held, der in seiner kleinen Heimatstadt Sthal seine Mitbürger in Sachen Schwertkampf unterrichtet. Da er der Sohn des militärischen Beraters des Landes ist, hat Fidel schon von klein auf den Umgang mit der Klinge gelernt und genießt daher auch großen Respekt.

Doch das kleine Dorf droht von Feinden überrannt zu werden, da sich dort nur wenige gute Kämpfer befinden. Nach einem gut abgewehrten nächtlichen Überfall, bekommt Fidel den Auftrat, den König um Hilfe zu bitten. Als sich Fidel auf den Weg zur Hauptstadt macht, heftet sich Miki, eine gute Freundin aus Kindertagen, an seine Fersen.

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Die Hauptfiguren Fidel und Miki kennen sich schon seit ihrer Kindheit.

Angekommen in der Hauptstadt, lernen Fidel und Miki den charmanten Victor kennen, Feldherr der königlichen Armee. Doch tragischer Weise wird den beiden leider mitgeteilt, dass gerade Krieg herrscht, und somit keinerlei Truppen zu Unterstützung zum kleinen Dorf Sthal geschickt werden können.

Auf dem Rückweg zu ihrer Heimat passiert dann dann das erste wirklich Außergewöhnliche: Sie sehen ein Raumschiff abstürzen. Da sie natürlich noch nie eines gesehen haben, und sich ihre Welt in der Entwicklung eher im Mittelalter befindet, kennen sie so etwas wie Technologie noch nicht. Daher machen sie sich auf, um zu sehen, was dort abgestürzt sein könnte und finden nur ein getarntes Wrack, aus dem ein kleines Mädchen steigt.

Sogleich werden Fidel und Miki von fremden Leuten angegriffen, die mit Schusswaffen schießen, und denen sie nur standhalten können, weil das kleine Mädchen die Zeit um sie herum zu stoppen scheint. Kaum hat die kleine Unbekannte ihre unglaubliche Kraft entfaltet, da wird sie auch gleich ohnmächtig, so dass Fidel und Miki sie gemeinsam in ihr Dorf tragen.

Wer ist dieses unbekannte Mädchen? Wird Fidel sein Dorf retten können? Und was hat es mit dem Raumschiff aus sich?

Charaktere

Mit Fidel Camuze hat Entwickler tri-Ace mal keinen Teenager als Helden, sondern einen jungen Mann, der schon viel Erfahrung im Umgang mit dem Schwert besitzt, als Hauptfigur entworfen. Mehr Innovation gibt es scheinbar nicht in Sachen Charakterdesign. Aber das spielt auch keine Rolle, denn trotz der klischeebeladenen Figuren wissen diese dennoch zu gefallen und sind aufgrund der optischen Darstellung doch sehr ansprechend.

Es gibt wieder einmal die Freundin aus Kindertagen, die so offensichtlich in den Helden verknallt ist, dass es schon fast peinlich ist, oder den andauernd Frauen anbaggernden, älteren Kriegsveteranen mit zwei Dutzend Macho-Sprüchen auf den Lippen. Eine sexy Magierin darf auch nicht fehlen, aber darüber dürfte sich die hälfte der Gamerschaft eher weniger beschweren wollen. Zusammen ergeben die Figuren ein sympathisches Team, welches nicht mit Besonderheiten glänzt, aber auch nichts grundlegend falsch macht.

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Die Charaktere sind nicht alle wirklich innovativ, aber sehr sympathisch.

Spielmechanik

Star Ocean: Integrity and Faithlessness spielt sich wie die vorangegangenen Titel, was auch gut mit der Spielmechanik der Tales-Reihe vergleichbar ist. Gekämpft wird in Echtzeit, wo man als Spieler zwei Tasten zur Verfügung hat: Eine für einen schnellen Schlag, eine für einen starken Schlag. Zudem gibt es Symbology (oder auch Signology), was die Bezeichnung für magische Attacken oder Heilzauber ist. Damit ergibt sich ein traditionelles Action-JRPG, welches sehr locker von der Hand geht.

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Mit bis zu sieben Figuren können wir gleichzeitig in den Kampf gehen, aber stets nur eine aktiv steuern.

 

Zum ersten Mal in der Reihe ist es möglich, mit bis zu sieben Figuren gleichzeitig in den Kampf zu ziehen. Das sorgt für ein wildes Gewusel in den Kampf-Arenen, was aber für deutlich mehr Dynamik und Dramatik sorgt. Man hat bei den Massenschlachten im Kriegsgebiet deutlich mehr das Gefühl, in einer echten Schlacht zu sein.

Außerdem neu ist das Feature, dass man in keinen separaten Kampfbildschirm mehr wechselt. Man sieht stets alle Gegner und sobald man sich diesen nähert, geht der Kampf los, ohne dass noch irgendetwas nachgeladen werden muss. So hat man stets vor Augen, wie viele Gegner jetzt wirklich auf einen warten, und man wird nicht mehr mit anderen Monstern im Kampf überrascht. Das ist also tatsächlich eine wirklich schicke Neuerung.

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In der Welt können wir uns frei bewegen und man sieht auch stets seine Gefährten beim Laufen.

