AKTUELLES

theHunter: Call of the Wild

Ist theHunter wirklich eine Simulation, wie sie im Buche steht? Wie viel Jäger steckt im Spiel?

Sebastian · 25. Oktober 2017

Grauer Büroalltag, Großstadtleben und wenig Zeit für sich selbst. Wenn eine dieser Attribute auf dich zutrifft, musst du unbedingt etwas ändern. Wenn du dich nun fragst, was du tun sollst, könnte dieser Test eine mehr oder weniger gute Antwort auf diese Frage beinhalten. Es geht um theHunter: Call of the wild, der taufrische Titel des Entwicklers Expansive Worlds. Aber ist dieses Spiel seines Titels würdig?

Mit theHunter: Call of the Wild traut sich der Entwickler Expansive Worlds aus Stockholm in den Bereich der Jagd-Simulation und bringt die ein oder andere Überraschung mit sich. Komplexes Verhalten der Tiere, simulierte Ballistik, sehr realistische Akustik und vieles mehr werden versprochen. Das Spiel erschien bereits im Februar diesen Jahres für den PC und hat nun den Weg auf die Konsolen Xbox One und PlayStation 4 gefunden. Auf sage und schreibe 130 Quadratkilometern erstreckt sich das gesamte Areal des Spiels, aufgeteilt in Abschnitte in Europa und Nordamerika.

Ein Idyll zum anfassen

Haben wir das Spiel gestartet, befinden wir uns schon im Startbildschirm des Spiels. Nach der Wahl des Geschlechtes und des Charaktertypen, dürfen wir noch ein Gebiet wählen, in dem wir starten möchten. Haben wir uns für eines der beiden verfügbaren Gebiete entschieden, kann es auch schon losgehen. Wir befinden uns in der Ego-Perspektive und blicken auf eine wunderbare Landschaft mit einer schönen Flora und Fauna, und viel Wild. Die Sonne strahlt, die Natur ist in voller Pracht zu erblicken, genauso wie man sich einen schönen Ausflug in die Natur vorstellt. Leider kommt das Spiel, welches mit Begriffen wie Realismus und Simulation daherkommt, auch nicht ganz ohne ein Smartphone aus. Zugegeben, es ist auch wirklich sehr schwer in der heutigen Zeit, alle erwarteten Informationen in einer anderen Art und Weise dem Spieler zur Verfügung zu stellen, ohne 100 Fenster über dem Spielablauf sehen zu müssen. So müssen wir uns daran gewöhnen, dass man links unten im Bildschirm immer ein Smartphone in der Hand des Protagonisten sieht. Ignorieren wir dieses kleine Detail, denn wir möchten die Natur genießen und ein paar Tiere aufs Korn nehmen. Die Jagd kann beginnen!

Wir starten mit einem kleinen Tutorial. Einige Basics wie das Laufen, Kriechen und Bewegen werden erklärt, ebenso wie man das Fernglas benutzt, um potentielle Ziele zu entdecken. Es ist Conni die Wildhüterin, die uns mit den ersten Details versorgt und uns klar macht, dass wir den Spuren der Tiere folgen müssen. Das tun wir natürlich. Schnurstracks bewegen wir uns durch Pflanzen und Gräser und schauen, wohin uns das Spiel führt. Die Spuren der Tiere werden mit kleinen hellen Abdrücken im Boden angezeigt und weisen uns darauf hin, wohin wir gehen müssen, um auf unser Tier zu treffen. Es wäre keine Jagd-Simulation, wenn es nicht auch auf die Details ankommen würde. Unser Puls erschwert das anvisieren der Ziele, die Ausdauer ist begrenzt, Gerüche unseres Körpers verschrecken die Tiere, Spuren die wir hinterlassen, macht die Tiere misstrauisch und das Jagen somit beinahe unmöglich.

