TESTS

Yakuza 6 The Song of Life

Ein letztes Mal noch begeben wir uns mir Kazuma Kiryu in die Welt der japanischen Gangster. Das Action-Adventure stellt den letzten Teil in Kazumas Geschichte dar und präsentiert uns erstmalig die neue Dragon Engine.

Lucas Rau · 10. April 2018

Yakuza 6: The Song of Life setzt direkt nach dem Vorgänger an. Noch einmal sehen wir die Ereignisse, die dazu führen werden, dass Kazuma Kiryu ins Gefängnis muss. Drei Jahre später wird der mittlerweile 48-Jährige entlassen und muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass seine Ziehtochter Haruka verschwunden ist. Ein weiteres Mal muss der ehemalige Yakuza nach Kamurocho, um nach dem jungen Mädchen zu suchen. Wie es der Zufall will, findet er sie schließlich, allerdings liegt diese im Koma nachdem sie von einem Auto angefahren wurde. Des Weiteren ist sie nicht die einzige Person, die er findet. Ein Baby mit den Namen Haruto war in ihren Armen, bevor sie vom Auto erfasst wurde. Unklar des Umstands, ob Haruka je wieder aufwacht, begibt sich Kazuma nach Onomishi, Hiroshima, macht sich dort auf die Suche nach dem Vater von Haruto, versucht dabei Harukas Leben der letzten drei Jahre nachzuvollziehen und wird wieder einmal in eine Menge von Intrigen verstrickt. Zwar ist der sechste Teil hauptsächlich an Kenner der Serie gerichtet, aber auch Neueinsteiger können mit Yakuza 6 ihren Spaß haben. Ähnlich wie in Teil 4 gibt es im Hauptmenü die Option, sich die Geschichten der Vorgänger anzuschauen, um nicht komplett ahnungslos in Kazumas Abenteuer einzusteigen. Wem dies nicht genug ist, kann sich auf Segas offizieller Yakuza-Seite weitere Informationen zum Plot oder den Charakteren anschauen.

In Onomichi einer Stadt der Präfektur Hiroshima macht sich Kazuma Kiryu auf die Suche nach Harutos Vater

Das Gameplay der neuen Engine fühlt sich hervorragend an. Die störenden Ladebildschirme gehören der Vergangenheit an. Stattdessen kann Kiryu-San Gebäude nun ohne Unterbrechung betreten. Auch bei den Kämpfen macht sich dies bemerkbar und ist eine hervorragende Verbesserung. Die nun komplett offene Umgebung lässt das Spiel noch lebendiger wirken. Dazu trägt auch die Grafik ihren Teil bei. Kamurocho bei Nacht, die Neonlichter und die perfekte Soundabmischung hauchen der Stadt neuen Atem ein. Fast wirkt Kamurocho wie ein eigener Charakter, der sich über viele Titel und Jahre entwickelt hat. Obwohl der Stadtbereich verkleinert wurde, fällt dies aufgrund der vielen Verbesserungen nicht allzu negativ auf.

Die neue Engine lässt Kamurocho erstrahlen und macht das lebedinge Viertel zu einer Augenweide

Daneben funktioniert auch das Kampfsystem aufgrund der neuen Engine deutlich besser. Zwar habt ihr nur noch einen Kampfstil, weniger Moves und weniger Heat Actions, dennoch präsentieren sich die Prügelein angenehm schnell und flüssig. Habt ihr anfangs nur wenige Möglichkeiten zur Abwechslung, könnt ihr schnell weitere Skills und Heat Actions freischalten. Zudem besitzt Kazuma nun von Anfang an den Extreme Heat Modus, welcher weitere spezielle Attacken eröffnet und euch generell mehr Schaden austeilen lässt. Aufwerten könnt ihr euren alternden Yakuza über fünf verschiedene Kategorien von Erfahrungspunkten, die ihr für Kämpfe, Missionen oder auch durchs Zunehmen von Nahrung erhaltet.

