Top 10 – Visual Novels/ Japanische Adventures Teil 5
Hier nun der letzte Teil meiner Top 10 Visual Novels Reihe mit den Plätzen 2 und 1!
Platz 2 – Steins;Gate
Entwickler: 5pb. und Nitroplus
Publisher: 5pb. und Nitroplus
Plattform: Windows, PS Vita, PS3
VNDB.org
Die Geschichte von Steins;Gate dreht sich um den selbsternannten verrückten Wissenschaftler Kyōma Hōōin, dessen richtiger Name eigentlich Rintarō Okabe ist. Während einer Tagung über Zeitreisen im Tokyoer Stadtteil Akihabara findet Okabe die Leiche einer jungen Wissenschaftlerin. Geschockt sendet er seinem Freund Hashida Itaru eine SMS, woraufhin sich alles ändert.
Mehr darf zur Geschichte von Steins;Gate mit Sicherheit nicht gesagt werden. Wie bei jeder Visual Novel ist es empfehlenswert, das Herzstück (die Story) nicht zu kennen und komplett ahnungslos in den Titel zu gehen.
Das Gameplay ist wenig abwechslungsreich. Im Gegensatz zu Spielen wie 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors oder auch Ace Attorney lest ihr bei Steins;Gate praktisch die ganze Zeit. Bei bestimmten Abschnitten im Spiel gibt es dann Entscheidungspunkte, die sich je nach Entscheidung auf den weiteren Verlauf auswirken und euch eins der vielen Enden näher bringen. Selbstverständlich gibt es auch wieder ein wahres Ende, das bestimmte Aktionen und Entscheidungen voraussetzt.
Kurzreview:
Steins;Gate hat einen durchaus gewöhnungsbedürftigen visuellen Stil, welcher mir aber nach kurzer Zeit schon sehr gut gefallen hat. Die Charaktere sind extrem vielschichtig und wirklich sehr gut geschrieben. Obwohl man anfangs Stereotypen und Klischees sieht, wird nach längerer Spielzeit klar, dass dem nicht so ist. Im Gegensatz zu eindimensionalen Nebencharakteren, weist jeder eine bestimmte Persönlichkeit auf, die ihm Leben einhaucht und dem Spieler ans Herz wachsen lässt.
Wer an Wissenschaft – insbesondere Quantenphysik – interessiert ist, dem kommt das Spiel genau recht. Um nicht komplett verloren und ahnungslos dazustehen, bietet der Titel zudem ein jederzeit aufrufbares Wiki mit Schlagwörtern, die ihr im Spiel aufschnappt und dort noch einmal ausführlich erklärt bekommt.
Auch die etlichen Referenzen der Popkultur sind nicht aufdringlich, sondern optimal eingesetzt. So wird zum Beispiel mit bestimmtem Internet Slang auf das Board 4chan hingewiesen, im Spiel @channel genannt.
Die lokalisierten englischen Texte sind phänomenal und die japanische Synchronisation – die gleiche wie im Anime – ist überragend. Miyano Mamoru, der beispielsweise auch Light aus Death Note spricht, gibt hier eine Meisterleistung ab. Er schafft es, die ernsten und witzigen Charakterzüge von Okabe perfekt darzustellen.
Gut gefallen hat mir beim Titel, dass das Mobiltelefon, welches jederzeit aufgerufen werden kann, einen großen Faktor bei den Entscheidungen ausmacht. So kann man Anrufe oder Nachrichten ignorieren, oder natürlich antworten und ändert somit Teile der Geschichte.
Falls ihr keine Lust auf eine weitere Visual Novel habt, könnt ihr Steins;Gate auch als Anime genießen, mittlerweile sogar auf Deutsch, wobei ich eher die japanische Synchronisation empfehlen würde. Der Anime bietet im Gegensatz zur Novel natürlich keine multiplen Routen und Enden, das wahre Ende bildet aber zum Glück den Abschluss. Ich kann euch den Anime auf jeden Fall wärmstens ans Herz legen, auch wenn man das Spiel danach noch testen möchte. Auch ich hatte zuerst vor mehreren Jahren die Serie geschaut und erst letztes Jahr den Titel gespielt. Selbstverständlich bleibt es euch überlassen, in welcher Form ihr Steins;Gate konsumiert, nur solltet ihr definitiv reinschauen/reinspielen.
Platz 1 – Zero Escape Vol. 2 – Virtue’s Last Reward
Entwickler: Chunsoft
Publisher: Rising Star Games
Plattform: Nintendo 3DS, PlayStation Vita
VNDB.org
Obwohl in den Visual Novel-Artikeln keine Spieleserie doppelt vorkommen sollte, bildet Virtue’s Last Reward – im Folgenden durch VLR abgekürzt – die Ausnahme der Regel, da es sich um keine direkte Fortsetzung zu 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors – 999 – handelt. Erst mit VLR kam der Übertitel Zero Escape hinzu.
Im Gegensatz zu 999 spielt ihr nicht die normale Nonary Game Version, sondern das Nonary Game: Ambidex Edition, welches von Zero III überwacht und geleitet wird. Der Hauptaspekt liegt diesmal auf Vertrauen, wie die Tagline des Spiels „So what’s it’s going to be? Will you prove your virtue and choose ‚Ally‘? Or will you choose ‚Betray‘ and send your allies to their last reward?“ andeutet.
