TESTS

The Suicide of Rachel Foster

Entwickelt von One-O-One Games und veröffentlicht über Daedalic Entertainment für den PC zu erwerben über GoG und Steam. Veröffentlicht wurde das Spiel am 19.02.2020.

Lucas Rau · 25. Februar 2020

Bei The Suicide of Rachel Foster handelt es sich um einen klassischen Walking Simulator im Stile von The Vanishing of Ethan Carter oder Gone Home. Bei diesen Titeln geht es in erster Linie um immersive und spannende Geschichten, die teils mithilfe der Umgebung und klassisch durch Voice-Acting und Exposition erzählt werden. Inwiefern sich das Spiel von One-O-One Games behaupten kann, klären wir im Test.

Begrüßt werden Spieler beim Start von The Suicide of Rachel Foster mit warnenden Worten und werden zugleich auf die Seite riprachel.com verwiesen. Auf dieser finden sich die Nummern von Hilfsorganisationen bei psychischen Problemen wie der Telefonseelsorge in Deutschland. Wichtige Worte, da sich das Spiel mit Themen wie Suizid und Shaming beschäftigt.

„The Suicide of Rachel Foster is a fictional game containing sensitive subjects. If you are struggling with personal issues, our dev team strongly recommends you refrain from playing without supervision, and heartily urges you to reach out to a friend, or call a local helpline. You don’t need to face your troubles alone.“

Protagonistin des Titels ist Nicole Wilson, die in das alte Familienhotel Timberline im US-Bundesstaat Montana zurückkommt, um die letzten Angelegenheiten zu klären und es schließlich zu verkaufen. Zehn Jahre zuvor hatte Nicole mit ihrer Mutter das Hotel verlassen, nachdem ihrem Vater eine Affäre mit der minderjährigen Rachel nachgesagt wurde, die sie in den Selbstmord getrieben hat. Da mittlerweile beide Elternteile gestorben sind, hat Nicole das Hotel geerbt und möchte es nun verkaufen, um den Erlös an die Eltern der verstorbenen Rachel zu geben.

Im Hotel wartet Nicole auf ihren Anwalt, der ihr hilft, alles Weitere abzuwicklen. Aufgrund eines starken Schneesturms ist es für diesen aber unmöglich, den Berg zu erklimmen, auf dem das Hotel liegt. Außerdem kann Nicole den Berg auch nicht mehr verlassen, da plötzlich die Schlüssel ihres Autos fehlen. Im Hotel findet sich aber ein Funkgerät, mit dem sie einen FEMA-Agenten namens Irving Crawford erreicht, der im Spielverlauf ihre einzige Verbindung zur Außenwelt darstellt. Da Nicole wenig andere Möglichkeiten bleiben, fängt sie an, das Hotel zu erkunden und stößt auf immer mehr seltsame Gegebenheiten. Mehr soll an dieser Stelle zur Geschichte nicht verraten werden.

Was bereits zu Beginn heraussticht, ist die großartige Atmosphäre. Durch das großräumige, ausladende Hotel bietet sich dem Spieler eine Location, die an das Hotel aus The Shining erinnert. Viele Geräusche lassen das Hotel beinahe lebendig wirken, was es wie einen eigenen Charakter erscheinen lässt. Der andauernde Sturm lässt das Holz in unregelmäßigen Abständen knirschen oder schlägt Äste gegen die Fenster. Dies untermauert die etwas düstere und unheimliche Stimmung. Zwar ist das Spiel kein Horrortitel, dennoch wirkt es zu keiner Zeit so, als ob alles in Ordnung wäre. Als Spieler erwartet man, jederzeit durch einen Jumpscare erschreckt zu werden. Dies geschieht allerdings nie wirklich. Im späteren Spielverlauf fällt für eine bestimmte Zeit der Strom aus. Lediglich mit einer Polaroidkamera bewaffnet, müsst ihr euch dann durch die Gänge wagen und das Blitzlicht benutzen, um euren Weg zu finden. Obwohl es keine Erschreckmomente oder Ähnliches gibt, spielt der Titel mit der Angst vor der Dunkelheit und der damit verbundenen Angst vor dem Ungewissen.

Die Atmosphäre ist mit Sicherheit auch das Beste, was The Suicide of Rachel Foster euch bieten kann. Zwar ist die Geschichte von zwei hervorragenden Synchronsprechern gut vertont und durch viele Informationen, die man im Spielverlauf findet, auch spannend erzählt, dennoch ist sie am Ende des Tages nur mittelmäßig. Wer unvorhersehbare Wendungen erwartet, wird eher enttäuscht, zumindest wenn man mit Geschichten dieser Art etwas bewandert ist. Jede Wendung hat man bereits in anderen Geschichten häufig gesehen. Die angesprochenen Themen über Suizid und wie es dazu kam, sind durchaus interessant, werden aber zu kurz angesprochen, um wirklich relevant zu werden. Auch die großen Enthüllungen sind vorhersehbar und somit wenig verwunderlich.

Uneingeschränkt empfehlen kann man das Spiel sicher nicht. Unerfahrene, die simplen Geschichten etwas abgewinnen können, werden wohl am meisten Spaß damit haben. Ich fühlte mich am Ende eher unzufrieden.