Mit fünf Kategorien von Erfahrungspunkten schaltet ihr nach und nach neue Fähigkeiten frei

Fällt es anfangs noch negativ auf, macht es rein von der Geschichte durchaus Sinn Kiryu als einzigen spielbaren Charakter zu haben. Wie in Yakuza 4, 5 und 0 mehrere Protagonisten zu haben, hätte der Abwechslung zwar gut getan, wäre aber für das letzte Abenteuer unseres Helden und der teils sehr persönlichen Geschichte nicht gerecht geworden. Weniger nachvollziehbar ist allerdings, dass Charaktere wie Taiga Saejima, Goro Majima und Shun Akiyama nur kurz zu sehen sind. Einige der Figuren waren an wichtigen Stellen in Kiryus Leben zugegen und hätten eine größere Rolle verdient. Die meisten verkommen zu kleinen Randcharakteren, denen wenig Bedeutung zugemessen wird.

Der ernsten Hauptgeschichte stehen die beliebt-verrückten Substories zur Seite. Wie immer erzählen diese ihre ganz eigenen, absurden Geschichten und lockern das sonst so ernste Drama auf. Mal hören wir uns die Geschichte einer Zeitreisenden an, an anderer Stelle testen wir eine App mit einer abtrünnigen AI oder schlüpfen in die Rolle eines Maskottchens der Stadt Onomichi und müssen dieses überzeugend darstellen. Die hervorragenden japanischen Synchronsprecher tragen dazu natürlich einen großen Teil bei. Mag manchen Leuten das Overacting und die schrille Inszenierung zwar eher negativ auffallen, kommen Fans hier voll auf ihre Kosten. Da mittlerweile jeder Dialog vertont ist, wurde dementsprechend auch alles untertitelt, was bei der Größe von Yakuza 6 eine Mammutaufgabe ist. Daher muss man auch vor dem Lokalisierungsteam wieder seinen Hut ziehen. Die exzellenten englischen Untertitel geben den Humor getreu wieder und scheinen fehlerfrei.

In einer der Substories schlüpft ihr ins Kostüm eines Stadtmaskottchens

Natürlich gibt es etliche weitere Minispiele. Baseball, was in den anderen Teilen eher spärlich ausgebaut war, präsentiert sich in Yakuza 6 im neuen, deutlich verbesserten Gewand. Neben der Trainingshalle könnt ihr Baseball nun auch gegen anderen Mannschaften spielen. Fernab davon wurden auch bekannte Minispiele durchdacht überarbeitet. So beispielsweise Dart oder Karaoke. Auch der Hostessclub bietet euch ein gänzlich ausgefeilteres Dialogsystem. Wer des Kämpfens müde ist, kann außerdem Tauchen und mit der Harpune nach Fischen jagen, im Online-Videochat mit leichtbekleideten Damen Spaß haben oder im Club Sega Klassiker wie Outrun und Puyo Puyo daddeln sowie bei der Vollversion von Virtua Fighter 5 Final Showdown anderen vermöbeln. Puyo Puyo und Virtua Fighter lassen sich über das Hauptmenü sogar im Zwei-Spieler-Modus auswählen. Das mit Abstand größte Minispiel ist aber der Clan-Creator. Im neuen Modus, welcher sich wie in ein Echtzeitstrategiespiel steuert, müsst ihr mit euren Schlägern das gegnerische Team ausschalten. Dafür müsst ihr Kämpfer rekrutieren, die beispielsweise mit einzigartigen Fähigkeiten oder besonderen Boni aufwarten.

Erstmals trettet ihr auch Abseits des Batting Cages im Baseball an

Eine weitere gelungene Neuerung ist das Smartphone, welches gleichzeitig als Menü dient.Wie es der Titel selbst am Anfang treffend formuliert, ist man mittlerweile in der Gegenwart angekommen und benötigt nun keine Telefonzellen zum Speichern mehr. Dies kann jederzeit bequem über das Smartphone gemacht werden. Darüber hinaus gibt es die App Troublr, die euch in unregelmäßigen Abständen benachrichtigt und Nebenaufgaben bereitstellt. Auch die Karte zeigt nun deutlich mehr Informationen an, zudem können eigene Wegpunkte gesetzt werden.