Kennst Du Dark Project: Der Meisterdieb?

Entwickelt von Looking Glass Studios, den Machern der System Shock-Reihe, war Thief: The Dark Project (1998, in Deutschland Dark Project: Der Meisterdieb; vermutlich, weil kaum ein Deutschmuttersprachler in der Lage ist, das Wort ‚Thief‘ auszusprechen), einer der bekanntesten frühen Vertreter des Stealth-Genres und erschien im selben Jahr wie Metal Gear Solid. Es kombinierte geschickt die […]

Dawid Gryndzieluk · 29. Dezember 2015

Entwickelt von Looking Glass Studios, den Machern der System Shock-Reihe, war Thief: The Dark Project (1998, in Deutschland Dark Project: Der Meisterdieb; vermutlich, weil kaum ein Deutschmuttersprachler in der Lage ist, das Wort ‚Thief‘ auszusprechen), einer der bekanntesten frühen Vertreter des Stealth-Genres und erschien im selben Jahr wie Metal Gear Solid. Es kombinierte geschickt die Elemente Stealth, Nahkampf und sogar Horror.

Der Spieler übernimmt die Rolle des Diebes Garrett, der von einer ominösen Kaste von Gelehrten, den Hütern, ausgebildet wurde und für ihre geheime Agenda eingesetzt wird. Natürlich bereichert sich ein selbstloser Held wie Garrett während seiner Aufträge größter politischer Wichtigkeit nur ganz nebenbei in den Anwesen, in die er einbricht. De facto wird alles mitgenommen, was nicht festgenagelt ist, denn die Beute wird benötigt, um für zukünftige Aufträge bessere Ausrüstung zu kaufen. Das haben nämlich der Meisterdieb und James Bond gemein: den Hang zu technischem Spielzeug.

Garrett nutzt in erster Linie einen Bogen für seine nächtlichen Erkundungstouren und besitzt ein stattliches Arsenal an Pfeilen. Zu den Klassikern dürften der tödliche Breitkopfpfeil und der Wasserpfeil gehören, der mit einer Spitze versehen ist, die die zahlreichen Fackeln im Spiel löschen kann. Die Dunkelheit ist ein zentrales Gameplayelement und kann zur Tarnung genutzt werden, doch auch Leichen können bequem in schattigen Ecken platziert werden. Als Indikator für die Sichtbarkeit des Protagonisten dient ein kleiner Stein am unteren Bildschirmrand, der sich situationsabhängig färbt.

Der Schwierigkeitsgrad ist recht hoch angesetzt, sodass Patrouillenpfade beobachtet und ausgenutzt werden müssen, um einen perfekten Lauf hinzubekommen. Im Notfall kann der Dieb auch sein Schwert ziehen, doch der Lärm lockt in der Regel weitere Nachtwächter an und endet im Desaster. Erst Assassin’s Creed (2007) machte viele Jahre später ein Kinderspiel aus einer Schar professioneller Soldaten.

Niemals werde ich das zweite Level vergessen, in dem man in ein Gefängnis durch eine stillgelegte Mine von unten einbricht, um einen Häftling zu befreien. Gerüchten zufolge spukte es dort und tatsächlich trifft man dort auf einige Zombies, die unbesiegbar sind. Angesichts der Tatsache, dass ich zum Erscheinungsdatum etwa zehn Jahre alt war, löste dies überwältigenden Stress in mir aus und ich konnte es nicht beenden. Es vergingen Jahre, bis ich Thief auf Steam erneut kaufte und mit erwachsenem Heldenmut den Dämonen meiner Kindheit die Stirn bieten konnte und feststellte, dass ein geweihter Wasserpfeil die Zombies zerplatzen ließ. Ein weiteres Trauma meines Lebens erfolgreich bekämpft!

Thief ist absolut empfehlenswert und sowohl mit als auch ohne Mods heutzutage genießbar. Wie alle Spiele der frühen 3D-Ära altert es optisch nicht sonderlich erhaben, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch. Ebenso erwähnenswert finde ich die beiden Nachfolger Thief II: The Metal Age (2000) und Thief III: Deadly Shadows (2004). Zum Reboot von 2014 (einfach nur Thief) kann ich leider mangels Erfahrung nichts aussagen.

Thief: The Dark Project kann für etwa zehn Euro auf den gängigen Plattformen erstanden werden und ich kann es jedem nur ans Herz legen, der ein Machwerk voller Innovation aus dem goldenen Zeitalter des PC-Gamings nochmal erleben möchte.