Features

In den letzten beiden Teilen der Reihe konnte man Skill-Points für seine Figuren setzen, um die Werte von jedem Charakter zu verbessern. Dies geschieht jetzt in ähnlicher Form, auch hier im aktuellen Serienteil. Hier gibt es die sogenannten „Roles“. Jede Figur kann bis zu vier Rollen zugewiesen bekommen, welche besondere Fähigkeiten haben, wie zum Beispiel mehr Lebensenergie, bessere Verteidigung oder verkürzte Zeit bei der Benutzung der Magie. Aber erst im Laufe des Spieles schaltet man die ganzen Rollen frei. Und dann müssen diese noch erkauft werden, durch die bekannten Skill-Points. Später kann man diese Rollen auch noch weiter aufleveln, um den entsprechenden Effekt zu verstärken.

Wieder mit dabei sind die Fähigkeiten, mit denen man an bestimmten Orten Objekte ernten kann, fischen geht oder Mineralienabbau betreibt, die man in einem nun viel größeren Spektrum an Spezial-Fähigkeiten erlernen kann. Dazu muss man zunächst einmal die verrückte Figur Welch aufsuchen, die es wohl in jedem Star Ocean-Spiel zu geben scheint und immer für einen Lacher gut ist. Aber auch an anderen Stellen kann man besondere Fähigkeiten erlernen, so dass es spannend bleibt, was man da noch für coole Fähigkeiten erlernt.

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Was wäre ein Star Ocean ohne die verrückte Welch und rosa Riesen-Bunny?

Und neben den Spezialfähigkeiten und den Rollen, gibt es noch verschiedene Karten und Bücher, aus denen man neue Zauber oder Attacken lernen kann. Diese kann man dann auch noch weiter aufleveln.

Technik

Die Welt vom neuen Star Ocean-Teil ist in weiten Teilen richtig schön, die Städte sind belebt, die Monster und Gegenspieler interessant in Szene gesetzt. Die Optik erreicht dabei allerdings niemals die Klasse eines Uncharted 4, aber überzeugt mit bunten Farben und meistens knackig scharfen Texturen.

Allerdings gibt es auch ein paar Winkel in der Welt, die nicht ganz so detailliert oder lebendig sind, doch das lässt sich gut verkraften, da der Rest umso mehr überzeugt.

Dazu gibt es noch die wechselnden Tageszeiten, die sich je nach aktuellen Missions-Stand richten. Und es ist sehr schick, die Hauptstadt in nächtlicher Beleuchtung zu sehen, den langen Strand im Abendrot oder die düstere Wüste bei einem abendlichen Regen.

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Die selbe Szenerie zu unterschiedlichen Tageszeiten.

 

Ein kleiner Problempunkt ist leider die KI. Während man mit der Zuweisung der Rollen durchaus das entsprechende Handeln gut beeinflussen kann, stellen sich die Mitstreiter und auch Gegner in den Kämpfen bei ihren Laufwegen manchmal echt dumm an. So kann es durchaus vorkommen, dass eine Figur gegen eine Wand läuft, weil sich auf der anderen Seite der Gegner befindet.

Eine Warnung möchte ich hier aber noch aufgrund der Kamera aussprechen. Es häufen sich die Beschwerden bzgl. Motion-Sickness, was der stark wackelnden Kamera an manchen Stellen zuzuschreiben ist. Man kann zwar die Kamera in vier Stufen raus- oder reinzoomen, aber empfindliche Menschen könnte dabei tatsächlich noch schlecht werden.

Fazit

Star Ocean: Integrity and Faithlessness ist ein sehr verspieltes Rollenspiel mit nicht innovativen, aber durchaus sympathischen Charakteren und einem motivierenden Level-System. Die Side-Quests beinhalten zwar wieder die langweiligen „Töte dieses Monster“ und „Sammle 10 Knochen“ Missionen, aber auch ein paar deutlich Interessantere Aufgaben. Dass dafür teilweise sehr lange Laufwege in Kauf genommen werden, lässt sich verkraften, zumal man später noch ein kleines Schnellreise-System nutzen kann.

Am Anfang ist das Spiel noch sehr einfach, zieht später aber dann stark an Schwierigkeit an. Dennoch ist sinnloses Grinden so gut wie nie von Nöten. Man kommt gut voran und kann die Geschichte genießen, die sich vor einem entfalten und erlebt ab und an mal einen spannenden Boss-Kampf.

Aber es gibt auch einige sehr frustrierende Stellen. Wenn man zum Beispiel nach einem harten Kampf nicht zwischenspeichern kann, stattdessen eine lange, nicht überspringbare Zwischensequenz folgt, und zudem noch ein verdammt fieser Boss-Kampf kommt, kann das jemanden schon ziemlich viele Nerven kosten. Selbstverständlich hat diese Blockade des Speicherns einen wichtigen Grund, dass man nicht einen Spielstand überschreibt und nicht mehr weiterkommt, falls man den nächsten Boss einfach nicht packt. Allerdings hätte man dies doch durchaus ein wenig eleganter lösen können. Dann ist da noch die ein oder andere nervige Beschützer-Mission-Passage, aber die will ich mal großzügig übersehen, da es nur ganz wenige sind.

Abschließend kann man die neue Episode von Star Ocean durchaus empfehlen. Gerade als Fan der Serie kann man bedenkenlos zugreifen.