TESTS

Crossroads Inn

Klabaters Tavernensimulation verbindet Aufbaustrategie mit Rollenspielaspekten

Louis Kugler · 27. November 2019

Nachdem wir uns bereits auf der Gamescom beim Stand vom polnischen Publisher Klabater unter anderem von einer frühen Version von Crossroads Inn überzeugen konnten, hatten wir nun auch die Gelegenheit, das veröffentlichte Spiel zu testen. Die inhouse entwickelte Tavernensimulation erschien am 23. Oktober und ist Stand heute bereits auf Patch 2.0, es wird also noch fleißig weiterentwickelt und an Bugs gearbeitet.

Technische Anforderungen und Performance

Damit euer Spiel flüssig läuft, solltet ihr mindestens über einen vernünftigen Zweikernprozessor verfügen, 4 bis 6 GB RAM haben und eine dezidierte Grafikkarte besitzen. Crossroads Inn ist graphisch allerdings nicht besonders beanspruchend, sodass hohe FPS Zahlen einerseits keine Herausforderung darstellen und aufgrund der Natur als Einzelspieler-Simulation auch nicht die höchste Wichtigkeit haben. Auf dem Testrechner mit einer GTX 1080 lief das Spiel in 4K im Ultra Preset stabil mit 70+ fps – keine Meisterleistung an Optimierung, aber auch kein Grund für Beschwerden.

Erster Eindruck

Crossroads Inn begrüßt den Spieler mit einem einstimmenden Trailer, einem schön gestalteten Menü und lässt direkt Zweifel aufkommen, weil die Untermenüs schon nicht ganz mithalten können. Man merkt, dass das durch eine Kickstarterfinanzierung angestoßene Projekt eher ein Indie-Titel als eine durchdesignte Großentwicklung ist. Die Hintergrundmusik ist allerdings sehr stimmig und eindeutig gelungen.

Spielerlebnis

Neben dem Sandbox Modus und verschiedenen Szenarien beinhaltet Crossroads Inn einen Kampagnenmodus mit 12 möglichen Enden, Wiederspielbarkeit ist also in begrenzter Weise möglich. Nach zwei klasse Einführungstrailern, die die Welt näher bringen, landet ihr auch schon im Spiel. Als Neffe eures Onkels Martyn, der eine Taverne an der Grenze von drei Reichen besitzt, die sich im Konflikt befinden, werdet ihr im Laufe des Spiels mit diversen Charakteren konfrontiert, die ihr entweder für euch gewinnen könnt, oder deren Zorn ihr auf euch zieht. Die gesamte Kampagne ist Questgetrieben, hat verschiedene Erzählstränge und Nebenquests und beginnt mit einer Versorgungskrise. Der örtliche Adelige hat ein Monopol auf den Weinverkauf und seine Preise könnt ihr euch selbstverständlich nicht leisten. Da ist es natürlich nur logisch euch mit Gesetzlosen zusammenzutun und auf Schmuggel zurückzugreifen, bei dem ihr euch aber nicht erwischen lassen solltet.

Um den Adeligen von Inspektionen eures Etablissements abzubringen, stehen euch für den rein textbasierten Dialog hierbei fünf verschiedene Eigenschaften zu Verfügung, mit denen ihr ihn und weitere NPCs überzeugen könnt. Je nach NPC und zugehöriger Fraktion sind Oratorium, Weisheit, Täuschung, Drohung oder Leidenschaft die beste Wahl. Da ihr diese Skills im Spielverlauf levelt und die Charaktere sich unterschiedlich leicht überzeugen lassen wird als Hilfestellung für jede Gesprächsoption eine Erfolgschance für einen positiven Verlauf eingeblendet.

Neben euren eigenen Skills müsst ihr zudem die Skills eurer Angestellten im Blick behalten. Neben passiven Eigenschaften wie „Trunkenbold“, „faul“ oder „fröhlich“, hat jeder eurer Bediensteten Slider, mit denen ihr die Qualität, Schnelligkeit und Loyalität einstellen könnt – selbstverständlich kann man nicht alle drei gleichzeitig maximiert haben. Zuletzt müsst ihr noch Prioritäten für verschiedene Tätigkeiten eurer Bedienungen, Handlanger und Köche einstellen, dies geht auf einen individuellen Level, ist aber vor allem im späteren Verlauf sehr umständlich, da alles in separaten Untermenüs versteckt ist und nicht auf einen Blick sichtbar ist, wie dies beispielsweise bei Oxygen not Included der Fall ist.

Dies zieht sich auch durch das gesamte Spiel. Viele Infos kann man finden, allerdings muss man wissen, dass es diese auch gibt und man muss das Untermenü des Untermenüs finden, auf dem diese schließlich zu sehen sind. Selbst ein mit Informationen überladenes Spiel wie Europa Universalis IV macht dies besser.

Neben der relativ schnell automatisierten Bewirtung der Gäste beschäftigt ihr euch mit dem Erfüllen von Quests, dem Handel auf der Weltkarte, bei dem ihr die Preise diverser Städte und Händler vergleichen solltet, sowie natürlich dem Bau und der Erweiterung eurer Taverne. Hinzu kommt das Management der Gästegruppen. Während normale Bürger relativ leicht zufriedenzustellen sind, verlangen Gesetzlose eine relativ düstere Einrichtung und Adelige relativ komplizierte Gerichte.

Bewertung

Crossroads Inn ist eine Indie Entwicklung und das merkt man auch. Nicht ganz optimale Performance gepaart mit diversen Bugs – so bleiben manche Angestellten oder Gäste manchmal stecken – und seltenen Spielabstürzen lassen leider kein optimales Gameplay zu. Hinzu kommen die verwirrenden und unnötig komplizierten Menüs und Untermenüs, die das Auffinden und Management von Dekos, Gerichten und Personal schwerer machen als notwendig. Nichtsdestotrotz ist der Spielspaß nicht zu unterschätzen, die Quests sind interessant, die Gästegruppen und NPCs zahlreich und divers und die Spielidee ziemlich einzigartig. Vor allem die Aspekte als Tavernensimulation sind durchaus gut, während der Rollenspielaspekt zwar sichtbar ist, aber nicht unbedingt die Tiefe hat, die man von reinen Rollenspielen erwarten kann. Wer sich mit einigen Bugs abfinden kann und eher einen Early Access Titel als ein fertiges Spiel akzeptieren kann, den erwarten mindestens rund 15-20 Stunden Unterhaltung.

Crossroads Inn ist in der Basisversion für 19,99€ auf Steam erhältlich und bekommt momentan 71% positive Bewertungen. Von uns gibt es ein