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Thronebreaker: The Witcher Tales

Nach dem großartigen dritten Teil von The Witcher und den zwei hervorragenden AddOns kommt ein neues Spiel, welches dem bekannten Gwent-Mini-Spiel entspringt und ein einzigartiges Erlebnis bietet. Ob Thronebreaker jeden zufrieden stellt?

Anton Fedorov · 4. Dezember 2018

Die schwarz gepanzerten Bestien, schlimmer als alle Monster, die die je Welt gesehen hat, erscheinen am Horizont. Die Nilfgaardische Armee ist auf dem Vormarsch und es ist unsere Aufgabe dies, als Königin Meve, zu verhindern. Wir müssen unsere Truppen stärken und motivieren. Es ist von höchster Wichtigkeit die Länder vor den Eindringlingen zu beschützen. Auf dem Weg durch Lyrien lauern aber auch viele andere Gefahren und Fallen.

Die größte Bedrohung für die nördlichen Königreiche kommt…

Vor uns befindet sich kein typisches The Witcher-Abenteuer oder aus dem dritten Teil der Reihe bekanntes Spiel Gwent. Sogar, wenn man den Multiplayer vom Free-2-Play Ableger kennt, erscheint der neue Titel Thronebreaker: The Witcher Tales völlig anders.

Dabei geht es um ein Karteneinzelspielererlebnis mit wechselnden Hauptcharakteren und einer eher politisch angesiedelten Geschichte, die einen tatsächlich fest packt und einige Intrigen der Kriegszeit mit der Nilfgaardischen Armee aufdeckt und vielfältig präsentiert. Lyrien und Rivien werden von den südlichen Invasoren angegriffen und hierbei werden Verrat und interne Ungereimtheiten der eigenen Reihen aufgezeigt. Die Dialoge und Zwischensequenzen sind zwar alle etwas sparsam gestaltet, aber liebevoll gezeichnet und animiert. Jedoch fesselt die erzählte Story einen bis zum Ende an den Bildschirm. Dabei ist die hervorragende Vertonung hervorzuheben. Egal ob man das Spiel auf Englisch, Deutsch oder Russisch genießen möchte.

Wichtige Entscheidungen müssen im Spiel getroffen werden. Sie wirken sich auf den Verlauf der Geschichte aus.

In einer isometrischen Sicht befehligt man den Hauptcharakter Meve und bewegt sie mit Hilfe der Maussteuerung elegant durch die Welt. Es gibt auf dem Weg zu den Hauptmissionszielen einiges zu entdecken. Dabei handelt es sich um Schätze, Ressourcen oder Nebenmissionen. Die Schätze, die man meistens entdeckt, sind die goldenen Truhen, die die neuen Karten für den F2P-Multiplayer-Gwent freischalten. Diese sind auf der Weltkarte vergraben. Außerdem lassen sie sich nur durch gefundene Hinweise sowie Schatzkarten finden und so ans Licht bringen. Neben den goldenen Truhen sind in der Welt Teile der Karten für den Einzelspieler versteckt: findet man drei Teile einer Spielkarte, so darf man diese sein Eigen nennen. Die Ressourcen belaufen sich auf drei unterschiedliche Lager: Gold, Holz und Rekruten. Eventuell könnte man auch die temporäre Moral zu einer auffindbaren „Ressource“ zählen, die durch Schreine, bestimmte Entscheidungen und Handlungen für den nächsten Kampf positiv oder negativ ausfallen kann. Mit Gold und Holz baut man die eigenen Karten, upgradet diese oder steckt das Material in die Entwicklung des eigenen Lagers. Solche Vorkommnisse existieren entweder freiliegend in der Welt, sind durch Kämpfe zu erwerben oder aber auch durch Lösung bestimmter Aufgaben.

Amüsante und fordernde Puzzles sind mein persönlicher Favorit von Thronebreaker: The Witcher Tales.

Die Kämpfe laufen in gewohnter Gwent-Manier ab: drei Runden und der Gewinner ist derjenige, der als erster zwei Runden, mit mehr Punkten, für sich entscheiden kann. Die Punkte auf dem Spielfeld werden durch Kartenwertigkeit entschieden und können natürlich ebenfalls, durch die Spezialkräfte dieser, gegenseitig bekämpft werden. Sonderfälle existieren für größere Abwechslung auch: es gibt verkürzte Kämpfe, verkürzte Kämpfe mit Sonderregeln und einem vorgegebenen Deck, sowie sehr interessante Puzzle-Kämpfe, wo man innerhalb einer Runde versucht, bestimmte Aufgaben oder Rätsel zu lösen. Als Beispiel kann man an dieser Stelle das Rätsel mit den Kühen erwähnen. Während der verkürzten Runde soll man die Kühe vor dem gefährlichen Drachen retten und ihn rechtzeitig ausschalten, bevor dieser das komplette Nutzvieh von dem Spielfeld gefressen hat. Eine große Änderung hat das Spielfeld getroffen – man hat keine drei klassischen Reihen um Spielkarten aufzustellen, sondern darf sich nur mit zwei Vergnügen. Meiner Meinung nach ist die Änderung verschmerzbar, da das Spiel etwas frischer erscheint und andere taktische Möglichkeiten aufzeigt. Jedoch ist es für die Fans der Originals nicht ganz willkommen, da darunter die Komplexität etwas leidet. Dies macht Thronebreaker keinesfalls zu einem schlechten Spiel. Die Puzzles unterhalten durchgängig und regen den Spieler zum Vorausdenken für mehrere Züge an – da fühlt man sich, dank der vorgegeben Decks für diesen Zeitraum, etwas an die Schach-Puzzles aus den Zeitungen erinnert. Was andererseits gewiss auffällt, sind die Balancing-Schwierigkeiten mancher normaler Kämpfe. In einigen Fällen entscheidet jedenfalls die Göttin Fortuna über den Ausgang dieser, was zum häufigen “Neu laden“ verleitet.

Das neue Spielfeld für die Aufstellung der Kartenarmeen. Gewöhnungsbedürftig, aber ziemlich frisch und durchdacht.

Das Kartenset wurde innerhalb von Thronebreaker: The Witcher Tales durch die Änderung des Spielfelds um einige neue Einheiten ergänzt und erweitert. Das sorgt nie für Langweile beim Spielen und bringt neue Taktiken mit sich. Die Fans des alten Gwents müssen sich jedoch etwas offener gegenüber den Veränderungen zeigen und zumindest das Spiel ausprobieren, da es das eindeutig mit den 30 Stunden Unterhaltung und dem Nervenkitzel wert ist. Häufig hört man diverse Aufrufe aus den GOG-Foren zum Griff zu den Mistgabeln und den Stürmen auf die Gwent-Multiplayer-Verantwortlichen, da die Kampfmechanik des klassischen Gwents durch Thronebreaker-Gwent abgelöst wurde – das sorgt für laute Rufe und Unruhen bei dem einen oder anderen.