Die Lizenz zum töten

Ein Reh steht plötzlich vor uns. Ein kurzer Druck auf die L2-Taste begibt uns – wie bei allen Shootern mittlerweile etabliert – in den Anvisieren-Modus. Kurz gesagt: Jetzt wird scharf geschossen! Conni sagt uns, dass wir die Luft anhalten müssen, damit wir das Ziel besser anvisieren können. Mit dem Druck auf die L3-Taste (Linken Stick drücken), haben wir kurz die Möglichkeit, dass wir das Fernrohr genauer platzieren können. Wunderbar ist, dass das Spiel an dieser Stelle auf eine weit verbreitete Bullet-Time beziehungsweise Slowmotion verzichtet, die das Spiel für einen kurzen Zeitraum verlangsamt und es dem Spieler einfacher macht. Haben wir unser Ziel gut im Blick in im Visier, müssen wir nur noch die R2-Taste drücken, um dem Tier die letzte Ehre zu erweisen. Schuss!

Unser Ziel ist tot, zumindest wenn die Sache mit dem Zielen funktioniert hat. Wir gehen zur Beute und können diese nun untersuchen und als Trophäe anerkennen. Ein einfaches “das Tier ist tot, hier sind deine 500 Punkte” gibt es bei theHunter nicht, ganz im Gegenteil. Untersuchen wir die Beute, finden wir Gewicht und den Zustand des Tieres, Ballistische Informationen werden preisgegeben, auch der Winkel des Projektils werden hier in aller Ausführlichkeit preisgegeben. Was den einem makaber erscheinen mag, ist vor allem für Fans der Jagd ein schönes Detail. Auch Gewicht und Informationen zum Fell werden im Infobereich preisgegeben. Es scheint, als würden wir wirklich auf der Jagd sein. Aus Sicht der Spieler eine tolle Möglichkeit, seine Fähigkeiten und Statistiken aufzubessern. Tierschützer sollten hier lieber das Weite suchen.

Man wächst mit seinen Aufgaben

theHunter bringt neben der Natur und vielen kleinen Details auch die Möglichkeit mit, sich mit der Zeit zu verbessern. Ein Fertigkeitenbaum zeigt uns, in welche Richtung wir uns entwickeln können. So kann man seine Attribute zum Beispiel in die Richtung der Tarnung legen und so einige Verbesserungen erfahren, wie zum Beispiel das Gehör, womit man Tiere einfacher erkennen kann. Auch ist es im späteren Verlauf des Spiels möglich, sich mit einem ATV (Quad fürs Gelände) die Zeit zu vertreiben und Abschnitte schneller erreichen zu können. Aber Obacht: Motorengeräusche und der Geruch von Benzin spielt euch ebenfalls in die Karten und verscheucht die Tiere.

Die Sache mit der Moral

Auch wenn es im Spiel um das Jagen und letztendlich Töten von Tieren geht, geht man mit dem Thema sehr aufgeklärt und erwachsen um. Es geht bei theHunter weniger um das Schießen, sondern vielmehr um das Drumherum. Das Vorbereiten, Schleichen und Ausübung an sich sind die Kernpunkte, um die es den Entwicklern im Kern geht. Es wird auch stets darauf hingewiesen, dass ein Tier niemals leiden sollte und entsprechende Zonen am Körper getroffen werden sollten. Schießwütige kommen bei diesem Spiel definitiv nicht auf ihre Kosten.

Technische Kompromisse

Auch wenn das Spiel optisch ein Leckerbissen ist, hat das Leveldesign so seine Tücken. Es kommt immer wieder mal zu ein paar Clipping-Problemen, die dafür sorgen, dass man durch Steine kriechen kann oder im Boden versinkt. Auch die Genauigkeit der Abstände zwischen Elementen lässt zu wünschen übrig. Einzig und allein die Größe der Gebiete machen dieses kleine Ärgernis wieder wett. Ebenso ist der Dialog zwischen Conni, die euch mit Informationen und einer kleinen Hilfestellung betreut, nicht immer ganz synchron. So kommt es gerne einmal vor, dass sie Euch erklärt wie man schießt, obwohl man den Schuss schon vor einiger Zeit abgefeuert hat. Die Steuerung hätte noch das ein oder andere Finetuning vertragen können. Manchmal ist es mehr als hakelig, wenn man sich im Dickicht bewegt und gerade jetzt eine ruhige Hand benötigt.