Die Geschichte dreht sich um den Studenten Sigma Klim, welcher entführt wird und mit acht weiteren Personen in einer Fabrik aufwacht. Die neun unterschiedlichen Charaktere müssen das Nonary Game spielen und versuchen, Punkte anzusammeln, um fliehen zu können. Dabei schreitet ihr wieder durch etliche Puzzleräume und erlebt die irrsinnigsten Wendungen und eine der besten Geschichten der Videospielwelt.
Wieder sind an den Handgelenken der 9 Charaktere Geräte befestigt, die die Zahl 3 sowie das Wort „Pair“ oder „Solo“ in den Farben rot, blau oder grün anzeigt. Die Punkte zeigen den derzeitigen Bracelet Points-Stand an (BP), die durch Gewinnen und Verlieren im AB Game erhöht oder verringert werden. Hat eine der Personen zuerst 9 Punkte, kann er durch eine Tür in der Fabrik entkommen, die sich allerdings nur ein einziges Mal öffnen lässt und danach nie wieder. Die Worte „Pair“ und „Solo“ entscheiden, ob beim nächsten AB Game im Doppel oder alleine gewählt wird, die Farben hingegen geben die Teams an. In den Armbändern ist weiterhin Gift integriert und bei einem Punktestand von 0 oder einem Minuswert wird dieses dem Träger verabreicht, woraufhin er stirbt.
Das AB Game basiert auf der Spieltheorie des „Gefangenendilemmas“. Bei VLR tritt dies wie folgt auf:
Es wird in Gruppen von drei gespielt. Die beiden Spieler des „Pairs“ und der Solo-Spieler treten gegeneinander an und müssen sich entscheiden entweder Ally – Vertrauen – oder Betray – Verraten – zu wählen. Wird von beiden Seiten Ally gewählt, werden 2 Punkte gutgeschrieben. Wählt ein Team Betray und das andere Ally, gewinnt der Verräter 3 Punkte, das andere Team verliert 2 Punkte. Wird auf beiden Seiten Betray gewählt, gibt es +/- Null Punkte.
Weiterhin bietet der Titel 28 Enden, die sich aus 11 schlechten, 9 jeweiligen Charakter-Enden, 6 Standard Game Overs und dem wahren Ende zusammensetzen. Wer zählen kann, merkt, dass es sich hier nur um 27 Enden handelt, da das letzte erst nach dem wahren Ende auftritt und einen Ausblick auf den damals noch unangekündigten Nachfolger gab.
Kurzreview:
Um die wichtigste Frage vorweg zu beantworten. Kann man VLR spielen, ohne zuvor 999 beendet zu haben? Jein. Natürlich könnt ihr den Titel spielen, da die großen und wichtigen Plotdetails im Verlauf des Spiels nochmal rekapituliert werden, allerdings spoilt ihr euch so natürlich 999 und zusätzlich werdet ihr etliche Anspielungen und Auflösungen nicht wirklich nachvollziehen können.
Der Großteil von VLR besteht aus Leseabschnitten, mehr noch als in 999, allerdings wurden auch die Puzzleräume überarbeitet und bieten noch mehr Vielfalt. Generell ist die Spielzeit deutlich angehoben. Ich persönlich habe für 100% rund 40 Stunden benötigt. Der Titel ist also durchaus sein Geld wert, wenn man Wert auf eine lange Spielzeit legt.
Des Weiteren wurden die 2D Modelle gegen 3D Modelle ausgetauscht. Auch die Graphik an sich hat einen recht großen Sprung gemacht, wobei die eher gewalttätigen Szenen entschärft wurden.
Ein großer Unterschied ist, dass VLR eine komplette englische und japanische Synchronisation bietet. Leider ist die exzellente englische Synchronisation nur in der nordamerikanischen Version zu hören. Zumindest für Vita-Spieler ist dies nicht wirklich schlimm, da der Handheld zum Glück regionsfrei ist. 3DS Spieler, die nur ein europäisches Gerät besitzen, müssen zwangsläufig mit der japanischen Synchronisation auskommen, zu der ich leider nicht viel sagen kann. Dennoch habe ich auch darüber nur Gutes gehört.
Ihr habt die Möglichkeit, auf beiden Geräten entweder die Sticks und Buttons zu benutzen, oder natürlich den Touchscreen. Beide Möglichkeiten funktionieren einwandfrei und geben sich nicht viel.
Die Charaktere sind mysteriös und keiner gleicht dem anderen. Besonders herausstechend für mich war Phi. Zusammen mit Protagonist Sigma wacht ihr in einem kleinen Raum auf. Es wird direkt klar, dass die clevere Phi einige Geheimnisse hat, die es aufzudecken gilt. Doch nicht nur sie ist interessant, jeder weitere Charakter hat gewisse Merkmale, die ihm Tiefe geben. Während der Textabschnitte war es mir ein wahres Vergnügen, immer mehr über die Personen herauszufinden, die Fragen, welche das Spiel aufwirft, nach und nach zu lösen sowie die kleinen Fragmente zum großen Ganzen zusammenzusetzen.
Nebst perfekter Synchronisation ist auch die Sounduntermalung ein Träumchen. Die Stücke, komponiert von Shinji Hosoe, sind abwechslungsreich und einprägsam . Einige Stücke sind aus 999 übernommen, werden aber in den passenden Momenten abgespielt.
Alles in allem kann ich sagen, dass Virtue’s Last Reward für mich eins der besten Spiele aller Zeiten ist und neben dem ersten Platz dieser Liste auch einen Platz in meiner Top 10 der besten Spiele aller Zeiten verdient. Ich denke, jeder Gamer, egal ob interessiert an Visual Novels oder nicht, sollte den Titel wenigstens ausprobiert haben.