TESTS

The Elder Scrolls Online: Summerset

Die nächste große Erweiterung von The Elder Scrolls Online bringt uns in die Heimat der Hochelfen – ist Sommersend einen Besuch wert oder solltet ihr den Urlaub lieber anderswo verbringen?

Sebastian Fox · 22. Juni 2018

Kurze Eingangsanmerkung: Der Autor dieses Tests mochte The Elder Scrolls Online (TESO) in seiner Urform nahezu überhaupt nicht. Das lag unter anderem an der Grafik und an der Tatsache, dass das The Elder Scrolls-Korsett meines Erachtens einfach nicht wirklich als MMORPG funktioniert. Ob sich mit Summerset etwas an dieser Meinung geändert hat, könnt ihr in den folgenden Abschnitten lesen. Vorweg: Wer von Anfang an viel Spaß mit TESO hatte, braucht nicht weiter lesen und kann sich sofort ins Abenteuer stürzen.

Back to the Roots

Das letzte mal, dass wir Sommersend im schönen Tamriel besuchen durften, war 1994 im allerersten Teil der Reihe, The Elder Scrolls: Arena. Nun, 24 Jahre später, hat die neue Königin der Elfen, Ayrenn, die Insel für alle eröffnet, nachdem zuvor nur vereinzelt Fremde auf die Insel durfte. Besonders schön: Die Umrisse und groben Gegebenheiten wie Gebirge und der Kristallturm von Sommersend wurden aus dem Grundstein der Elder Scrolls-Reihe übernommen. Genau dieser Aspekt hat mich nach Sommersend gezogen: „Retro“-Flair.

Es ist überall so schön wie hier!

Wer das Herz eines Entdeckers in der Brust trägt, wird sich freuen, denn überall auf der Insel gibt es etwas zu sehen oder zu entdecken: Kluftgeysire, die wie die Anker des Hauptspiels funktionieren (also Wellen von Gegnern, die in einem Oberbösewicht enden), Truhen mit dem aus Orsinium bekannten Museumsstücken, Weltbosse und die obligatorischen Himmelsscherben. Außerdem ist die Architektur der Hochelfen einfach wundervoll gestaltet und genau so, wie man es von den hochnäsigen Spitzohren erwarten würde – dazu kommen Ruinen und das magische Gebiet der Psijiker, Artaeum. Alles könnte direkt aus einem High Fantasy Roman entsprungen sein – Elbental aus Herr der Ringe lässt grüßen.

Die Architektur ist durchweg schön anzusehen – die Türme im Hintergrund sollte man auch beachten!

Alles beim Alten

Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht, Sommersend zu erkunden und die inhaltlich abwechslungsreichen Neben- und Hauptquests zu verfolgen. Die Geschichten sind wundervoll erzählt und werden von großartigen Sprechern vertont. Mal muss man die Bewerbung einer Zirkustruppe schaffen, mal einen Mordfall lösen oder Vermisste suchen – dabei ist nie etwas so, wie es scheint und alles voller politischer Intrigen. Leider wurde an den Gameplay Mechaniken überhaupt nichts geändert – das Grundgerüst bleibt „Hole dies“ und „Gehe dorthin“, in der eben erwähnten Schausteller Quest reicht es zum Beispiel anfänglich, nur einmal eine Taste zu drücken, um Dolche zu jonglieren: Das hätte man definitiv kreativer lösen können. Innovationen sind also eher rar gesät.

Geht rein, tötet den Bösen, kommt heil wieder raus. So schön diese Ruine ist, so unkreativ ist die dazugehörige Quest. Glücklicherweise eine der wenigen.

Den Bock hat leider die Questreihe zur neuen Fertigkeitslinie der Psijiker abgeschossen: Man muss Zeitrisse überall auf Tamriel schließen. Anfänglich ist es noch spannend, da man ausschließlich auf Sommersend unterwegs ist – danach muss man tatsächlich quer über den Kontinent, wenn man wenige Wegsteine freigeschaltet hat, ist es eine sehr zeitaufwendige und einseitige Aufgabe. Dabei beginnt es mit einem sprechenden Schädel. Schade, hier wäre mehr möglich gewesen… Leider müsst ihr für die neuen Fähigkeiten einen Großteil der Quests des Psijik-Ordens abschließen – die Fähigkeiten selbst lohnen sich dafür umso mehr, die Zeitspielereien wie die Ultimate, die den eigenen Charakter in den Zustand vier Sekunden vor der Aktivierung versetzt, machen einfach unglaublich viel Spaß, vor allem im PvP.

Weiterhin ist es auch in The Elder Scrolls Online: Summerset wieder der MMO-Aspekt, der mich wirklich stört. Die Geschichte ist wundervoll erzählt, aber es stört einfach ungemein, wenn man nach einer langen Questreihe endlich dem großen, bösen Obermotz gegenüber steht und um ihn herum schon zehn identische, aber tote Bosse. Wieso instanziiert man diese Gebiete nicht einfach, um einen Überlauf durch die Spieler und Gegnerleichen zu vermeiden? Hier besteht definitiv auch nach vier Jahren noch Nachbesserungsbedarf… Man fühlt sich hier nicht wie eine Heldengruppe, die Einfluss auf das Schicksal von Sommersend hat, sondern wie in einem Themenpark mit unendlich vielen Besuchern.

Glitzer, Glitzer

Mit Summerset ist es jetzt auch möglich, Schmuckstücke zu craften. Insgesamt ändert das am Crafting System wenig, aber es ist schön, sich jetzt endlich die gesamte Ausrüstung maßschneidern zu können. Rezepte vorausgesetzt könnt ihr alle möglichen Ringe und Halsketten schmieden. Zusätzlich wurde ein Login-Belohnungssystem eingeführt, dass für das tägliche Einloggen belohnt und einmal im Monat zurückgesetzt wird. Wer alle Belohnungen abgreifen will, kommt so nicht um das tägliche kurze Einloggen herum.

Fleißiges Schmuckhandwerkehn – ein Fest für Crafting Enthusiasten.

Leider ist beim Gruppenspiel nicht sonderlich viel dazugekommen: Lediglich ein Raid (Wolkenruh), der dafür eine wirklich spannende zwölf Spieler Erfahrung bietet. Dazu kommt, dass die Schlachtfelder nicht mehr Teil des Morrowind-Kapitels sind, sondern für alle geöffnet wurden. Weltbosse und Geysire bieten ebenfalls einen kleinen Anteil, leider sind diesmal nur offene und keine geschlossenen Dungeons im Sortiment. Diese kommen wohl erst wieder im nächsten DLC dazu.

Solche Säulen zeigen euch den Weg zu den Kluftgeysiren.

Technisch kann das Spiel nicht völlig begeistern: Auf der PlayStation 4 Pro ist die Grafik nicht ganz so hübsch, beim näheren Betrachten hat man häufig mit matschigen Texturen zu kämpfen. Vergleicht man die PlayStation 4-Screenshots mit Screenshots der Kollegen auf dem PC, stört mich besonders die geringere Auflösung, mit der geringen Weitsicht konnte ich rechnen. Gleichzeitig stören Performance-Einbrüche und Lags die Erfahrung. Dafür sind der Sound und die Hintergrundmusik wirklich einen Lauscher wert. Egal ob mit Tastatur und Maus oder mit dem Gamepad, die Steuerung war insgesamt sehr eingängig. Lediglich die Menüs auf der Konsole sind trotz der Weiterentwicklung des Interfaces auf dem PC sehr fummelig.

Getestet wurde auf einer PlayStation 4 Pro.